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Arzneimittel und Therapie
Neuer Impfstoff gegen Tuberkulose in klinischer Phase I
Der von französischen Forschern 1921 entwickelte und aus dem Bacillus Calmette-Guérin stammende BCG-Impfstoff gegen Tuberkulose ist die weltweit am häufigsten verabreichte Lebendvakzine. Bis 1998 gab es diese aktive Impfung (mit einem abgeschwächten Impfstamm von Mycobacterium bovis), durch die das Immunsystem stimuliert und eine Immunität gegen die Infektion mit dem wichtigsten Tuberkuloseerreger M. tuberculosis bewirkt wurde, auch in Deutschland. Sie wird seitdem nicht mehr empfohlen, da die eingeschränkte Wirksamkeit die Impfkomplikationen nicht aufwiegen konnte. Diese zeigte sich daran, dass eine Reaktivierung latenter Erreger nicht verhindert werden konnte [1].
Neuer gentechnisch veränderter Lebendimpfstoff
Die wissenschaftlichen Vorarbeiten für den neuen Impfstoff fanden zunächst am Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie (MPI) in Berlin statt. 2004 wurde der Impfstoff an die Vakzine Projekt Management GmbH (VPM) in Hannover lizenziert, die bundesweit die Entwicklung von Impfstoffen organisiert und finanziert. Die Arbeiten werden im Zeitraum zwischen 2001 und 2010 vom Bundesforschungsministerium mit 25,6 Millionen Euro gefördert. Der alte Lebendimpfstoff könne sich vor dem Immunsystem verbergen. Der neue sei nun gentechnisch so verändert, dass er sich vor dem Immunsystem nicht mehr verstecke, sondern die körpereigene Abwehr stimuliert, erläuterte Prof. Dr. Stefan Kaufmann, Direktor der Abteilung Immunologie am Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie [2]. Projektleiter Leander Grode beschreibt das Verfahren: "Die Impfbakterien werden von den Makrophagen des menschlichen Immunsystems aufgenommen und landen dort in den Verdauungsbläschen. Dank der gentechnischen Modifikation können sie sich nun aus den Bläschen befreien und so das Immunsystem gegen die Tuberkuloseerreger wappnen."
Der neue Impfstoff hat sich im Tiermodell als sehr wirksam und sicher erwiesen. Einschränkend weist Kaufmann darauf hin: "Selbst wenn sich der neue Impfstoff als verträglich erweist, muss er noch weitere Testphasen auf Wirksamkeit durchlaufen. Das dauert mindestens noch zehn Jahre." Dennoch – die berechtigte Hoffnung für eine erfolgreiche und sichere Tuberkuloseimpfung besteht.
Es gibt jedoch auch zurückhaltende Äußerungen: Häufig hätten Forschungsergebnisse nach den ersten positiven Meldungen gezeigt, dass die Substanz dann doch nicht tauglich war. "Die Auswirkungen einer erfolgreichen Vakzine wären aufgrund der hohen Durchseuchungsrate ohnehin erst in 20 bis 25 Jahren spürbar", erklärt Dr. Alexander Indra vom Institut für medizinische Mikrobiologie und Hygiene (Graz) der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit GmbH [3].
An Tuberkulose erkranken laut Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie jährlich weltweit neun Millionen Menschen, zwei Millionen sterben daran. Etwa zwei Milliarden Menschen sind infiziert. Damit ist Tuberkulose neben Aids die gefährlichste Infektionskrankheit. Vor diesem Hintergrund kann man allen an dem Projekt Beteiligten nur viel Erfolg wünschen.
Quelle [1] Hanssen H-P, Schmitz-Hübsch, M: Tuberkulose – eine weltweite Bedrohung. Dtsch. Apoth. Ztg. 2008; 148 (26): 61– 65. [2] www.mpiib-berlin.mpg.de [3] www.pressetext.ch
Dr. Hans-Peter Hanssen
Universität Hamburg
Institut für Pharmazeutische Biologie
und Mikrobiologie
Bundesstr.45
20146 Hamburg
hans-peter.hanssen@hamburg.de
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