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- DAZ 39/2007
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Aus Kammern und Verbänden
4. Europäisches Pharmazeutinnen-Treffen Internationaler Erfahrungsaustausch geht weiterKnapp sechzig Teilnehmerinnen aus zwölf Ländern waren zum 4. Europäischen Pharmazeutinnen-Treffen am 22. September 2007 nach Hamburg gereist. In diesem Jahr berichteten Kolleginnen aus Griechenland, Großbritannien, Norwegen, der Slowakei, den USA und Deutschland über ihre Einsatzgebiete und die Situation der Apotheker in ihren Heimatländern.
Einen Einblick in die Probleme im Gastgeberland bot Apothekerin Magda Geldmacher, Gundelfingen. Aus ihrer Sicht waren die Auswirkungen der Reformgesetze, die in jüngster Zeit auf den Berufsstand eingeprasselt sind, überwiegend nachteilig.
Es gibt zwar auch Chancen und neue Optionen, wie etwa die Möglichkeit der Teilnahme an Integrierten Versorgungsformen, jedoch besteht hierauf kein Rechtsanspruch. Als ähnlich ungünstig beurteilt Geldmacher auch die Ausgangsposition im Hinblick auf die spezialisierte ambulante Palliativversorgung, den Versandhandel sowie die Preisgestaltung bei nichtrezeptpflichtigen Arzneimitteln. Nichtsdestotrotz warnte Geldmacher davor, sich gegen die neuen Entwicklungen zu sperren, und ermutigte die Kolleginnen vielmehr dazu, diese aktiv mitzugestalten.
USA: Pharmaceutical Care mit Grippeimpfungen
Über den Stand der pharmazeutischen Betreuung in den USA berichtete Pharm D Ann Snyder, Clinical Assistant Professor am College of Pharmacy der Universität Florida, Gainesville. Seit 1990 sind die Apotheker zur Beratung und zur patientenindividuellen Dokumentation der Arzneimitteltherapie verpflichtet. In jüngerer Zeit kamen spezielle Dienstleistungen hinzu wie die Durchführung von Grippeimpfungen (mehr als 1 Million in den Jahren 2004 und 2005).
Apotheker sind als Fachleute für das "Medication Therapy Management" (MTM) anerkannt, das seit Januar 2006 angewendet wird. Das nächste Projekt der amerikanischen Gesundheitspolitik, zu dem die Pharmazeuten einen Beitrag leisten sollen, heißt "2010 Healthy People” und umfasst 467 spezifische Zielvereinbarungen. Noch ist der Enthusiasmus der Apotheker diesbezüglich allerdings gebremst. Zwar erkennen vor allem jüngere Berufskollegen die Notwendigkeit, hierbei mitzuhelfen, aber sie halten ihren Einfluss auf das Patientenverhalten für begrenzt.
UK: Ganzheitlicher Ansatz in der Palliativversorgung
Ihr besonderes Einsatzgebiet in der palliativen Versorgung beschrieb die britische Apothekerin Vanessa Skingle vom Marie Curie Hospice, Penarth. Sie hält einen möglichst umfassenden Behandlungs- und Betreuungsansatz für unerlässlich, um zu einer Verbesserung der Lebensqualität für die betroffenen Patienten zu kommen. Neben der Schmerzlinderung sollte vor allem die psychologische Seite einschließlich des familiären Hintergrundes berücksichtigt werden, weshalb die Patienten in ihrem Hospiz von einem multidisziplinären Team betreut werden.
Auch die Arzneimitteltherapie selbst stellt hohe Anforderungen. Nicht immer sind die Präparate in den englischen öffentlichen Apotheken, die nach einer Leitlinie bestimmte Arzneimittel für die Palliativmedizin bereithalten muss, in den erforderlichen Mengen zeitnah zu beschaffen. Probleme bereitet daneben die Kontrolle der Medikation, denn die Patienten nehmen teilweise heimlich andere Mittel oder verweigern diejenigen, die der Arzt verschrieben hat.
Das Marie Curie Hospice, das privat finanziert wird, genießt sowohl in Großbritannien als auch international ein hohes Ansehen. Es bietet unter anderem Weiterbildungskurse an, zu denen auch Teilnehmer aus anderen Ländern Zugang haben.
Griechenland: Apotheke ist der Top-Arbeitsplatz
Die Situation der Pharmazeuten in Griechenland schilderte Georgia Syllignaki, Apothekerin in einer öffentlichen Apotheke und Studentin im Masterstudiengang Pharmakognosie in Thessaloniki. 80 % der griechischen Pharmazeuten arbeiten in öffentlichen Apotheken, davon sind 60 % Frauen. Eine Apotheke sichert einen hohen gesellschaftlichen Status und ein lukratives Einkommen, was vor allem auf den zunehmenden Einsatz innovativer, kostspieliger Medikationen zurückzuführen ist. Dieser beschert den Apotheken zwar hohe Gewinne, bereitet dem Gesundheitssystem jedoch so große Probleme, dass die Apotheker jüngst mit der Kontrolle der Verordnungen betraut wurden, um dem übermäßigen Verordnungsverhalten der Ärzte Einhalt zu gebieten.
