Arzneimittel und Therapie

Neue topische Fixkombination gegen Akne zugelassen

Schätzungsweise jeder achte bis zehnte Patient einer Hautarzt-Praxis leidet unter Akne. Zur Lokaltherapie der Erkrankung wurde kürzlich eine neue Fixkombination aus Adapalen und Benzoylperoxid (Epiduo®) zugelassen, die auch bei Langzeitanwendung gut wirksam und verträglich ist und wegen der nur einmal täglichen Applikation eine hohe Compliance erwarten lässt.

Epiduo® ist zugelassen zur topischen Behandlung der Acne vulgaris bei Vorliegen von Komedonen, Papeln und Pusteln und eignet sich daher besonders gut für Patienten mit mittelschwerer bis schwerer Akne, bei denen die beiden letztgenannten Hautveränderungen im Vordergrund stehen. In den beiden zulassungsrelevanten Studien konnten Papeln und Pusteln bereits nach einer Woche um etwa 33% und nach zwölf Wochen um 65% sichtbar reduziert werden. Nach viermonatiger Anwendung wurden Papeln, Pusteln und Komedonen um ca. 70% reduziert.

Antibiotikafreie Kombination mit bakterizider Wirkung

Adapalen und Benzoylperoxid werden in der Aknetherapie seit Langem eingesetzt.

Adapalen ist ein synthetisches Retinoid der dritten Generation, das mehrere Pathomechanismen der Erkrankung beeinflusst:

  • Es ist ein potenter Modulator der Zelldifferenzierung und normalisiert nach topischer Anwendung die Differenzierung follikulärer Epithelzellen. Dadurch wirkt es gegen bestehende Komedonen (komedolytisch), gegen neu entstehende Komedonen (anti-komedogen) und führt außerdem zu einer verminderten Ausbildung von Mikrokomedonen.
  • Adapalen besitzt darüber hinaus antiinflammatorische Eigenschaften. In In-vitro-Studien konnte eine Hemmung der chemotaktisch (gerichtet) und chemokinetisch (ungerichtet) induzierten Wanderung humaner polymorphkerniger Leukozyten nachgewiesen werden; außerdem hemmt der Wirkstoff die chemische Umwandlung von Arachidonsäure in Entzündungsmediatoren. In-vitro-Studien haben weiterhin eine Inhibition von AP-1-Faktoren sowie eine Hemmung der Expression von Toll-like-Rezeptoren (TLR-) 2 gezeigt. Dieses Profil deutet darauf hin, dass die zellvermittelte Entzündungskomponente der Akne durch Adapalen vermindert wird.

Adapalen (Differin®) als Monotherapeutikum ist zugelassen zur äußerlichen Anwendung bei Akne vulgaris im Gesichtsbereich, wenn Komedonen überwiegen und Papeln und Pusteln vorhanden sind.

Benzoylperoxid (z. B. Aknefug®, Akneroxid®, Klinoxid®, Sanoxit®) wirkt durch die Freisetzung reaktiver Sauerstoff-Spezies antibakteriell und reduziert insbesondere P. acnes, die sich in den betroffenen Follikeln abnorm anreichern. Zusätzlich zeigt die Substanz exfoliative, keratolytische und antiinflammatorische Wirkungen.

Studiendaten weisen darauf hin, dass eine Kombination von Adapalen und Benzoylperoxid zu einer Wirkungspotenzierung führen kann. In einer der beiden Zulassungsstudien mit mehr als 500 Patienten hatte sich gezeigt, dass die Netto-Wirksamkeit der Fixkombination größer war als die Summe der mit den Einzelsubstanzen erzielbaren Netto-Wirksamkeiten. Eine Erklärung für dieses Phänomen steht noch aus.

Resistenzbildung bei antibiotikahaltigen Topika

Seit über 30 Jahren werden in der Aknetherapie auch Antibiotika eingesetzt – zum einen wegen ihrer direkten Wirkung auf die an der Pathogenese der Erkrankung beteiligten Bakterien Propionibacterium acnes und P. granulosum, zum anderen wegen ihrer antiinflammatorischen Effekte. Akne ist jedoch eine chronische Erkrankung, die in der Regel eine monate- bis jahrelange Behandlung erfordert. Dies führt dazu, dass viele Patienten über lange Zeiträume topische Antibiotika erhalten. Nach Ansicht von Experten wird damit ein hoher Selektionsdruck auf die Propionibacterien erzeugt, der zum Therapieversagen führen kann. Auch weitere hautbewohnende Bakterien wie z. B. Staphylococcus aureus können durch eine langandauernde Antibiotikatherapie gegen Akne Resistenzen entwickeln.

