Aus Kammern und Verbänden

Sektorübergreifende Arzneimittelversorgung

Die Bereitschaft der Krankenhausapotheker, Verantwortung in der sektorübergreifenden Arzneimittelversorgung zu übernehmen, kam beim 33. Wissenschaftlichen Kongress des Bundesverbands Deutscher Krankenhausapotheker e. V. (ADKA) mit dem Thema "Die Krankenhausapotheke in der Verantwortung für die sektorübergreifende Arzneimittelversorgung" deutlich zum Ausdruck.

Silke Baumann, stellvertretende Leiterin des Referats Arzneimittelversorgung im Bundesministerium für Gesundheit, überbrachte das Grußwort der Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt. Sie zeigte sich über das Kongressthema sehr erfreut – insbesondere weil die Krankenhausapotheker bereit seien, ihren Teil der Verantwortung zu übernehmen. Die sektorübergreifende Arzneimittelversorgung sei ein sehr wichtiges Thema, so Baumann. Zwei sich letztlich auch gegenseitig bedingende Aspekte seien hier für sie entscheidend: die Arzneimitteltherapiesicherheit und die Wirtschaftlichkeit. Denn eine Arzneimittelversorgung, die suboptimal organisiert sei, könne niemals wirtschaftlich sein, ebenso wie unwirtschaftlich gestaltete Strukturen auch ein Risiko für die Sicherheit bedeuten können. In diesem Zusammenhang sprach Baumann auch den "Aktionsplan 2008/2009 zur Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit" an, an dem die ADKA inhaltlich aktiv mitgewirkt hat.

Klinisch-pharmazeutische Dienstleistungen wertvoll

Der Beitrag der Krankenhausapotheker zur Arzneimitteltherapiesicherheit ist für den scheidenden ADKA-Präsidenten Michael Lueb, Bielefeld, das wichtigste Thema, das die ADKA gegenwärtig vertreten muss. Die aktive Beteiligung aller Krankenhausapotheker sei erforderlich, um zu erreichen, dass sich niemand mehr der Wahrnehmung des Nutzens klinisch-pharmazeutischer Dienstleistungen entziehen kann. Dann könnten sich auch die Rahmenbedingungen für die Arbeit der Krankenhausapotheker in den Krankenhäusern nachhaltig verbessern. Vereinzelt haben die Kostenträger bereits – nach erfolgreich durchgeführten Pilotprojekten – den Nutzen und Wert klinisch-pharmazeutischer Dienstleistungen der Krankenhausapotheker erkannt, so Lueb. Dies habe dann dazu geführt, dass die Kostenträger der großflächigen Umsetzung dieser Dienstleistungen in ihren Häusern zugestimmt und das dafür benötigte Personal eingestellt haben.

Der Präsident der Apothekerkammer Schleswig-Holstein, Holger Iven, Lübeck, betonte in seinem Grußwort die Bedeutung einer intensivierten sektorübergreifenden Arzneimittelversorgung. Über die Verzahnung von stationärer und ambulanter Arzneimittelversorgung auch mit Blick auf den Informationsaustausch zwischen Krankenhausapotheke und Offizinapotheke müsse diskutiert werden, Verbesserungen müssten angestoßen werden, so Iven. Eine nachhaltige Verbesserung der Qualität der Patientenversorgung sei schließlich das Anliegen aller Apotheker.

Sektorübergreifende Versorgung in Europa

Dr. Steffen Amann, München, stellte in seinem Festvortrag die sektorübergreifende Versorgung in Europa anhand der Ergebnisse einer Umfrage bei europäischen Kollegen vor. Amann fokussierte dabei auf zentrale Punkte (z. B. Budgets der Sektoren, Arzneimittelanamnese, Entlassungsmanagement) und kam zu dem Schluss, dass es kein optimales System in Europa gebe, wohl aber "eine Reihe von interessanten Teillösungen". Man müsse sich gemeinsam mit den europäischen Kollegen auf den Weg begeben und mit Blick in erster Linie auf die Qualität der Versorgung der Patienten die sektorübergreifende Arzneimittelversorgung verbessern.

Unterschiedliche Perspektiven

Im Rahmen von Plenarvorträgen wurde die sektorübergreifende Versorgung aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet: Detlef Böhler, Wuppertal, stellte die Sicht einer gesetzlichen Krankenversicherung, der Barmer Ersatzkasse, dar, Dr. Walter Taeschner, Lörrach, sprach aus der Sicht eines Offizinapothekers, Prof. Dr. Irene Krämer, Mainz, übernahm die klinisch-pharmazeutische Perspektive, und Prof. Dr. Wilhelm Niebling, Neustadt (Schwarzwald), sprach für die niedergelassenen Ärzte. Das Fazit: Interesse an einer Optimierung der aktuellen Situation besteht auf allen Seiten, gemeinsamer Nenner ist dabei der Wunsch, die Versorgungsqualität der Patienten zu verbessern.

Krämer freute sich, die klinisch-pharmazeutische Perspektive vorstellen zu können, weil es keine leere Perspektive sei und es dank des Engagements zahlreicher Kollegen auch keine Perspektivlosigkeit gebe. Trotz dieser "wirklich wunderbaren Facetten und Perspektiven" sieht Krämer "ein ‚aber‘ in der Finanzierungsbereitschaft".

Mitgliederversammlung

Im Rahmen der diesjährigen Mitgliederversammlung wurde der Präsidialturnus vollzogen. Michael Lueb, Bielefeld, wurde 2. Vizepräsident, und Holger Hennig, Stuttgart, wurde Präsident der ADKA. Zur neuen 1. Vizepräsidentin wurde Sabine Steinbach, Trier, gewählt.

Das wissenschaftliche Programm umfasste Plenarvorträge, Kurzvorträge, Poster, eine Poster-Rallye, Symposien und Workshops.


Den ausführlichen Kongressbericht finden Sie im Juli-Heft 2008 der Zeitschrift Krankenhauspharmazie.



Dr. Annemarie Musch
Dr. Tanja Liebing

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