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- DAZ 6/2007
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Biogene Arzneistoffe
Wäre da nicht der Hinweis auf die 7. Auflage, würde der erste Blick kaum erkennen, dass es sich bei dem vorliegenden Buch um die Neuauflage des "Wagners" ("Arzneidrogen und ihre Inhaltsstoffe") handelt: Ein größeres übersichtlicheres Format, ein neuer Titel, zwei neue Autoren, farbige Abbildungen und eine Umschlagsgestaltung, die bereits andeutet, dass das Buch weit über Arzneipflanzen hinaus geht. Das Lehrbuch mit dem Titel "Pharmazeutische Biologie 2, Biogene Arzneistoffe und Grundlagen von Gentechnik und Immunologie" beinhaltet neben pflanzlichen Arzneistoffen nun explizit auch die nicht-pflanzlichen Arzneistoffe biologischen Ursprungs, wie Antibiotika oder rekombinante Proteine. Zudem gibt das Buch eine Einführung in die Grundlagen der Gentechnik und Immunologie. Die Autoren, nun neben dem "Gründerautor" Professor Hildebert Wagner die amtierenden Fachvertreter und Professoren Angelika Vollmar (Universität München) und Andreas Bechthold (Universität Freiburg), betonen in ihrem gemeinsamen Vorwort die Notwendigkeit eines Lehrbuches, das die gesamte Bandbreite der heute auf dem Arzneimittelmarkt verfügbaren nicht-synthetischen Arzneimittel unter Berücksichtigung der neuen Approbationsordnung für Apotheker zusammenfasst. Für jeden, der die rasante Entwicklung des Faches "Pharmazeutische Biologie" in den letzten Jahren mitverfolgt hat, ist klar, dass dies ein sehr ambitioniertes Unterfangen ist. Äußerst erfreulich ist daher der Umstand, dass dieses Vorhaben nicht zu einem überschweren "Wälzer" sondern zu einem sehr handlichen knapp 400 Seiten umfassenden Lehrbuch führte.
Der erste Teil des Buches, der sich den pflanzlichen Arzneistoffen widmet, gibt zunächst eine Übersicht zu Begriffsdefinition, Gewinnung, Qualität und Anwendung pflanzlicher Arzneistoffe, um dann unterteilt nach Stoffgruppen auf die einzelnen Arzneidrogen mit ihren Inhaltsstoffmustern und Anwendungen einzugehen. Ein drittes Kapitel bespricht Arzneidrogen, die aufgrund ihrer Unzuordenbarkeit zu einer chemischen Wirkstoffgruppe, hier nach Hauptindikationen sortiert sind. Eine abschließende Tabelle informiert über Indikationen und Wirkstoffe der wichtigsten Arzneidrogen. Im Vergleich zur 6. Auflage wurde dieser Teil gekürzt und neben der Chemie vor allem die Pharmakologie der Arzneidrogen betont. Insgesamt gewinnt er an Übersichtlichkeit und durch die klare Abtrennung von den nicht-pflanzlichen Arzneistoffen in Teil 2.
Dieser umfasst ebenfalls drei Kapitel: Nach einer knappen Einführung in die Gewinnung nicht-pflanzlicher Arzneistoffe erfolgt die getrennte Besprechung von nieder- und hochmolekularen Arzneistoffen. Letztere Gruppe wurde nach Indikationen gegliedert (von Impfstoffen bis Zytostatika) und umfasst neben nicht-rekombinanten Arzneistoffen, wie beispielsweise den meisten Impfstoffen, vor allem die stark wachsende und mittlerweile sehr umfangreiche Gruppe der gentechnisch hergestellten Arzneistoffe.
Teil 3 führt in die Grundlagen der Gentechnologie und Immunologie sowie in Methoden und Techniken der Immunologie ein. Rein quantitativ nehmen die letzten beiden Teile des Buches so viel Raum ein wie der erste. Erfreulich viele Tabellen ergänzen den Text und tragen zur Übersichtlichkeit bei. Zahlreiche sehr schön gestaltete farbige Abbildungen illustrieren vor allem den hinteren Teil des Buches.
Die obige Übersicht des Buchinhalts im Vergleich zur Seitenzahl lässt jedoch erahnen, dass das Buch in manchen Bereichen sehr knapp gehalten wurde. Insbesondere das Kapitel "nicht-pflanzliche hochmolekulare Arzneistoffe" erscheint übersichtsartig abgehandelt. Der oder die Studierende wird also ganz ohne begleitende Vorlesung oder vertiefendes Studium aus anderen Quellen nicht auskommen. Dessen sind sich auch die Autoren bewusst und weisen explizit auf die aufgelistete weiterführende Literatur hin.
Die vorliegende Neuauflage des "Wagners", eines über Generationen etablierten Standardwerkes für die Ausbildung von Pharmazeuten im Hauptstudium, hat sich also neu definiert und folgt damit erfreulich konsequent der grundlegenden Weiterentwicklung des Faches "Pharmazeutische Biologie". Es dient den Studierenden im Hauptstudium Pharmazie als Orientierung und gibt einen guten Überblick über die Breite des Faches. Die an der ein oder anderen Stelle vielleicht wünschenswerte Vertiefung der Inhalte könnte man u.U. dadurch erreichen, dass man bestimmte Inhalte konsequent an die Lehrbücher und Vorlesungen der Biochemie abgibt, die diese ja durchaus enthalten, wie beispielsweise einführende Abschnitte in die Lipide und Kohlenhydrate sowie letztendlich großteils das Kapitel der Gentechnik.
Prof. Verena M. Dirsch, Institut für Pharmakognosie, Universität Wien
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