Prisma

Frei von Falten - und arm an Emotionen

Der Gesichtsausdruck spiegelt nicht nur den momentanen Gefühlszustand eines Menschen wider, sondern beeinflusst umgekehrt auch dessen subjektive Empfindungen. Wird durch den Einsatz von Botulinumtoxin die Mimik "geglättet", nimmt gleichermaßen die Gehirnaktivität zur Verarbeitung emotionaler Ereignisse ab.

Ändert sich der emotionale Gesichtsausdruck eines Menschen, entstehen in Muskulatur und Haut sensorische Signale, die an das Gehirn weitergeleitet werden und dort die erlebte Empfindung noch verstärken. Auf welchem Mechanismus dieser Vorgang genauer beruht, wollten Wissenschaftler des Klinikums rechts der Isar der TU München in einer Studie herausfinden. Sie untersuchten mittels funktioneller Magnetresonanztomographie zerebrale Veränderungen bei 38 Probandinnen, deren Mimik durch Botulinumtoxinspritzen in die Zornesfalten abgemildert wurde. Im Ergebnis sorgte die Behandlung mit dem Bakteriengift nicht nur für einen glatten Gesichtsausdruck, sondern schwächte auch die Hirnaktivität im Bereich der linken Amygdala ab. Dieses Areal ist für die Verarbeitung von Gefühlen verantwortlich und wird vom sogenannten sensorischen Feedback wesentlich beeinflusst. Ob sich die eigene Mimik auf die Hirnprozesse anderer Menschen auswirkt und dort ähnliche emotionale Reaktionen hervorruft, ist noch nicht belegt. Es lässt sich allerdings beobachten, dass Menschen im Rahmen sozialer Kontakte dazu tendieren, die Gesichtsausdrücke ihres Gegenübers nachzuahmen und somit deren Gefühlsleben zu teilen.


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Quelle: Haslinger, B. et al.: Cereb. Cortex, Online-Vorabpublikation, DOI: 10.1093/cercor/bhn104

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