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Apotheke und Krankenhaus
Tummelplatz für Einkäufer und Berater
25 Jahre nach Abschaffung der Versandapotheke in der Belieferung von Krankenhäusern ohne eigene Apotheke könnte es zu einer Renaissance derselben kommen. Die Entwicklung war zu erahnen: Während viele Kollegen, vor allem aus den Krankenhausapotheken, sich hauptsächlich auf die pharmazeutische Leistung konzentrierten, treten nun mehr und mehr die reinen Zahlenjongleure in die Arena.
Der Markt ist groß, die Financial Times Deutschland (FTD) beruft sich in einem Artikel vom 19. Juni 2008 auf IMS- Marktforscher, die den Arzneimittelbedarf im Krankenhaus auf etwa 3,5 Milliarden Euro schätzen. Somit rücken die Preise der Arzneimittel und die Kosten der Apothekendienstleistung in den Focus der Kaufleute. Vor allem externe Betrachter wittern in Zeiten notleidender Krankenhäuser ihre Chance für lukrative Beratungen.
"Raus aus dem Keller" lautet der Titel des obengenannten Artikels der FTD und suggeriert eine Aufbruchstimmung. In der Tat befinden sich noch viele Krankenhausapotheken im Keller neben der Heizung, der Bettenzentrale oder gar der Leichenaufbewahrung. Der Alltag zeigt zudem häufig, wie schlecht die Apotheke mit der Anlieferung und den Verbrauchsstellen des Hauses verbunden ist. Kleine Einheiten binden relativ viel Personal, vor allem wenn es an moderner Ausstattung und EDV mangelt.
Die großen Klinikketten haben dieses schon länger erkannt. Das Beispiel Asklepios zeigt, wie mit einer Zentralapotheke in Hamburg ein Drittel des Personals aus früheren Strukturen eingespart werden kann. Aber auch beim Einkauf entsteht mit den größeren Verbünden ein Potenzial, welches die Preise der Pharmaindustrie kräftig unter Druck setzen kann.
Dieses Panorama bildet einen idealen Hintergrund für externe Beratungsfirmen, die sich mit Daten versorgt an die verbleibenden Krankenhäuser wenden. Ähnlich sieht es in den Einkaufszentralen der großen Klinikketten aus. Die kaufmännischen Mitarbeiter holen sich die Verbrauchsdaten aus der Vergangenheit bei potenziellen Neukunden und gleichen diese mit der eigenen Datenbank ab, die laufend mit den günstigsten Konditionen des Marktes gefüttert wird.
Als Resultat werden Einsparungen präsentiert, die schließlich das Honorar der Beratungsfirma oder die Kos-ten der Einkaufszentrale rechtfertigen müssen.
Dabei wird folgendes übersehen: Preise können immer nur zu einem Stichtag verglichen werden, gerade in Zeiten eines heftigen Preiskampfes der Generika-Hersteller und des Patentverlustes umsatzstarker Klinikprodukte. Wenn diese Preise heute fallen, aber mit Preisen des gesamten Jahres 2007 verglichen werden, dann gelangt man nur scheinbar zu Einsparergebnissen. Man stelle sich den umgekehrten Fall vor, es solle heute jemand die Energieversorgung zu den Konditionen des Jahres 2007 übernehmen. Ein wahrlich unfaires Ansinnen!
Zum anderen werden zum Vergleich nur Produkte herangezogen, allenfalls noch Wirkstoffe. Ausschließlich anhand des niedrigsten Preises der Arzneimittel und der geringsten Kosten der Dienstleistung wird beurteilt, wie gut oder schlecht die Apotheke arbeitet.
Verständlich und zugleich fatal, denn Kaufleute können nun einmal nicht innerhalb der Wirkstoffgruppen differenzieren. Ein hervorragender Preis für ein patentgeschütztes Antibiotikum kann trotzdem zu höheren Therapiekosten führen, wenn es nämlich unreflektiert eingesetzt wird. Der Einsatz der Chinolone zeigt das beispielhaft, zumal hier zusätzlich das Verhältnis der parenteralen und oralen Darreichungsformen die Kosten entscheidend beeinflussen kann. Der Preisvergleich eines Heparin-Produktes führt zu falschen Ergebnissen, wenn der Kaufmann den Einsatz zur Prophylaxe und Therapie nicht kennt oder die damit verbundenen Dosierungen nicht berücksichtigen kann.
Es gibt viele weitere Beispiele, die zeigen, dass die pharmazeutische Beratung der Apotheker und hier insbesondere das Gespräch mit den Ärzten die Arzneimitteltherapie günstiger gestalten lassen, als eine reine Einkaufsoptimierung. Aber Vergleiche der Arzneimittelkosten pro Fall oder gar in Relation zu den DRG-Erlösen ist aufwendiger und weniger griffig.
Die Preispolitik der Pharmaindustrie beugt sich dem Streben nach immer höheren Absatzzielen. Anscheinend lassen sich diese bei Kaufleuten durch zusätzliche Nachlässe leichter realisieren, Hauptsache viel Rabatt und gute Preise. Alles schon einmal da gewesen, man erinnere an die Versandapotheken vor mehr als 25 Jahren und die anschließend in den Krankenhäusern vorgefundenen Müllberge ungenutzter Arzneimittel.
Loriot lässt herzlich grüßen.
Klaus Grimm
2. Vorsitzender des BVKA,
Kronen-Apotheke Marxen,
Postfach 1417,
50378 Wesseling
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