Wahl-Qual?

Klaus G. Brauer

Die Stimmung in der politischen Arena ist mau. Lustlos und müde quälen sich die Gladiatoren, wie mit angezogener Handbremse, in Richtung 27. September, zur Bundestagswahl. Seit Wochen kaum Bewegung in den Umfragen: Die SPD – mutlos und abgeschlagen – klebt bei 22 bis 24%. Nur Münte sorgt für Heiterkeit: Die Kanzlerin solle schon mal die Koffer packen. Das meint: Die SPD wird noch stärkste Partei – oder hofft er doch noch, auch im Bund, mit der Linken auf "Rot-Rot-Grün"? Selbst dafür stehen die Chancen schlecht. Zwar beharken sich Union und Liberale derzeit, als stünden sie mit ihrem angestrebten Bündnis am Ende, nicht am Anfang. Dennoch sehen die Institute Schwarz-Gelb bei konstant 50 bis 51%. Wegen der für die CDU/CSU diesmal zu erwartenden Überhangmandate würde das für eine deutliche Mehrheit der Sitze reichen.

Ob die Ergebnisse der Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen und im Saarland noch einmal für frischen Wind sorgen? Kurz vor der Wahl schien klar: Sachsen geht an Schwarz-Gelb. In Thüringen könnte es für Rot-Rot-Grün reichen – aber die Linke liegt vor der SPD. Geht die SPD dann, wenn sie den Ministerpräsidenten nicht stellen darf, lieber in eine große Koalition mit der CDU – als Signal für Berlin, um sich vielleicht dort in eine Neuauflage der Großen Koalition zu retten?

Interessant ist das Saarland – besonders für uns Apotheker. Nicht wenige von uns werden der dortigen CDU eine ordentliche Klatsche gönnen. Dass und vor allem wie der damalige Gesundheits- und Justizminister Josef Hecken (CDU, inzwischen Präsident des Bundesversicherungsamtes) und sein Staatssekretär Wolfgang Schild (CDU, immer noch im Amt) mit DocMorris gemeinsame Sache gemacht haben, wie sie sich kaltschnäuzig und anmaßend über das Fremdbesitzverbot hinweggesetzt haben und der Kapitalgesellschaft eine Apothekenbetriebserlaubnis zugeschanzt haben – das ist unvergessen. Der EuGH hat vorgeführt, wie schief sie lagen.

Natürlich machen auch Apotheker ihre Wahlentscheidung nicht ausschließlich von den gesundheits- und apothekenpolitischen Positionen der Parteien abhängig. Ein bisschen aber schon – so ist zu vermuten. Wir haben deshalb nachgefragt. Heute und in den nächsten Ausgaben der DAZ und der AZ werden Sie Interviews und Statements von Repräsentanten der Parteien lesen können. Manches dabei scheint paradox. Machen Sie sich Ihr Bild.


Klaus G. Brauer

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