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Aus Kammern und Verbänden
Wohin nach dem Pharmaziestudium?
Lutz Engelen, Präsident der Apothekerkammer Nordrhein, beschrieb die Offizinpharmazie als das pharmazeutische Tätigkeitsfeld Nr. 1: Dort arbeiten 82,9% aller berufstätigen Apotheker in Nordrhein (und 84,7% in der Bundesrepublik). Engelen erläuterte den Begriff der Freiberuflichkeit und ihre Bedeutung für die Berufsausübung des Apothekers. Er schilderte die pharmazeutischen und – für den Leiter einer öffentlichen Apotheke – unternehmerischen Herausforderungen der Offizinpharmazie.
Manfred Krüger, ebenfalls Leiter einer öffentlichen Apotheke, beantwortete die Frage, wie sich Apotheker in Zukunft noch stärker als Heilberufler in das Versorgungsnetz einbringen können. Das Potenzial der öffentlichen Apotheke liege in der niedrigen Eingangsschwelle und der Nähe zu Patient und Arzt. Über die Apotheke könne man z. B. den großen Anteil übergewichtiger Menschen in der Bevölkerung gut erreichen und so präventive Maßnahmen wie Gesundheitschecks oder eine Beratung zur richtigen Lebensführung durchführen. Als Beispiele für die Pharmazeutische Betreuung in der Praxis nannte er die Diabetes-Prävention, das Konzept der Hausapotheke und die Einrichtung einer Arzneimittelkonferenz, in der Ärzte und Apotheker die Arzneimitteltherapie an konkreten Fällen gemeinsam besprechen.
Krankenhaus
Norbert Backes, Leiter der Zentralapotheke der Kliniken der Stadt Köln, stellte die Krankenhauspharmazie vor. Er beklagte, dass in Deutschland die Anzahl der Krankenhausapotheker je Einwohner und je Krankenhausbett weit unter dem europäischen Durchschnitt liegt. Eine Promotion sei für eine Tätigkeit als Krankenhausapotheker von Vorteil, eine Weiterbildung zum Fachapotheker für Klinische Pharmazie werde vorausgesetzt. Zudem sei die Weiterbildung in Arzneimittelinformation oder Onkologischer Pharmazie nützlich.
Industrie
Dr. Hans-Jürgen Hamann, Bayer HealthCare stellte die Tätigkeit in der pharmazeutischen Industrie, insbesondere im Bereich Galenik, vor. Er schilderte die Aufgaben in den Bereichen Arzneimittelentwicklung, -zulassung und -produktion. Aufgrund ihrer breiten Ausbildung werden Apotheker in der pharmazeutischen Industrie vornehmlich an Schnittstellen eingesetzt. So ist z. B. das Projektmanagement im Rahmen der Arzneimittelentwicklung ein typisches Aufgabenfeld für Pharmazeuten.
Dr. Martina Westfeld, Wyeth Pharma, gab Einblicke in die Tätigkeit als Medical Manager, der für die medizinisch-wissenschaftliche Information rund um einen bestimmten Produktbereich verantwortlich ist. Als weitere Kernaufgaben in den medizinischen Abteilungen der pharmazeutischen Industrie nannte Westfeld den Drug Safety Manager, der für die Arzneimittelsicherheit zuständig ist, sowie den Bereich Arzneimittelzulassung an der Schnittstelle zwischen klinischer Forschung und Markt. Mögliche Tätigkeitsfelder außerhalb der Medizin sind die Bereiche Marketing und Vertrieb, z. B. eine Tätigkeit als Produktmanager, sowie Gesundheitsökonomie, bei der die Kosten-Nutzen-Bewertung von Arzneimitteln im Vordergrund steht.
Krankenkasse, BfArM und Bundeswehr
Dr. Annette Zawinell, Wissenschaftliches Institut der AOK in Bonn, gab einen Überblick über die Institutionen des Gesundheitssystems, in denen Apotheker tätig werden können. Sie ging besonders auf die Tätigkeit bei einer Krankenkasse ein und nannte als Hauptaufgabe dort die Pharmakotherapieberatung. Sie ermutigte die Pharmaziestudierenden, sich für die Gesundheitspolitik zu interessieren. Aus ihrer Sicht sollten mehr Apotheker in diesem Bereich vertreten sein und damit intensiver an gesundheitspolitischen Entscheidungen mitwirken.
Priv.-Doz. Dr. Werner Knöss, Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM), referierte über die Chancen von Apothekern bei den Behörden. Etwa 400 Wissenschaftler sind im BfArM tätig, davon je zwei Fünftel Mediziner und Pharmazeuten. Die Aufgaben für Pharmazeuten sind vielfältig und reichen von analytischen bis hin zu klinischen Beurteilungen. Die intensive Beschäftigung mit einzelnen Fragestellungen verlangt Durchhaltevermögen.
Oberfeldapotheker Dr. Michael Sprenger stellte das breite Aufgabenspektrum von Apothekern bei der Bundeswehr vor. Von der Krankenhauspharmazie über die Labortätigkeit und den Bereich Logistik für den Sanitätsdienst bis hin zur bundeswehrinternen Arzneimittelüberwachung bestehen vielfältige Einsatzmöglichkeiten. Voraussetzung für eine Tätigkeit bei der Bundeswehr ist körperliche Fitness, insbesondere bei Einsätzen im Ausland, wo die klimatischen Verhältnisse sehr strapaziös sein können.
Universität
Prof. Dr. Klaus Mohr, der Leiter des Instituts für Pharmakologie und Toxikologie der Universität Bonn, sprach über die Chancen in der Wissenschaft und insbesondere über das Thema Doktorarbeit. Er empfahl jedem, der eine Promotion anstrebt, dies möglichst dicht im Anschluss an das Studium zu planen. Ziel jeder wissenschaftlichen Arbeit sei es, neues "kollektives Wissen zu schaffen", was für Pharmazeuten meist mit einer experimentellen Forschungstätigkeit verbunden ist.
Großer Andrang herrschte beim "Markt der Möglichkeiten" im Anschluss an die Kurzvorträge. Hier konnten die Studenten den Referenten und weiteren Fachleuten aus den einzelnen Tätigkeitsfeldern ihre persönlichen Fragen stellen.
Dr. Sabine Viefhues
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