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Apothekenmonopol soll abgeschafft werden

(diz). Dem Apothekensystem Schwedens stehen große Änderungen bevor. Das bis heute existierende staatliche Apothekenmonopol soll zugunsten eines für alle offenen und liberalisierten Marktes abgeschafft werden. Das staatliche Monopol hatte der Europäische Gerichtshof im Mai 2005 als Verstoß gegen EU-Recht kritisiert. Jetzt werden Vorschläge diskutiert, in welche Richtung die Deregulierung oder Neuordnung des Apothekenmarktes laufen soll.

Schweden ist das einzige Land in Europa mit einem staatlichen Apothekenmonopol: Arzneimittel, egal ob rezeptfreie oder rezeptpflichtige, dürfen nur in einem der 950 Filialen der staatlichen Apoteket AB verkauft werden. Medienberichten zufolge waren die Schweden mit der Beratung in diesen Apotheken im Allgemeinen zufrieden. Auf Missfallen stießen jedoch eine zu geringe Filialdichte, oft lange Warteschlangen und kurze Öffnungszeiten. Damit soll ab 2009 Schluss sein, die bürgerliche Regierung will das Monopol abschaffen.

Für Vorschläge, wie die Deregulierung ablaufen kann, beauftragte die bürgerliche Regierung den Sachverständigen und Ökonomen Lars Reje. Ab Januar nächsten Jahres sollen, so seine Strategie, auch Privatfirmen wie Großhändler, Kettenbetreiber und andere Firmen Arzneimittel verkaufen dürfen. Mit der Demonopolisierung des Apothekenmarktes erhofft man sich eine Erhöhung der Apothekenzahl, mehr Wettbewerb und niedrigere Preise. Allerdings sollen Pharmafirmen und Verordner von Arzneimitteln keine Apotheken besitzen dürfen. Der Eigentümer der Apotheken muss selbst kein Apotheker sein, allerdings muss in der Apotheke pharmazeutisches Personal anwesend sein. Außerdem sollen die Apotheken Vollsortimenter bei rezeptpflichtigen Arzneimitteln sein. Rezeptpflichtige Medikamente sollen nach den Vorschlägen Rejes feste Preise haben, rezeptfreie Arzneimittel dagegen will man dem Wettbewerb überlassen. Bei Generika sollten Preissenkungen vorgeschrieben werden. Beim Verkauf von Arzneimitteln an Krankenhäuser wird überlegt, den Markt auch für andere Akteure zu öffnen. Es soll auch überprüft werden, ob der Verkauf rezeptfreier Arzneimittel auf Verkaufsstellen ausgedehnt werden kann, die nicht über eine pharmazeutische Kompetenz verfügen. Zur Honorierung der Apotheker sieht der Vorschlag Rejes vor, dass Apotheken eine fixe Jahrespauschale erhalten sollen und zusätzlich am verkauften Arzneimittel beteiligt werden. Nach den ersten Berechnungen der Ökonomen sollen so Einsparungen, wenn auch in bescheidenem Umfang, realisiert werden.

Mit einer guten Vorbereitung der Deregulierung wollen die Schweden nicht die Fehler Norwegens wiederholen. Dort sanken zwar die Preise patentgeschützter Arzneimittel, Generika wurden dagegen deutlich teurer. Man möchte in Schweden auch verhindern, dass der Markt wie in Norwegen nur von wenigen Großhändlern, in deren Händen die Apotheken sind, beherrscht wird. Die Schweden wollen daher nach zwei Jahren überprüfen, ob die Deregulierung die gewünschten Ziele erreicht hat.

Die deutsche Bundesagentur für Außenwirtschaft, eine Servicestelle des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie, weist in einem Internet-Beitrag bereits darauf hin, dass sich "eine Vielzahl neuer Geschäftsmöglichkeiten für ausländische Arzneimittelhersteller, Großhändler und Apothekengesellschaften ergibt". Das werden Celesio und Co. schon längst gerochen haben.

Tab. 1: Der Schwedische Pharmamarkt

Umsatz der staatlichen Apoteket AB (umgerechnet in Euro)
2005
2006
Veränd.
06/05
Gesamtumsatz
3,195 Mrd.
3,359 Mrd.
5,2%
rezeptpflichtige Arzneimittel
2,484 Mrd.
2,551 Mrd.
2,7%
rezeptfreie Arzneimittel
0,275 Mrd.
0,300 Mrd.
8,7%

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