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Arzneimittel und Therapie
Ballonkatheter verhindert Verengung der Beinarterien
Bei der koronaren Herzkrankheit werden mit Paclitaxel oder Sirolimus beschichtete Stents seit Jahren als eine etablierte und erfolgreiche – wenn auch nicht unumstrittene – Behandlungsmethode angesehen. Bei der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit werden in der Regel bisher keine Stents implantiert: Für die Therapie von Gefäßverengungen der Beine, einer speziellen Form der Arteriosklerose, ist die Dehnungsbehandlung von Gefäßen ein weit verbreitetes Verfahren und eine gute Alternative zur Bypassoperation. Ein zehn bis 15 cm langer Ballonkatheter wird hierbei in die Arterie eingeführt und an der verengten Stelle aufgeblasen, um dadurch das Gefäß auf seine normale Weite aufzuweiten. Allerdings verengen sich die so behandelten Gefäße nicht selten nach sechs bis 24 Monaten wieder, da an der behandelten Stelle Narbengewebe entstehen kann. Beim Oberschenkelgefäß tritt dies sehr häufig, das heißt in über 50% aller Fälle auf.
Mit Paclitaxel beschichteter Ballon dehnt die Gefäße
An der Radiologischen Klinik des Tübinger Universitätsklinikums konnte nun gezeigt werden, dass durch einen mit Paclitaxel beschichteten Ballon bei relativ kurzem Kontakt mit der Gefäßwand eine langfristige Wirkung, das heißt die Vermeidung einer neuerlichen Verengung, erzielt wird. Der Wirkstoff wird direkt auf den Ballon, mit dem die Engstelle aufgedehnt wird, aufgebracht. Beim Aufblasen wird dann gleichzeitig das Gefäß aufgedehnt und das Zytostatikum Paclitaxel in die verengte Gefäßwand gedrückt, wo es den gewünschten Effekt entfaltet. Die glatten Muskelzellen des Gefäßes, die ansonsten nach der Ballonaufdehnung anfangen zu wachsen und das Gefäß erneut einengen, hören auf, sich zu teilen. Das Gefäß bleibt offen und der Patient bekommt keine erneuten Beschwerden.
Langsamere Bildung von Restenosen
In der Local Taxane with Short Exposure for Reduction of Restenosis in Distal Arteries oder Thunder-Studie, die an Zentren in Berlin und Bad Krozingen durchgeführt wurde, nahmen 154 Patienten mit langgestreckten Stenosen in der Arteria femoralis und Arteria poplitea teil. Sie wurden in drei Gruppen randomisiert: In einer Gruppe wurde der neue Paclitaxel-beschichtete Ballonkatheter verwendet. In den beiden anderen Gruppen kam ein unbeschichteter Katheter zum Einsatz, bei einigen Patienten war das Kontrastmittel mit Paclitaxel angereichert, bei den anderen nicht. Im Ergebnis verlangsamte der beschichtete Katheter die Restenose in der Beinarterie signifikant. Nach sechs Monaten hatte sich das Lumen erst wieder um 0,4 mm eingeengt. In der Gruppe mit Paclitaxel-Spülung (im Kontrastmittel) betrug der Lumenverlust 2,2 mm und in der dritten Gruppe 2,7 mm. Nach zwei Jahren kam es in der Gruppe, die mit dem beschichteten Ballon behandelt wurde, bei nur 15% der Patienten zu einer erneuten behandlungsbedürftigen Gefäßeinengung. Die Patienten, die mit einem unbeschichteten Ballon behandelt wurden, bekamen in fast 50% der Fälle erneute Beschwerden. Von den Patienten, die mit dem beschichteten Ballon behandelt wurden, mussten sich deutlich weniger einem erneuten Eingriff unterziehen.
Vorstellbar wäre ein Einsatz des beschichteten Katheters, der sich noch in der Zulassung befindet, auch bei komplexeren Befunden, bei denen bislang eher zur Operation geraten wird. Langfristig könnte der Katheter die Amputationsrate senken, Nebenwirkungen seien nicht zu befürchten, da die Dosis sehr niedrig ist und der Wirkstoff nur lokal begrenzt freigesetzt wird. Die Patienten könnten die Klinik bereits am Tag nach der Behandlung wieder verlassen.
Quelle
Tepe, G.; Zeller, T.; Albrecht, T.; et al.: Local Paclitaxel Delivery to Inhibit Restenosis During Lower Extremity Angioplasty. New England Journal of Medicine 2008; 358: 689-699.
Zusätzlicher Wirkstoff verhindert Wiederverschließen von Arterien. Pressemitteilung des Universitätsklinikums Tübingen vom 14. Februar 2008.
ck
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