Die restlichen 20 % der Apotheker, die in Krankenhäusern, in der Industrie, beim Großhandel oder in staatlichen Institutionen arbeiten, sind laut Syllignaki mit ihrer Situation bei Weitem nicht so zufrieden wie ihre Kollegen in der Offizin, schon allein deswegen, weil sie deutlich weniger verdienen. So ist der Arbeitskräftemangel in diesen Einsatzgebieten wie auch beim Großhandel bereits jetzt evident und wird aufgrund der großen Attraktivität der öffentlichen Apotheke in absehbarer Zeit noch weiter zunehmen.
Slowakei: Aktiv in Pharmazeutischer Betreuung
Dr. Maria Muškova, Vizepräsidentin der slowakischen Apothekerkammer und Inhaberin einer öffentlichen Apotheke in Bratislava, gab einen Einblick in das traditionsreiche slowakische Apothekenwesen. 90 % der insgesamt 3100 Apotheker (davon sind 85 % Frauen) arbeiten dort in der privaten Arzneimittelversorgung und 10 % im Staatsdienst, worunter auch die 50 Krankenhausapotheken fallen.
Im Zuge der Privatisierung des Gesundheitswesens seit 1992 hat sich die Anzahl der Apotheken verdreifacht, allein in den letzten zwei Jahren – nach der Aufhebung der Niederlassungsbeschränkung im Jahr 2004 – sind 500 neue Abgabestellen aus dem Boden geschossen. Derzeit gibt es in der Slowakei 1600 öffentliche Apotheken, die jeweils durchschnittlich 3500 Einwohner versorgen. Mehrbesitz ist kein Thema. Lediglich eine Filialapotheke ist erlaubt.
Auf dem Gebiet Pharmaceutical Care sind die slowakischen Apotheker sehr umtriebig. "Der richtige Patient – das richtige Arzneimittel – die richtige Dosierung" lautet ihr Motto, unter dem Projekte wie etwa "Informiere dich über deine Arzneimittel” im Jahr 2004 oder das Drei-Jahres-Projekt "Herz-Woche in der Apotheke" auf den Weg gebracht wurden, in das derzeit 700 Apotheken eingebunden sind. Für 2008 ist ein neuer Fokus auf die Asthma-Therapie geplant.
Norwegen: Glücklich in der Kette
Aufgrund der geringen Besiedlung war eine zeitnahe, ausreichende Arzneimittelversorgung bis vor wenigen Jahren das größte Problem des norwegischen Apothekenwesens, berichtete Hilde Ariansen, Filialapothekerin der Vitusapotek, Lillestrom, Torv. Aus dieser Not heraus gab es über 1000 Abgabestellen in Postfilialen und Kosmetikläden ohne pharmazeutisches Personal. Mit der tiefgreifenden Deregulierung im Jahre 2001 hat sich diese Situation schlagartig geändert. Infolge der Erlaubnis von Fremd- und Mehrbesitz wurden in kürzester Zeit 97 % aller Apotheken durch die drei größten Großhandelsunternehmen aufgekauft.
Ein weiterer wesentlicher Einschnitt war die Liberalisierung des OTC-Marktes im Jahr 2003. Seitdem dürfen bestimmte Schmerzmittel und abschwellende Nasentropfen auch außerhalb der Apotheke abgegeben werden und verzeichnen dort erhebliche Umsatzanteile.
Auf der einen Seite haben die tiefgreifenden Reformen den Zugang zu Arzneimitteln für die Patienten deutlich verbessert, auf der anderen Seite führte die rasante Zunahme der Apothekenzahl – wobei eine Apotheke durchschnittlich immerhin 8000 Einwohner versorgt – zu einer erheblichen Knappheit an Fachpersonal. So gibt es viele Einmann-Apotheken, die von jungen, unerfahrenen Apothekern betrieben werden.
Die Situation nach der Kettenbildung schätzen vor allem die norwegischen Apothekerinnen (89 %) überwiegend positiv ein. Die Strukturen erlauben es, die Leitung einer Apotheke mit den familiären Aufgaben zu verknüpfen, denn die Zahlungen bei Mutterschaft sind großzügig. Darüber hinaus werden Fortbildungs- und Bonus-Programme angeboten sowie tatkräftige Unterstützung der pharmazeutischen Betreuung.
European Gender Medicine Congress im Juni 2008
Die Vorsitzende des DPV, Karin Wahl, Stuttgart, beschloss den Kongress mit einer Einladung zum nächsten europäischen Pharmazeutinnen-Treffen vom 6. bis 8. Juni 2008 in Heidelberg. Zum ersten Mal wird die Tagung zusammen mit dem Deutschen Ärztinnen-Bund organisiert, und zwar als European Gender Medicine Congress.
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