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Medizin
Was ist eigentlich ...Fatigue?
Mehr als nur müde
Fatigue (ausgesprochen Fatieg) bedeutet im Französischen Müdigkeit, Mattigkeit und beschreibt einen Erschöpfungszustand, unter dem viele Krebspatienten leiden. Jedoch tritt das Fatigue-Syndrom nicht bei jeder Krebserkrankung und nicht bei allen Krebspatienten auf. Neben chronischer Erschöpfung und Müdigkeit sprechen noch andere Symptome wie Lustlosigkeit, Angst oder Depressionen für eine Fatigue (s. Kasten). Nicht immer müssen alle Zeichen der Erkrankung gleichzeitig zu finden sein, die Symptome können auch nacheinander auftreten. Auch müssen nicht alle Anzeichen der Erkrankung auftreten.
Warum die Fatigue überhaupt entsteht, ist bisher noch nicht geklärt worden. Nur wenige Fakten sind gesichert. In vielen Fällen geht sie mit einer Anämie einher. Die auf diese Weise verschlechterte Sauerstoffversorgung kann schon für viele Fatigue-Symptome verantwortlich sein. Sicher ist, dass die Krebserkrankung selbst mit allen ihren für den Körper belastenden Symptomen wie Blutarmut, Fieber, Nachtschweiß, Schmerzen, Übelkeit, Erbrechen oder Gewichtsverlust zu der Erschöpfung der Betroffenen führt. Zusätzlich verursacht der Tumor eine körperliche Belastung, die mit seelischem und körperlichem Stress einhergeht. Der Patient kommt nicht zur Ruhe, er muss ständig an die Erkrankung mit den Folgen (Heilung/Verschlechterung) denken. Folgen dieses Grübelns sind Schlafstörungen und chronische Müdigkeit.
Auch die Behandlung ist beteiligt
Aber auch die Behandlung (Operation, Chemotherapie, Strahlentherapie, Immuntherapie) kann zur Fatigue-Erkrankung führen. Nach einem operativen Eingriff tritt Fatigue am stärksten am zehnten postoperativen Tag auf und fällt danach langsam wieder ab. Einen Monat nach der Operation wird das Niveau wie vor der Operation erreicht.
Während einer Chemotherapie kommt es in bis zu 90 Prozent der Fälle zu Fatigue-Symptomen. Drei bis vier Tage nach Beginn der Chemotherapie treten die ersten Symptome auf, das Maximum ist am zehnten Tag erreicht. Aber auch nach einer Strahlentherapie können Fatigue-Symptome auftreten. Abhängig ist das Auftreten von der Größe des bestrahlten Gebietes. Bei der Bestrahlung wird das Knochenmark, welches für die Blutbildung verantwortlich ist, zerstört. Folge dessen ist eine Anämie, die, wie schon erwähnt, häufig in Zusammenhang mit einer Fatigue beobachtet wird. Zudem bedeutet es für den Körper einen hohen Energieaufwand, das zerstörte Gewebe wieder zu ersetzen.
Eine weitere Behandlung bei einer Krebserkrankung ist die Immuntherapie. Eingesetzt werden beispielsweise Interferone oder Interleukine. Dadurch wird das körpereigene Abwehrsystem der Patienten extrem beansprucht. Die Symptome der Fatigue-Erkrankung während der Immuntherapie ähneln denen einer Grippe (Gliederschwere, Müdigkeit, Abgeschlagenheit etc.) und können im Extremfall so belastend sein, dass die Immuntherapie ab- beziehungsweise unterbrochen werden muss. Die Immuntherapien zählen zu den Behandlungsformen mit den ausgeprägtesten Fatigue-Symptomen.
Prognosen sind schwierig
Leider lässt sich vor einer Behandlung nicht voraussagen, ob, wie lange und wie stark es zu Fatigue-Symptomen kommt. Das Auftreten ist wahrscheinlicher bei einer Immuntherapie, der Strahlentherapie oder bei bestimmten Medikamenten (zum Beispiel Cyclophosphamid). Auch bei bestimmten Krebsarten tritt sie häufiger auf. Dazu gehören beispielsweise Leukämien und Brustkrebs. Es zeigte sich auch, dass die psychische Einstellung zu der Behandlung und der Erkrankung eine nicht unwesentliche Rolle spielt. Depressiv verstimmte oder Patienten mit einem labilen Gemütszustand sind von der Fatigue häufiger betroffen als Menschen, welche die Erkrankung nur als eine von vielen betrachten.
Ursachen ausschalten, Symptome lindern
Die Therapie der Fatigue besteht aus einer ursachenspezifischen und der symptomatischen Behandlung.
Zur ursachenspezifischen Therapie gehört die Beseitigung körperlicher Hintergründe der Fatigue. Hierzu zählen zum Beispiel die Blutarmut sowie Organ- und Hormonveränderungen. Verschiedene Medikamente können zusätzlich Fatigue verursachen.
In Bewegung bleiben
Oft hört man "Wer krank ist muss sich schonen." Deshalb reduzieren viele Krebspatienten ihre Aktivitäten radikal. Durch diesen Bewegungsmangel reduziert sich die Muskelmasse und die Leistungsfähigkeit des Herz-Kreislauf-Systems nimmt ab. Dagegen hat eine leichte körperliche Bewegung häufig einen positiven Effekt auf den Körper. So verändern sich Gewicht und Blutdruck, die Blutzusammensetzung, die Viskosität des Blutes, die Funktion der Blutplättchen und vieles mehr. Besonders geeignet sind schnelleres Gehen, Joggen, Radfahren oder Schwimmen. Über Ursachen der Schlafstörungen im Rahmen der Fatigue kann eine Schlafanalyse Aufschluss geben.Erst wenn trotz allgemeiner Maßnahmen weiterhin Schlaflosigkeit besteht, sollten Schlafmittel verabreicht werden. Verhaltenstherapie und Stressreduktion können Schlafstörungen positiv beeinflussen.
Erythropoetin gegen Anämie
Eine Anämie kann mit rekombinantem humanen Erythropoetin (EPO) behandelt werden. Erythropoetin ist ein Wachstumsfaktor, der das Knochenmark zur Produktion der Erythrozyten angeregt. Besonders nach oder während einer Chemotherapie kann es zu einem Abfall der roten Blutkörperchen kommen, dem mit einer Erythropoetin-Behandlung begegnet werden kann.
Quellen:[1] www.krebsinformationsdienst.de [2] Fatigue bei Tumorpatienten. Eine neue Herausforderung für Therapie und Rehabilitation von Joachim B. Weis und Hans H. Bartsch, Karger Verlag, ISBN: 978-3805570275Dr. Ingo Blank, Gärtringeni Fatigue-Symptome
•Vermehrtes Schlafbedürfnis, ohne dass der Schlaf zu ausreichender Erholung führt
•Schlafstörungen
•Blutarmut (Anämie)
•Chronischer Stress
•Depression und Hoffnungslosigkeit
•Interessenverlust
•Eingeschränkte Aufmerksam-keit
•Sprachschwierigkeiten, Mühe, Worte zu finden
•Motivationsverlust
•Entfremdung von Freunden und Familie mit Isolation
•Geistige Erschöpfung
•Lustlosigkeit
•Angst und Grübelneigung
•Konzentrationsstörungen
•Organfunktionsveränderungen
•Traurigkeit, Frustration oder Reizbarkeit
•Verlust der körperlichen Belastbarkeit
•Patient möchte nicht mehr leben
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