Schwerpunkt Zahngesundheit

Putzen ist schon ab dem ersten Zahn wichtig

Etwa mit einem halben Jahr bekommt ein Kind seine ersten Zähne – und damit beginnt dann für die Eltern die Aufgabe, sich um die Zahngesundheit ihres Sprösslings zu kümmern. Zahnpflege ist von Anfang an enorm wichtig, nicht nur für die Milchzähne selbst, sondern auch für das bleibende Gebiss. Insbesondere auf die ausreichende Versorgung mit Fluorid kommt es an. Ob hierfür allerdings fluoridhaltige Zahnpasta oder Fluoridtabletten besser geeignet sind, ist eine Frage, bei der sich Zahn- und Kinderärzte noch nicht einig sind.

Bereits im Mutterleib entwickelt ein Kind die Anlagen der Milchzähne. Bis diese dann tatsächlich sichtbar werden, vergeht jedoch noch einige Zeit nach der Geburt. Bei manchen Kindern zeigen sich die ersten Zähne schon im Alter von drei Monaten und etwa eines von 2000 Kindern wird bereits mit einem durchgebrochenen Zahn geboren. Die meisten Babys bekommen ihren ersten Zahn jedoch erst etwa im Alter von sechs Monaten. In der Regel brechen zunächst nach und nach die acht Schneidezähne durch, dann folgen die acht Backenzähne und zum Schluss die vier Eckzähne. Bis ein Kind ein vollständiges Milchgebiss von 20 Zähnen hat, vergehen meist die ersten zwei bis drei Lebensjahre.

Fluorid ist von Anfang an wichtig

Zahnpflege ist vom ersten Zahn an wichtig, um Karies vorzubeugen. Die Einstellung, bei den Milchzähnen komme es noch nicht so darauf an, weil sie ja sowieso ausfallen, ist falsch, denn die ersten Zähne haben einen erheblichen Einfluss auf die Entwicklung des Kiefers und die Gesundheit der bleibenden Zähne. So können sich Karieserreger nicht nur von den Milchzähnen auf neu durchgebrochene, bleibende Zähne übertragen, die Milchzähne dienen auch als Platzhalter. Gehen sie zu früh verloren, drohen Fehlstellungen beim Folgegebiss.

Bei der Kariesprophylaxe kommt neben einer guten Mundhygiene insbesondere der Fluoridierung eine entscheidende Rolle zu. Zahnschmelz besteht aus einem Kristallgitter aus Calcium- und Phosphat. In dieses Gitter werden bei Fluoridzufuhr Fluoridionen eingebaut, die sich mit dem Calcium verbinden und eine Calciumfluoridschicht bilden. Diese Schicht bedeckt die Zahnoberfläche, schützt vor einer Demineralisation des Zahnschmelzes und bildet zudem eine Art Säureschutzschild. Außerdem verschließt sie möglicherweise freiliegende Dentinkanälchen. Bei Bedarf kann Fluorid aus der Schicht herausgelöst werden und fördert dann die Remineralisierung des Zahnschmelzes, da Calcium im Speichel oder in der Flüssigkeitsphase des Zahnbelags in Anwesenheit von Fluorid bevorzugt wieder in das Kristallgitter eingebaut wird.

Wenn Kinder zahnen

Zähne bekommen tut weh – und äußert sich neben vermehrtem Quengeln und Schreien häufig auch in Symptomen wie Ausschlag, Durchfall, einem wunden Po bis hin zu einem Fieberanfall. Wie heftig das Zahnen ausfällt, ist von Kind zu Kind und auch von Zahn zu Zahn unterschiedlich. Leider gibt es keine Möglichkeit, das Durchbrechen der Zähne zu beschleunigen bzw. zu erleichtern. Man kann nur versuchen, die Zahnungsbeschwerden zu lindern. Vielen Babys hilft das Kauen auf einem harten Gegenstand, z. B. einem Beißring. Wird er vorab gekühlt, betäubt dies die Schmerzen zusätzlich. Als Zahnungsmittel auf homöopathischer Basis bieten sich Präparate mit Chamomilla an (Osanit® -Globuli, Viburcol® -Zäpfchen) sowie Zahnungsflüssigkeit oder -gel auf Kamillenbasis (Dentinox® , Kamistad® Baby Gel). Bei starken Beschwerden und Fieber kann auch ein Paracetamol® -Zäpfchen angezeigt sein.

