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Ernährung aktuell
Obst und Gemüse häufig mit Pflanzenschutzmitteln belastet
Alljährlich erstellt das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit auf Grundlage der Daten der Bundesländer den Bericht zum Lebensmittel-Monitoring. Ziel des Monitorings ist es, einen repräsentativen Überblick zur Belastung ausgewählter Lebensmittel mit unerwünschten Stoffen zu erhalten. Dazu zählen Schwermetalle, langlebige Organochlorverbindungen, Mykotoxine, Nitrat und andere Kontaminanten, aber auch Rückstände von Pflanzenschutz- und Tierarzneimitteln. Die Untersuchung ist ein so genanntes Warenkorb-Monitoring. Im Jahr 2007 wurden die im Kasten aufgeführten Lebensmittel untersucht. Sofern spezielle stoff- bzw. lebensmittelbezogene Fragestellungen zur Lebensmittelsicherheit auftraten, wurden diese zusätzlich im Rahmen des Projekt-Monitorings repräsentativ untersucht (siehe Tabelle).
Tab. 1: Lebensmittel, die 2007 zusätzlich im Projektmonitoring untersucht wurden | |
Lebensmittel |
Untersucht in Hinblick auf |
Grünkohl
Tafelweintrauben
exotische Früchte (Physalis, Karambole)
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Pflanzenschutzmittelrückstände |
ökologisch erzeugte Äpfel
ökologisch erzeugte Kartoffeln
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Kupfergehalte |
verschiedene Lebensmittel tierischer Herkunft |
Dioxingehalte
PCB-Gehalte
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gemahlener und ungemahlener Röstkaffee |
Kontamination mit Ochratoxin A |
Mineralwasser |
Borgehalt |
Kräutertee |
Nitratgehalt |
Säuglings- und Kleinkindernahrung |
Furan |
Geflügelprodukte |
3-MCPD |
Verbesserungen bei Pistazien …
Das Monitoring 2007 hat ergeben, dass häufig verzehrte Lebensmittel wie Rindfleisch, Roggen, Honig, Räucherspeck, Porree, Radieschen, Rettich sowie Nektarinen und Bier nur geringfügig mit unerwünschten Stoffen belastet sind. Weiterhin scheinen die intensiven Kontrollen an den Außengrenzen der EU bei Pistazien, die auf den deutschen Markt gelangen, Erfolge zu zeigen: Im Vergleich zum Jahr 1999 waren die Gehalte des Schimmelpilzgifts Aflatoxin 2007 in Pistazien auf ein Fünfzigstel reduziert.
… schlechte Werte bei Kopfsalat
Dagegen müssen sowohl Handel als auch Erzeuger ihre Anstrengungen intensivieren, um die Rückstandsgehalte von Pflanzenschutzmitteln und Nitrat bei Kopfsalat zu senken. 9,5 Prozent der untersuchten Proben überschritten die zulässigen Höchstmengen für Pflanzenschutzmittel. In 79 Prozent der Kopfsalatproben wurden mehrere Pflanzenschutzmittelwirkstoffe nachgewiesen. In Hinblick auf Nitrat überschritten 23 Prozent der Proben die Höchstmengen.
Lebensmittel im Monitoring 2007
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Mehrfachrückstände bei Tomaten
Bei Tomaten hatte sich im Vergleich zu 2005 der Anteil an Höchstmengenüberschreitungen an Pflanzenschutzmittelrückständen von 4,7 Prozent auf 1,5 Prozent verringert. Bei 50 Prozent der untersuchten Tomaten konnten allerdings mehrere Rückstände nachgewiesen werden. Da Tomaten zu den beliebtesten Gemüsesorten in Deutschland zählen, sollten sich laut BVL Erzeuger und Handel bemühen, den hohen Anteil an Mehrfachrückständen herabzusetzen.
