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- AZ 37/2009
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Gefährliche Umwege
Der Vertriebsweg für Arzneimittel in Deutschland wird vielfach kontrolliert und hat ein sehr hohes Sicherheitsniveau. Absolute Sicherheit gibt es nirgendwo, aber man kann nach höchstmöglicher Sicherheit streben. Wie in jedem komplexen System steigt auch bei der Arzneimittelversorgung die Fehlerwahrscheinlichkeit mit der Zahl der störungsanfälligen Vorgänge. Dies ist das grundsätzliche Argument gegen lange Umwege von Arzneimitteln, auch über legale Handelswege innerhalb der EU. Nun hat eine Fälschung Eingang in den legalen Vertriebsweg gefunden. Auch wenn die Tabletten wohl echt sind und "nur" die Verpackung gefälscht wurde, leidet das Image der legalen Vertriebskette darunter.
Offenbar ist die Ware über einen Zwischenhändler in den Handel gelangt. Ob es unter den Zwischenhändlern schwarze Schafe gibt oder ob sie selbst Opfer von Betrügern sind, muss im Einzelfall die Staatsanwaltschaft prüfen. Doch bleibt die Erkenntnis, dass eine lange und verzweigte Kette anfälliger für Störungen und Missbrauch ist als eine kurze Kette – und jede Kette nur so stark wie ihr schwächstes Glied sein kann. Wenn Apotheken schon wegen kleinster wirtschaftlicher Vorteile durch das Stückeln in die Kritik geraten, scheint es schwer verständlich, warum für Großhändler die Möglichkeit besteht, ihre Margen durch schwer nachvollziehbare Vertriebswege aufzubessern. Der Ruf nach streng festgeschriebenen Vertriebswegen mit einem Großhandel, der nur beim Hersteller kaufen darf, liegt daher nahe. Doch vermutlich würde eine so strenge Regel neue Probleme aufwerfen und den Herstellern eine unverhältnismäßige Machtposition garantieren. Als Kompromiss könnte ein Rückverfolgungssystem für jede einzelne Packung dienen, zumindest für teure fälschungsanfällige Ware. Ob die Krankenversicherungen diesen Aufwand am Ende über den Preis honorieren würden, bleibt jedoch offen.
Fazit: Auch auf dem legalen Vertriebsweg gibt es keine absolute Sicherheit. Dies kann aber kein Argument sein, den Kampf verloren zu geben, die Anforderungen zu senken, weitere Versorgungsumwege zu legalisieren und den Arzneimittelmarkt weiter zu öffnen. Vielmehr sollte es ein Ansporn sein, vorhandene Lücken zu schließen, überflüssige Umwege möglichst zu vermeiden und auch die legalen Wege noch sicherer zu machen.
Thomas Müller-Bohn
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