Deutsche sollen in Form kommen

Berlin (ks). Mit ihrem Aktionsplan "In Form" will die Bundesregierung dafür sorgen, dass das Bewusstsein der Bundesbürger für gesunde Ernährung und Bewegung wächst. Mit diversen Maßnahmen soll Fehlernährung, Bewegungsmangel und Übergewicht und damit zusammenhängenden Maßnahmen entgegengewirkt werden. Zwischen 2008 und 2010 sind dafür jährlich 5 Millionen Euro im Bundeshaushalt vorgesehen. Bis zum Jahr 2020 sollen sichtbare Ergebnisse erreicht werden. Opposition und Verbraucherschützer halten den Plan allerdings nicht für weitgehend genug.

Bundeskabinett beschließt Nationalen Aktionsplan Ernährung und Bewegung

"Wir wollen erreichen, dass Kinder gesünder aufwachsen, dass Erwachsene gesünder leben und dass alle von einer höheren Lebensqualität und einer gesteigerten Leistungsfähigkeit in Bildung, Beruf und Privatleben profitieren", sagte Ernährungsminister Horst Seehofer (CSU) bei der Vorstellung des Aktionsplans am 25. Juni in Berlin. Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) betonte, dass dieses Vorhaben nur gelingen könne, wenn Gesundheitsförderung und Prävention "als gesellschaftlicher Wert verankert" werde: Kinder müssten schon von klein auf gesunde Ernährung und viel Bewegung als etwas Selbstverständliches, als eine Quelle von Vergnügen und Genuss erleben. Um Reglementierung und Verbote gehe es dabei nicht, so Seehofer, der Aktionsplan setze vielmehr auf Anreize, Motivation und Strukturen.

Eine Trendwende ist laut Schmidt dringend nötig: In Deutschland gelten rund 37 Millionen Erwachsene und 2 Millionen Kinder und Jugendliche als übergewichtig oder adipös. Zugleich zeigen rund 1,4 Millionen Kinder und Jugendliche Symptome einer Essstörung. Die Kosten für Krankheiten, die durch falsche Ernährung und/oder Bewegungsmangel begünstigt werden, liegen Schmidt zufolge bei rund 70 Milliarden. Euro im Jahr. Daher wird nun in Kampagnen investiert, die gezielt über gesunde Ernährung informieren. In Betrieben, Schulen und Kindergärten soll das Essen besser werden und zum Sport motiviert werden. Anspruch ist, dass die Empfehlungen zum Ernährungs- und Bewegungsverhalten die Zielgruppen in ihren Lebenswelten ansprechen und gut im Alltag umsetzbar sind. Auch sollen die Akteure und Maßnahmen besser vernetzt und die Angebote aufeinander abgestimmt werden. Dabei sind sowohl der Bund als auch Länder und Kommunen gefragt.

Die Industrie ist ebenfalls gefordert – allerdings auf ganz freiwilliger Basis: So soll mit den Süßwarenherstellern über einen Verzicht auf Werbung gesprochen werden, die sich an Kinder unter zwölf Jahren richtet. Die Mode- und Werbebranche soll über eine Selbstverpflichtung nachdenken, keine offensichtlich magersüchtigen Models mehr auf dem Laufsteg oder auf Werbebildern zu zulassen. Und auch die Computerindustrie soll motiviert werden, Spiele auf den Markt zu bringen, die zu mehr Bewegung anregen.

Ulrike Höfken, ernährungspolitische Sprecherin der Grünen, sprach von einem "Alibi-Aktionsplan", in dem im "Schneckentempo" lediglich lange bekannte Ziele aufgeschrieben wurden. Statt die Wirtschaft ernsthaft in die Verantwortung zu nehmen, setze die Regierung erneut auf wirkungslose Selbstverpflichtungen, monierte Höfken. Die verbraucherpolitische Sprecherin der Linken, Karin Binder, kritisierte, dass der Aktionsplan ausschließlich auf die Eigenverantwortung der Verbraucher setze. An die Verantwortung des Staates und der Industrie werde lediglich "höflich und unverbindlich appelliert". Die FDP-Bundestagsfraktion lehnt dagegen Forderungen nach einem Werbeverbot von Süßigkeiten als "staatliche Bevormundung des Verbrauchers" ab. Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) begrüßte die Initiative grundsätzlich – eine klare Strategie kann Stefan Etgeton, Leiter des Fachbereichs Gesundheit und Ernährung, jedoch nicht erkennen. Er vermisst insbesondere klare Aussagen zur Priorisierung von Vorhaben und Maßnahmen, Verantwortlichkeiten und Erfolgsindikatoren. Auch seien die vorerst veranschlagten 15 Millionen Euro in den nächsten drei Jahren "entschieden zu wenig". .

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