Arzneimittel und Therapie

Carbasalat zur Sekundärprophylaxe von Herzinfarkt

Das Acetylsalicylsäure-Derivat Carbasalat-Calcium wurde jetzt unter dem Warenzeichen Viatris® in Form von 100-mg-Brausetabletten zur Sekundärprophylaxe von Herzinfarkt und Schlaganfall neu eingeführt.

Wie andere niedrig dosierte Acetylsalicylsäure-Präparate hemmt auch Viatris® die Thrombozytenaggregation und soll so einen weiteren Infarkt bei Patienten verhindern, die bereits einen Herz- oder Hirninfarkt erlitten haben. Außerdem ist es bei stabiler und instabiler Angina pectoris, nach aortokoronaren Bypass-Operationen sowie bei transitorischen ischämischen Attacken indiziert.

Die Substanz Carbasalat-Calcium ist nicht neu. Sie wurde 1953 als Schmerzmittel eingeführt und in Deutschland im Jahr 1998 vom Markt genommen, weil ihre Wirkung bei Schmerzen verschiedener Genese und rheumatischen Erkrankungen nicht ausreichend belegt ist. In diesen Indikationen ist Carbasalat derzeit dennoch in mehreren europäischen Ländern auf dem Markt.

Für die jetzige Indikation wurde Carbasalat bei uns im Jahr 2005 zugelassen. Im Zulassungsdossier wird vor allem auf zahlreiche Studiendaten von Acetylsalicylsäure zur Sekundärprophylaxe bei Herzinfarkt und Schlaganfall Bezug genommen.

Wirkstoff Acetylsalicylsäure

Viatris® enthält in einer Brausetablette 100 mg Carbasalat-Calcium, einen Komplex aus einem Mol Calciumbis(acetylsalicylat) und einem Mol Harnstoff. Diese Verbindung ist in einer geringen Menge Wasser vollständig löslich. Viatris 100 mg wird als Lösung eingenommen. Carbasalat-Calcium hat in Wasser aufgelöst einen neutralen pH-Wert von 7 bis 8, weshalb es magenverträglicher sein soll als die saure Acetylsalicylsäure. Das wurde allerdings nur in Tierversuchen und in kleineren Studien mit gesunden Freiwilligen gezeigt.

Aus einer Brausetablette werden 78 mg Acetylsalicylsäure freigesetzt, die in Lösung vollständig für die Resorption verfügbar ist. Die Menge an Harnstoff ist mit 13,1% sehr gering und beträgt auch bei hohen Dosen nur einen Bruchteil der Menge, die im normalen Proteinmetabolismus vorkommt.

Hemmung der Thrombozytenaggregation

Der antithrombotische Effekt der Acetylsalicylsäure beruht auf der irreversiblen Acetylierung des Enzyms Cyclooxygenase im Thrombozyten, durch welche die Thromboxan-A2 -Synthese gehemmt wird. Aufgrund der irreversiblen Bindung hält die Wirkung über die gesamte Lebensdauer eines Thrombozyten (7 bis 10 Tage) an. Nach wiederholter Gabe kumuliert die Wirkung, weil dann nur noch die neu gebildeten Thrombozyten gehemmt werden müssen.

Eine Brausetablette täglich

Zur Sekundärprävention von Myokardinfarkt, instabiler und stabiler Angina pectoris oder Transplantatokklusion nach aortokoronarem Venen-Bypass wird in akuten Fällen am ersten Tag eine Initialdosis von zwei Brausetabletten (200 mg Carbasalat-Calcium, entsprechend 156 mg Acetylsalicylsäure) pro Tag eingenommen, danach täglich ein bis zwei Brausetabletten (100 bis 200 mg Carbasalat-Calcium, entsprechend 78 bis 156 mg Acetylsalicylsäure) täglich.

Zur Sekundärprävention von Hirninfarkten und transitorischen ischämischen Attacken, vorausgesetzt, dass intrakraniale Blutungen ausgeschlossen sind, soll ebenfalls eine Initialdosis von zwei Brausetabletten pro Tag eingenommen werden, danach täglich eine Brausetablette.

Vor allem gastrointestinale Beschwerden

Die Nebenwirkungen von Carbasalat-Calcium entsprechen denen von Acetylsalicylsäure. Dazu gehören gastrointestinale Beschwerden wie Übelkeit, Magenschmerzen, Durchfälle, Erbrechen und Mikroblutungen sowie Überempfindlichkeitsreaktionen, vor allem bei Asthmatikern. Bei Patienten mit Asthma bronchiale und allergischer Rhinitis ist bei der Einnahme von Acetylsalicylsäure eine enge medizinische Kontrolle erforderlich.

Patienten mit peptischen Ulcuserkrankungen in der Anamnese sollten die Anwendung von Acetylsalicylsäure vermeiden. Patienten mit einem Magen- oder Zwölffingerdarmgeschwür und/oder Magen-Darm-Blutungen dürfen Carbasalat-Calcium nicht einnehmen.

Die gleichzeitigen Einnahme von Antikoagulanzien sollte vorsichtig erfolgen. Etwa eine Woche vor operativen Eingriffen muss das Präparat abgesetzt werden, da der Arzneistoff die Blutungszeit verlängert.

Die Kombination von Methotrexat und Acetylsalicylsäure erhöht die hämatologische Toxizität von Methotrexat, weil Acetylsalicylsäure dessen renale Clearance erniedrigt. Deshalb ist die kombinierte Anwendung von mehr als 15 mg Methotrexat pro Woche mit Carbasalat-Calcium 100 mg kontraindiziert. Bei Dosierungen unter 15 mg Methotrexat pro Woche sollte während der ersten Wochen das Blutbild wöchentlich kontrolliert werden.

