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- DAZ 24/2008
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Länderdossier Schweiz
Hopp Schwiiz!
Lediglich 7,5 Millionen Einwohner und etwa 1699 Apotheken weist unser Nachbarland Schweiz auf, damit im Durchschnitt eine Apotheke auf ca. 4400 Einwohner. So einfach lässt sich diese Zahl für die Schweiz aber nicht rechnen. In großen Teilen der Schweiz gibt es eine Dispensiererlaubnis für Ärzte, d. h. in 3857 Selbstdispensationspraxen dürfen Ärzte, gleichberechtigt wie Apotheken, Arzneimittel an ihre Patienten abgeben. Die Apothekendichte ist deshalb sehr unterschiedlich. In Gebieten, in denen die Dispensation durch die Ärzte erlaubt ist, kann es deshalb bis zu 20.000 Einwohner pro Apotheke geben, in einem Kanton mit Verbot der Selbstdispensation lediglich bis zu 1820 Einwohner pro Apotheke.
26 Kantone gibt es immerhin in der Schweiz und dieser Förderalismus hat natürlich Auswirkungen, denn die Kantone regeln über kantonale Gesundheitsgesetze den Apothekenmarkt und deshalb gibt es auch 26 unterschiedliche Apothekenbetriebsordnungen.
Überhaupt ist der gesamte Apothekenmarkt nicht so einheitlich wie in Deutschland geregelt. Die Ausführungen im Rahmen dieses Dossiers beziehen sich a priori auf die Deutschschweiz, in der Romandie, dem französischsprechenden Teil der Schweiz gelten häufig andere Gesetze.
Schon lange Fremd- und Mehrbesitz
Bereits vor 50 Jahren wurde der Markt liberalisiert. Unterschiedlichste Betriebsformen sind zu finden, da aufgrund des fehlenden Fremd- und Mehrbesitzverbotes neben den selbstständigen Apotheken, größtenteils organisiert in Kooperationen, Ketten- und Franchisesysteme zulässig sind.
Die Konkurrenzsituation für Apotheken in der Schweiz liest sich wie ein Worst-Case-Szenario für Deutschland. Für die schweizerischen Kollegen gibt es kein Arzneimittelmonopol, die Apotheken halten nur etwa 54% Marktanteil am Arzneimittelmarkt. Im Rezeptbereich realisierten die Apotheken lediglich 47,2% des Gesamtumsatzes, die Ärzte immerhin 27% des Umsatzes, Spitäler 22% und der Versandhandel etwa 4% (mit überdurchschnittlichen Zuwachsraten). Besonders die Konkurrenz der Ärzte tut den Apothekern weh (vgl. hierzu den Beitrag zum Dispensierrecht in diesem Beitrag). Während die Apotheken im Jahr 2007 im Rezeptbereich 5,2% zulegten, erreichten die Ärzte Zuwächse von 9,2% und selbst im OTC-Bereich erwirtschafteten sie Steigerungen von 6,3% im Vergleich zur Apotheke mit 3,9%.
Hohe Personalkosten
Im Gesundheitsmarkt gesamt gibt es neben den genannten Mitbewerbern noch weitere Konkurrenz, denn Drogerien (immerhin noch 659 an der Zahl) und Großverteiler, wie Migros und COOP, sind sehr spürbar in diesem Markt vertreten.
In den letzten Jahren ist das Preisniveau für Arzneimittel, gerade auch durch Steigerung des Generikaanteiles etwa auf das deutsche Niveau gesunken. Die Arzneimittelvielfalt ist in der Schweiz weitaus geringer, die Pflege des Arzneimittellagers daher weitaus überschaubarer.
Die schweizerische Apotheke arbeitet trotz erheblicher Margenerosion immer noch mit deutlich höheren Margen als die deutschen Apotheken, hat aber auch einen sehr viel höheren Kostenanteil (vgl. dazu: Die schweizerische Apotheke in Zahlen). Insbesondere die Personalkosten liegen in der Schweiz sehr viel höher, die Dienstleistungsbereitschaft und -fähigkeit ist dadurch aber auch in der Regel qualitativer ausgeprägt.
Obwohl der Markt in der Schweiz ein sehr stark umkämpfter ist, scheinen deutsche Apotheker dem schweizerischen Apotheker in Sachen Marketing Erfahrungen voraus zu haben. Die Kundenkarte zum Beispiel ist ein noch recht junges Marketingsinstrument und wird bei einigen Kooperationen und Ketten jetzt erst eingeführt und ist dann nicht zentral bei den Mitgliedern vernetzt.
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