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Arzneimittel und Therapie
Selektiver Estrogenrezeptor-Modulator Raloxifen in den USA zur Brustkrebsprävention zugelassenDie amerikanische Food and Drug Administration (FDA) hat die Zulassung für den selektiven Estrogenrezeptor-Modulator Raloxifen (Evista®) erweitert, wie Eli Lilly mitteilte: Raloxifen ist in den USA nun indiziert bei postmenopausalen Frauen mit erhöhtem Brustkrebsrisiko sowie bei postmenopausalen Frauen mit einer Osteoporose. In Deutschland ist Raloxifen bisher zur Prävention und zur Behandlung der Osteoporose zugelassen.
Raloxifen wurde ursprünglich zur Behandlung des Mammakarzinoms entwickelt. Für diese Indikation war aber bisher keine Zulassung erteilt worden. In der Osteoporosebehandlung steht es seit 1998 zur Verfügung.
Im Gegensatz zu Bisphosphonaten, die die knochenabbauenden Osteoklasten effektiv hemmen, steuert Raloxifen als Estrogenagonist den Aufbau der Mikroarchitektur des Knochens ähnlich wie Estrogen. Es drosselt die Osteoklastenaktivität über die vermehrte Synthese des Wachstumsfaktors TGF-beta. Zugleich unterbindet es durch eine Hemmung von Zytokinen wie Interleukin 1 und 6 die Reifung von Präosteoklasten.
Doch nicht nur brüchige Knochen scheinen von einer Raloxifentherapie zu profitieren. Die Estrogen-ähnliche Wirkung auf Herz und Gefäße schlägt sich in einer Reduktion des kardiovaskulären Risikos nieder, möglicherweise als Folge reduzierter Cholesterinspiegel. Interessant auch der Blick auf den CRP-Wert: Dieser Entzündungsmarker steht zunehmend auch bei den Kardiologen im Blickpunkt des Interesses, da beispielsweise bei einem Myokardinfarkt die CRP-Spiegel häufig erhöht und mit einer schlechten Prognose assoziiert sind.
Inzidenz invasiver Mammakarzinome gesenkt
Raloxifen wirkt als Estrogenagonist im Knochengewebe, dagegen antagonistisch auf Estrogenrezeptoren im Brust- oder Endometriumgewebe. Dadurch bietet er die Möglichkeit einer physiologischen Hemmung des Knochenumbaus. Die Estrogen-antagonistische Wirkung wiederum schlägt sich in einer Reduktion invasiver Mammakarzinome und einer Senkung der Rate Estrogenrezeptor-positiver invasiver Mammakarzinome nieder.
Lebensbedrohliche kardiovaskulären Effekte
Weil Raloxifen Serumcholesterin, Fibrinogen und Homocystein günstig zu beeinflussen scheint, wurde es in der RUTH(Raloxifene Use for The Heart)-Studie auf einen möglichen kardioprotektiven Effekt untersucht. In der placebokontrollierten Studie, an der 10.101 im Mittel 68 Jahre alte Frauen mit koronarer Herzkrankheit oder koronaren Risikofaktoren teilgenommen hatten, ließ sich jedoch kein Effekt von Raloxifen auf die Rate der Herzinfarkte, koronar bedingten Todesfälle oder Krankenhausaufnahmen wegen akuten Koronarsyndroms nachweisen. Dagegen sank die Rate der Brustkrebserkrankungen relativ um 44%. Allerdings wurde eine erhöhte Anzahl von tödlichen Schlaganfällen beobachtet. Das absolute Risiko von venösen Thromboembolien stieg in der RUTH-Studie um 1,2 pro 1000 Anwenderinnenjahre. Die amerikanische Zulassungsbehörde FDA schätzte die Abnahme invasiver Mammakarzinome und die Senkung der Rate Estrogenrezeptor-positiver invasiver Mammakarzinome höher und erteilte jetzt die Zulassung zur Brustkrebsprävention. Allerdings mussten die vom Oncologic Drugs Advisory Committee (ODAC) gefassten Empfehlungen umgesetzt werden und die Fachinformation mit einem Warnhinweis (boxed warning) versehen werden. Er macht auf die bestehende Kontraindikation bei Frauen mit venösen Thromboembolien in der Vorgeschichte aufmerksam. Ein erhöhtes Schlaganfallrisiko ist nach den Vorgaben der FDA keine absolute Kontraindikation. Als Voraussetzung für die Verordnung fordert die FDA jedoch eine sorgfältige Abwägung von Nutzen und Risiken in dieser Risikogruppe.
QuelleFDA Approves New Uses for Evista. Drug Reduces Risk of Invasive Breast Cancer in Postmenopausal Women. Pressemitteilung der FDA vom 14. September 2007.
FDA Approves Lilly‘s Osteoporosis Drug Evista® to Reduce The Risk of Invasive Breast Cancer in Two Populations of Postmenopausal Women, Pressemitteilung der Eli Lilly and Company vom September 2007.
Zunahme tödlicher Schlaganfälle unter Raloxifen. arznei-telegramm 2006; 37: 76.
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