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- AZ 16/2008
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Die Amerikaner kommen
Nach DocMorris ist nun die zweite große niederländische Versandapotheke, die ihr Geschäft vornehmlich in Deutschland macht, von einem Großkonzern beherrscht. Medco ist einer der führenden Gesundheitsdienstleister in den USA. Das Unternehmen ist dort als "Pharmacy Benefit Manager" tätig und organisiert als solcher die Versorgung mit rezeptpflichtigen Arzneimitteln zwischen Versicherungen, Herstellern und Apotheken. Der Konzernumsatz liegt nach Angaben des Unternehmens bei mehr als 44 Mrd. US-Dollar; allein mit seinen Versandapotheken machte Medco 2007 einen Umsatz von mehr als 17,5 Mrd. US-Dollar, rund 95 Millionen Rezepte wurden dabei bedient. Nun wendet sich Medco Europa zu: Erst Ende März hatten die US-Amerikaner eine Kooperation mit der staatlichen schwedischen Apothekenkette Apoteket angekündigt. Nun will man über den Erwerb der 2001 gegründeten Europa Apotheek Venlo weiter in den Markt dringen. Mit der in den Niederlanden ansässigen Versandapotheke verschafft sich Medco ein Standbein in Deutschland. Die Europa Apotheek kooperiert nicht nur mit verschiedenen Krankenkassen, sondern auch mit der Drogeriemarkt-Kette dm: In rund 90 nordrhein-westfälischen dm-Märkten ist sie mit dem "Pharma Punkt", einem Bestell- und Abholservice für Medikamente, vertreten.
David Israel, Vize-Präsident Unternehmensentwicklung bei Medco, erklärte, der Einstieg in den europäischen Markt sei eine logische Entwicklung in der internationalen Beteiligungsstrategie des Konzerns. Deutschland, dessen Arzneimittel-Gesamtmarkt 2006 ein Volumen von rund 35 Mrd. Euro hatte, ist für den Konzern sicherlich besonders attraktiv. Man werde die Europa Apotheek Venlo "tatkräftig darin unterstützen, eine führende Position in einem der weltweit am schnellsten wachsenden Gesundheitsmärkte auszubauen". Dies solle vor allem durch eine "innovative, qualitativ hochwertige und gleichzeitig erschwingliche Arzneimittelversorgung erfolgen. Auch bei der Europa-Apotheek ist man mit dem Geschäft zufrieden: "Die Bündelung unserer Kompetenz zur Verbesserung der Arzneimittelversorgung mit der langjährigen Fachexpertise von Medco katapultieren uns zu dem mit weitem Abstand besten Anbieter von Gesundheitsdienstleistungen im Apothekenmarkt in Deutschland und Europa", erklärte Geschäftsführer Klaus Gritschneder. Medco sei der bevorzugte Partner für diese Entwicklung gewesen.
Kette als Option
Für eine eigene Apothekenkette in Deutschland hat Medco laut Israel derzeit noch keine fertigen Pläne. Auch in den USA betreibe man keine eigenen Filialen. Dem Handelsblatt sagte der Medco-Manager allerdings: "Wenn sich die Gelegenheit bietet, könnten wir in Zukunft auch eine eigene Apothekenkette aufbauen". Sollte der Europäische Gerichtshof das deutsche Fremdbesitzverbot zu Fall bringen, ist tatsächlich kaum damit zu rechnen, dass sich Medco/Europa Apotheek mit der Nische Versandhandel begnügen – auch wenn sie damit rechnen, dass dieser Markt bis 2012 auf ein Volumen von rund 1,9 Mrd. Euro anwachsen kann. "Um die breite Masse zu erreichen, ist es wichtig, mit eigenen Apotheken auf den Markt zu gehen", meint auch Gerhard Hausruckinger von der Unternehmensberatung Accenture. Denkbar ist, dass es zunächst zu Kooperationen mit niedergelassenen Apotheken kommt. In den USA hat der Konzern rund 60.000 Apotheken als Partner. Im Moment stellt Medco jedoch den Ausbau des Versandgeschäfts in den Vordergrund. Dazu soll es etwa automatisierte Logistikzentren nach US-Vorbild geben. Daneben setzt Medco auf den Ausbau der Beratung, insbesondere von chronisch Kranken..
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