Möglichkeiten der Fluoridzufuhr

Um den Zähnen Fluorid zuzuführen, gibt es neben der Fluoridaufnahme über die Nahrung verschiedene Möglichkeiten:

  • fluoridhaltige Zahnpasta
  • fluoridiertes Speisesalz
  • Fluoridtabletten
  • Fluoridlackapplikation
  • Fluoridgele
  • Fluoridhaltige Mundspüllösungen

Fluoridzufuhr: lokal …

Im Jahr 2005 wurde im Auftrag der Bundeszahnärztekammer die Leitlinie "Fluoridierungsmaßnahmen" erarbeitet, die auf die Frage abzielt, ob und wie sich mit den bekannten Fluoridierungsmaßnahmen eine wirksame Kariesprophylaxe betreiben lässt. Basis für die Leitlinie waren klinische Studien mit der Zielvariablen Kariesreduktion im Milchgebiss und im bleibenden Gebiss. Ausgehend von dieser Leitlinie wird folgende Fluoridierungsmaßnahme für Säuglinge und Kleinkinder empfohlen: Ab dem Durchbruch des ersten Milchzahnes bis zum Durchbruch des ersten bleibenden Zahnes sollten Zahnpasten mit einer niedrigen Fluoridkonzentration (500 ppm Fluorid) verwendet werden. Dabei sollte bis zum zweiten Geburtstag nur einmal täglich mit einer fluoridhaltigen Zahnpasta geputzt werden. Da kleine Kinder noch nicht richtig ausspucken können, verschlucken sie einen Teil der Zahnpasta. Deshalb sollte bis zum zweiten Lebensjahr nur eine geringe Pastenmenge verwendet werden. Bestehen bezüglich der Anwendung fluoridhaltiger Zahnpasten bei Kindern Bedenken, so stehen als Alternativen Fluoridtabletten zur Verfügung. Neben der Anwendung fluoridhaltiger Zahnpasta sollte im Haushalt fluoridhaltiges Speisesalz zum Kochen und Backen genutzt werden. Allerdings sollte man auf den Einsatz fluoridierten Speisesalzes im Haushalt verzichten, wenn Fluoridtabletten zur Kariesprophylaxe verwendet werden. Es sollte dann auch bis zur Vollendung des dritten Lebensjahres eine fluoridfreie Zahnpasta zur Mundhygiene angewendet werden.

… oder systemisch

Während aus Sicht der Zahnärzte fluoridierte Zahnpasten das Mittel der Wahl zur Kariesprophylaxe bei Kleinkindern sind, lehnen viele Kinderärzte dies ab und geben Fluoridtabletten den Vorzug. Im vergangenen Jahr hat die Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendmedizin (DAKJ) eine Stellungnahme zum Thema "Prävention der Milchzahnkaries" herausgegeben. Darin heißt es unter anderem: Die Verwendung von Zahnpasta, insbesondere fluoridierter, ist für Säuglinge und Kleinkinder abzulehnen. Säuglinge und Kleinkinder, deren Zähne man mit Zahnpasta zu pflegen versucht, schlucken den größten Teil davon. Zahnpasta ist aber ein kosmetisches Mittel und nicht für den regelmäßigen Verzehr geeignet. In Übereinstimmung mit dem Bundesinstitut für Risikobewertung hält die DAKJ die Verwendung von Zahnpasta bei Kindern nicht für bestimmungsgemäß, solange sie in der Regel noch geschluckt wird. Dies trifft besonders für die ersten drei Lebensjahre zu. In den Haushalten sollte Speisesalz mit Jod, Fluorid und Folsäure verwendet werden. Wegen der relativ geringen Fluoridkonzentration im Salz erhalten besonders Säuglinge und Kleinkinder damit nur minimale Mengen Fluorid. Supplemente in der Form von Fluoridtabletten, im ersten Jahr und im zweiten Lebenswinter in Kombination mit Vitamin D sind deshalb in der Regel zu empfehlen.

 

 

Quelle

Empfehlungen der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendmedizin zur Prävention der Milchzahnkaries, Stellungnahme vom 20. 7.

Leitlinie Fluoridierungsmaßnahmen, herausgegeben von der Zahnärztlichen Zentralstelle Qualitätssicherung im Institut der Deutschen Zahnärzte


 

ral

 

Infos im Web


  • Die Leitlinie "Fluoridierungsmaßnahme" sowie eine Patienteninformation findet man auf den Internetseiten der Zahnärztlichen Zentralstelle Qualitätssicherung im Bereich Leitlinien/Fluoridierung. www.zzq-koeln.de

  • Die Stellungnahme der Kinderärzte zur Kariesprophylaxe bei Kindern findet man auf den Internetseiten der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin im Bereich "Stellungnahmen" (Beitrag vom 20. 7. 2007). Ebenfalls ist hier im Bereich "Eltern" ein Faltblatt zum Thema "Gesunde Zähne für mein Kind" bereitgestellt. www.dgkj.de

Von Zahnärzten empfohlen wird dieses Fluoridierungsschema. Der Fluoridgehalt von Kinder-Zahnpasta beträgt dabei 500 ppm, Erwachsenen-Zahnpasta enthält 1000 bis 1500 ppm Fluorid.

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