Studien haben gezeigt, dass Propionibakterien vor allem gegen Erythromycin und Clindamycin, darüber hinaus auch gegen Tetrazyklin, Doxycyclin und Trimethoprim resistent sind; Kreuzresistenzen wurden ebenfalls beobachtet.

In einigen Untersuchungen fand man resistente Propionibakterien sogar in der Haut von Personen, die Aknepatienten nahe standen, selbst jedoch nie behandelt worden waren, oder auf der Haut von Dermatologen, die auf Aknetherapie spezialisiert sind. Aus diesen Gründen erscheint der Einsatz von antibiotikafreien Aknetherapeutika sinnvoll.

Anwendungs-Tipps für Epiduo®

  • Epiduo® sollte einmal täglich abends angewendet werden.
  • Zunächst wird die Haut gereinigt und abgetrocknet.

Dann sollte das Gel mit den Fingerspitzen als dünner Film auf die von Akne betroffenen Hautareale aufgetragen werden.

Kommt es nach der Anwendung zu Hautreizungen, kann dem Patienten beispielsweise empfohlen werden, feuchtigkeitsspendende, nicht-komedogene Produkte aufzutragen oder das Gel seltener anzuwenden (z. B. alle zwei Tage).

Epiduo® sollte nicht in Kontakt mit gefärbten Materialien einschließlich Haaren oder farbigen Geweben kommen, da es hierdurch – wie bei allen Akne-Präparaten, die Benzoylperoxid enthalten – zu Ausbleich- oder Verfärbungseffekten kommen kann.

Anwendung in Schwangerschaft und Stillzeit

Die teratogenen Eigenschaften der Retinoide nach systemischer Anwendung sind bekannt. Bezüglich der lokalen Anwendung von Adapalen in der Schwangerschaft sind die klinischen Erfahrungen begrenzt; die wenigen verfügbaren Daten weisen jedoch nicht auf schädliche Auswirkungen einer Exposition in der Frühschwangerschaft hin. Da die Möglichkeit einer geringfügigen Aufnahme von Adapalen über die Haut besteht, sollte Epiduo® von Schwangeren nicht angewendet und die Behandlung bei einer unerwartet eintretenden Schwangerschaft beendet werden. In der Stillzeit kann Epiduo® eingesetzt werden, eine Applikation auf die Brust ist jedoch zu vermeiden.

Stabilität der Wirkstoffe im Vehikel gewährleistet

Aus technologischer Sicht kann Benzoylperoxid nur mit Retinoiden mit polyaromatischer Struktur wie Adapalen kombiniert werden, da bei anderen Vertretern (z. B. Tretinoin) die aliphatischen Ketten der Moleküle durch die reaktive Substanz zerstört werden würden.

Bei Epiduo® wird die Stabilität der Zubereitung außerdem durch Verwendung des innovativen Gelbildners Simulgel® 600 gewährleistet, der das Vehikel über einen breiten pH-Wert-Bereich stabil und die Wirkstoffe in Lösung hält. Die Zubereitung enthält keine alkoholischen Zusätze, was weniger Hautreizungen als bei alkoholhaltigen Gelen erwarten lässt. Treten unter der Behandlung dennoch lokale Hautreizungen wie z. B. Schuppung, Erythem und Brennen auf, so sind sie nach bisherigen Erfahrungen meist leicht ausgeprägt und bilden sich nach ein bis zwei Wochen zurück. Die häufigste Nebenwirkung unter der Behandlung war trockene Haut.

 

Quelle

Prof. Dr. med. Harald Gollnick, Magdeburg; Prof. Dr. med. Falk Ochsendorf, Frankfurt/ Main; Dr. med. Roland Hartwig, Wuppertal: "Epiduo® - die Anders-Kombi gegen Akne", Berlin, 6. März 2008, veranstaltet von der Galderma Laboratorium GmbH, Düsseldorf.

Fachinformation Epiduo®, Stand November 2007.

 


Apothekerin Dr. Claudia Bruhn

 

 

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.