Hohe Nitratgehalte bei Kohl
Etwa jede fünfte Grünkohlprobe und jede siebte Wirsingkohlprobe wies Rückstandsgehalte von Pflanzenschutzmitteln oberhalb der zulässigen Höchstwerte auf. Bei Spitzkohl waren lediglich 2,1 Prozent der Proben davon betroffen, doch fiel das Gemüse mit relativ hohen Nitratgehalten auf, deren Ursachen laut BVL von den Erzeugern ermittelt werden sollten. Weiterhin empfiehlt das Bundesamt aufgrund dieser Ergebnisse alle Kohlsorten verstärkt zu kontrollieren.
Häufig belastet: Obst
Äpfel waren im Monitoring 2007 nur gering mit Schwermetallen, jedoch mittelgradig mit Pflanzenschutzmittelrückständen kontaminiert. Rund 20 Prozent der Proben enthielten mindestens fünf Rückstände. Deutsche Äpfel wiesen dabei deutlich weniger Höchstmengenüberschreitungen auf als aus Südamerika importierte Äpfel (2,9 Prozent vs. 17 Prozent). Bei Erdbeeren war der Anteil untersuchter Proben, die die Höchstmengen für Pflanzenschutzmittel überschritten, im Vergleich zu 2004 konstant geblieben. 78 Prozent aller Proben enthielten mehrere Pflanzenschutzmittelwirkstoffe.
Bei Nektarinen lag der Anteil der Höchstmengenüberschreitungen für Pflanzenschutzmittel bei fünf Prozent, bei Pfirsichen war er seit 2005 von 15 auf zwölf Prozent gesunken. Mehr als drei Viertel aller Proben wies Mehrfachrückstände auf.
Stärkere Kontrollen für spanischen Schinken
Luftgetrockneter Schinken, der aus Spanien importiert wurde, war häufig mit Insektenbekämpfungsmitteln belastet. Das BVL nimmt das Ergebnis zum Anlass, um die Kontrollen für dieses Produkt zu verstärken. Zwar sei die Belastung von luftgetrockneten Schinken mit Schwermetallen gering, doch habe sich der Anteil der Schinkenproben, in denen Rückstände von Pflanzenschutz- und Schädlingsbekämpfungsmitteln sowie langlebigen Organochlor- und anderen Verbindungen nachweisbar waren, seit 2000 verdoppelt. Für Wildschweinfleisch zeigte sich, dass die Kontamination mit Blei, vorrangig durch Geschosspartikel der Jagdmunition verursacht, erneut in einigen Proben sehr hoch war. Aus Sicht des gesundheitlichen Verbraucherschutzes wäre es sinnvoll, auf bleihaltige Munition zu verzichten, denn die großzügige Entfernung des Fleisches um den Einschusskanal reicht nicht aus, um eine hohe Kontamination zu vermeiden.
Tierarzneimittel in Honig
Bei Honig enthielten rund 75 Prozent der Proben keine messbaren Pflanzenschutzmittelrückstände; alle anderen Proben lagen unterhalb der zulässigen Höchstmengen. Allerdings enthielten zwei Prozent der Honigproben Tierarzneimittelrückstände.
Mykotoxine in Gewürzen
Muskatnuss und Paprikapulver enthielten vereinzelt hohe Gehalte an Mykotoxinen. Daher fordert das BVL die Hersteller zu mehr Sorgfalt bei der Auswahl der Rohstoffe für Gewürze auf. Die Untersuchung einer Vielzahl von tierischen Lebensmitteln auf Dioxine und PCBS zeigte eine geringe Belastung.
Die im Lebensmittel-Monitoring ermittelten Ergebnisse fließen kontinuierlich in die gesundheitliche Risikobewertung ein. Zusätzlich werden sie dazu genutzt, Höchstgehalte für unerwünschte Stoffe zu überprüfen und bei Bedarf neu anzupassen. Weiterhin können auffällige Befunde in künftigen Überwachungsprogrammen der amtlichen Lebensmittelüberwachung weiter verfolgt werden. Werden Höchstgehalte überschritten, so wird dies von den Bundesländern verfolgt und gegebenenfalls geahndet.
Katja Aue
Infos im WebWeitere Informationen zum Ergebnisbericht des Lebensmittel-Monitorings 2007 erhalten Sie unter www.bvl.bund.de/lmm2007 |
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