Wegen der Möglichkeit eines Reye-Syndroms, einer sehr seltenen Erkrankung, die Gehirn und Leber schädigt und tödlich verlaufen kann, sollten Kinder und Jugendliche keine Acetylsalicylsäure erhalten, außer es ist ausdrücklich indiziert.

Schwangerschaft und Stillzeit

Erfahrungen bei Langzeitanwendung von Acetylsalicylsäure in niedrigen Dosen (bis zu 150 mg täglich) während der Schwangerschaft haben bisher keine negativen Auswirkungen auf die Schwangerschaft und den Fötus gezeigt. Wenn Acetylsalicylsäure in höheren Dosen eingenommen wird, können ab dem dritten Trimenon der Schwangerschaft schädliche Wirkungen auftreten. Während der Schwangerschaft sollte Carbasalat-Calcium in den empfohlenen geringen Dosierungen nur angewendet werden, wenn dies unbedingt erforderlich ist.

Acetylsalicylsäure geht nur in geringen Mengen in die Muttermilch über. Deshalb kann Viatris® während des Stillens eingenommen werden, allerdings nicht mehr als eine Brausetablette täglich.


Quelle

Fachinformation von Viatris® , Stand Juli 2006.

Murray FE, et al.: Comparison of effects of calcium carbasalate and aspirin on gastroduodenal mucosal damage in healthy volunteers. Gut 1996; 38: 11-14.


hel

Steckbrief: Carbasalat-Calcium

Handelsname: Viatris 100 mg
Hersteller: Meda Pharma GmbH, Bad Homburg
Einführungsdatum: 1. September 2008

Zusammensetzung: 1 Brausetablette enthält 100 mg Carbasalat-Calcium, entsprechend 78,6 mg Acetylsalicylsäure. Sonstige Bestandteile: Lactose-Monohydrat, Adipinsäure (E 355), Natriumhydrogencarbonat (E 500a), Magnesiumstearat (E 470b), Crospovidon (E 1202), Povidon K 90 (E 1201).

Packungsgrößen, Preise und PZN: 30 Brausetabletten, 20,36 Euro, PZN 2708281.

Stoffklasse: Antithrombotika; Thrombozytenaggregationshemmer. ATC-Code: B01AC08.

Indikation: Zur Sekundärvorbeugung nach einem ersten myokardialen oder zerebrovaskulären Ereignis in Verbindung mit Atherosklerose bei Herzinfarkt, instabiler und stabiler Angina pectoris, Hirninfarkten, transitorischen ischämischen Attacken und bei aortokoronarem Venen-Bypass.

Dosierung: Zwei Brausetabletten (200 mg Carbasalat-Calcium, entsprechend 156 mg Acetylsalicylsäure) am ersten Tag, danach ein bis zwei Brausetabletten täglich. Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren sollten Viatris® nicht erhalten.

Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen Salicylate, Prostaglandinsynthesehemmer oder gegen einen der sonstigen Bestandteile des Arzneimittels; Magen-, Zwölffingerdarmgeschwür und/oder gastrointestinale Blutungen; Magenbeschwerden; hämorrhagischer zerebrovaskulärer Insult in der Anamnese; schwere Leber- oder Niereninsuffizienz; hämorrhagische Diathese oder Gerinnungsstörungen; Glucose-6-Phosphat-Dehydrogenase-Mangel; Methotrexat-Anwendung in Dosen von mehr als 15 mg/Woche.

Nebenwirkungen: Sehr häufig: Magenbeschwerden. Häufig: Erbrechen, Gastritis, leichte bis mäßige gastrointestinale Blutungen, Diarrhö; Verlängerung der Blutungszeit.

Wechselwirkungen: Die Anwendung anderer Thrombozytenaggregationshemmer erhöht das Risiko einer Blutung, ebenso wie die Kombination mit Heparin und seinen Derivaten, oralen Antikoagulanzien und Thrombolytika. Die kombinierte Anwendung von mehr als 15 mg/Woche Methotrexat mit Carbasalat-Calcium 100 mg ist kontraindiziert, bei Dosierungen unter 15 mg Methotrexat pro Woche sollte während der ersten Wochen das Blutbild wöchentlich kontrolliert werden. Die gleichzeitige Gabe von Carbasalat-Calcium 100 mg mit Urikosurika wird nicht empfohlen. Bei der gleichzeitigen Anwendung von Acetylsalicylsäure mit Glucocorticoiden sollten die Dosierungen von Acetylsalicylsäure angepasst werden.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen: Bei Patienten mit leichten oder mäßigen Leberfunktionsstörungen muss die Leberfunktion regelmäßig überprüft werden. Bei Patienten mit Nierenschäden sollte Carbasalat-Calcium mit Vorsicht angewendet werden. Patienten mit peptischen Ulcuserkrankungen in der Anamnese sollten die Anwendung von Acetylsalicylsäure vermeiden. Bei Patienten mit Asthma bronchiale und allergischer Rhinitis ist bei der Einnahme von Acetylsalicylsäure eine enge medizinische Kontrolle erforderlich. Acetylsalicylsäure muss bei Patientinnen mit sehr starker Menstruationsblutung mit Vorsicht angewendet werden. Vor operativen Eingriffen sollte die Einnahme von Acetylsalicylsäure wegen des Risikos einer verlängerten Blutungszeit unterbrochen werden.

Carbasalat-Calcium

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