Arzneimittel und Therapie

Möglicherweise Todesfälle mit dem Appetitzügler Rimonabant

In Großbritannien sind fünf Todesfälle bekannt geworden, die mit der Einnahme des Appetitzüglers Rimonabant (Acomplia®) in Zusammenhang stehen könnten. Die britische Aufsichtsbehörde Medicines and Healthcare products Regulatory Agency (MHRA) veröffentlichte auf ihrer Homepage ein Dokument, in dem 720 Spontanmeldungen mit 2123 unerwünschten Arzneimittelreaktionen aufgeführt werden. Eine Bewertung steht noch aus: Ob die Todesfälle mit der Einnahme des Medikaments in Verbindung stehen, ist noch offen.

Rimonabant wurde in der Europäischen Union im Juni 2006 zugelassen. Es antagonisiert im Gehirn die Cannabinoid-(CB)-1-Rezeptoren und dämpft auf diese Weise das Hungergefühl. Das Anwendungsgebiet ist die Behandlung von hochgradigem ernährungsbedingtem Übergewicht (Body Mass Index (BMI) größer als 30 kg/m²) oder bei Patienten mit einem BMI größer als 27 kg/m² und gleichzeitig vorliegenden Risikofaktoren wie Diabetes Typ 2 oder Fettstoffwechselstörungen. Zum Zeitpunkt der Zulassung war aus klinischen Prüfungen bekannt, dass psychische Nebenwirkungen, vor allem Depressionen, im Zusammenhang mit der Anwendung von Rimonabant auftreten können. Entsprechende Angaben sind in den Produktinformationen bereits enthalten. Aus vorgelegten periodischen Sicherheitsberichten im Rahmen der regelmäßigen Bewertung von neuen Arzneimitteln nach der Zulassung ergab sich eine Zunahme der Anzahl von Berichten über psychiatrische Nebenwirkungen. Zum Teil traten sie bei Patienten mit einer bestehenden Depression auf, aber auch bei einigen Patienten, die bisher keine psychiatrische Erkrankung hatten.

Die Wirkung ist durch vier große Phase-III-Studien (RIO-Studien) belegt, in denen aber auch eine Neigung zu depressiven Störungen und Angstreaktionen festgestellt wurde. Die jetzt mitgeteilten unerwünschten Arzneimittelreaktionen wurden der MHRA im Zeitraum von 2006 bis 2008 registriert. Von den 2123 unerwünschten Arzneimittelreaktionen unter Rimonabant waren fünf Fälle mit tödlichen Folgen. 974 Berichte betrafen psychiatrische Ereignisse, darunter ein vollendeter Suizid und 48 Fälle von Suizidgedanken. Es geht aus der Aufstellung der MHRA nicht hervor, wie viele dieser Ereignisse nach der Indikationseinschränkung auftraten. Zudem, so Sanofi-Aventis, sei kein direkter Zusammenhang mit dem Tod der Patienten festzustellen. Unter den fünf Todesfällen war ein Suizid. Bei zwei Patienten wird ein Herzinfarkt, bei einem weiteren ein plötzlicher Herztod als Ursache genannt. Der fünfte Patient starb an einer Infektion. In Europa wurde im Juli 2007 nach Beratung des Ausschusses für Humanarzneimittel bei der Europäischen Arzneimittelagentur EMEA eine Kontraindikation bei Patienten mit ausgeprägten Depressionen oder Zeichen einer Suizidalität verfügt. Danach darf Rimonabant von Patienten, die an einer ausgeprägten Depression leiden oder ein Arzneimittel zu deren Behandlung einnehmen, nicht mehr angewendet werden. Außerdem wird die Einnahme von Rimonabant nicht empfohlen, wenn schon einmal in der Vergangenheit Depressionen mit Suizidgedanken aufgetreten sind. In diesen Fällen ist abzuwägen, ob der Nutzen einer Anwendung das Risiko für das Auftreten von depressiven Erkrankungen überwiegt. In den USA lehnte ein Beraterkomitee der FDA im Juni 2007 wegen einer erhöhten Suizidneigung eine Zulassung von Rimonabant ab, woraufhin der Hersteller den Antrag dort zurückzog.

 

Quelle

Rimonabant: Europäische Arzneimittelagentur empfiehlt Anwendungsbeschränkungen. Pressemitteilung des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte vom 20. Juli 2007.

European Medicines Agency recommends Acomplia must not be used in patients on antidepressants or with major depression, 19. Juli 2007.

Medicines and Healthcare products Regulatory Agency. Drug analysis print. Drug name: Rimonabant. 3. Juni 2008.

 


ck

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