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- DAZ 28/2007
- Asthmaexazerbation
Arzneimittel und Therapie
Asthmaexazerbation
Telithromycin verbessert die Lungenfunktion
Bakterielle Infektionen können bei erwachsenen Asthmatikern eine Exazerbation der Erkrankung hervorrufen. In einer randomisierten, placebokontrollierten Studie wurde gezeigt, dass sich die Lungenfunktion unter einer Therapie mit Telithromycin bessert. Ein Kommentator der Studie rät aber vorerst von einer antibiotischen Therapie ab und fordert weitere Untersuchungen.
Einem Asthma bronchiale liegt keine Infektionserkrankung zugrunde, wenn auch in akuten Krankheitsepisoden häufig virale oder bakterielle Begleitinfektionen auftreten. Die gängigen klinischen Leitlinien raten von einer routinemäßigen antibiotischen Therapie ab, wenngleich dieser Rat in der Praxis nicht immer befolgt wird. Alle bisherigen Untersuchungen zur Frage, ob antibiotische Behandlungen den Verlauf einer Asthmaattacke beeinflussen, führten zu negativen Ergebnissen. Möglicherweise lag dies an der Wahl des falschen Antibiotikums. Viele bakterielle Infektionen bei Asthmaexazerbationen werden von den Keimen Chlamydophila pneumoniae oder Mycoplasma pneumoniae verursacht. Gegen diese Erreger sind die meisten Antibiotika nicht wirksam. Eine Ausnahme bildet das Ketolid Telithromycin (Ketek®), dem neben antibiotischen Wirkungen auch immunmodulatorische Effekte zugeschrieben werden. Daher wurde der Einfluss einer antibiotischen Therapie bei einer Asthmaexazerbation erneut mit Telithromycin untersucht.
An der doppelblinden, multizentrischen und placebokontrollierten Studie nahmen insgesamt 278 Erwachsenen teil, die unter Asthma litten. Nach einer behandlungsbedürftigen akuten Exazerbation ihrer Erkrankung wurden sie innerhalb von 24 Stunden für eine der folgenden Behandlungsoptionen randomisiert:
- Patienten der Verum-Gruppe erhielten neben der üblichen Versorgung während 10 Tagen einmal täglich 800 mg Telithromycin (Ketek®).
- Patienten der Vergleichs-Gruppe erhielten neben der üblichen Versorgung zehn Tage lang ein Placebo.
Primäre Studienendpunkte waren die Veränderung der Symptome, die von den Patienten mit Hilfe eines Tagebuchs dokumentiert wurden und der morgendliche, zu Hause gemessene Peak-flow-Wert im Verlauf der Behandlung im Vergleich zum Ausgangswert. Sekundäre Studienendpunkte waren unter anderem unerwünschten Wirkungen, der Anzahl beschwerdefreier Tage sowie verschiedene Lungenfunktionsparameter. Der mikrobiologische Nachweis von Chlamydophila pneumoniae und Mycoplasma pneumoniae erfolgte durch serologische Analysen, Polymerasekettenreaktionen und Bakterienkultur.
Telithromycin lindert Asthmasymptome
Die antibiotische Therapie mit Telithromycin führte zu einer signifikant stärkeren Reduktion der Asthmasymptome als die Behandlung mit dem Placebo. Die mittlere Abnahme des Symptom-Scores von Grad 0 bis Grad 7 betrug 1,3 für Telithromycin und 1,0 für das Placebo (mittlerer Unterschied -0,3; 95% Konfidenzintervall -0,5 bis 0,1; p = 0,004). Dies entspricht einer 40%igen Symptomreduktion in der Verumgruppe und einer 26%igen Abnahme in der Placebo-Gruppe. Der zweite primäre Studienendpunkt, die Veränderung der mittleren Peak-Flow-Werte, unterschied sich in beiden Gruppen nicht signifikant.
In mehreren sekundären Studienendpunkten zeigte sich in der Verumgruppe ein deutlicher Benefit. So unter anderem bei einigen Lungenfunktionsparametern und in der Anzahl beschwerdefreier Tage. Allerdings litten Patienten der Verumgruppe häufiger unter Übelkeit als die Probanden der Vergleichsgruppe (p = 0,01).
Worauf beruht die Symptombesserung?
Obwohl 61% der Patienten eine bestätigte Infektion mit Chlamydophila pneumoniae oder Mycoplasma pneumoniae oder mit beiden Erregern hatte, bestand kein Zusammenhang zwischen dem bakteriologischen Status und dem Ansprechen auf die Asthmabehandlung. Das heißt also, dass der Benefit von Telithromycin nicht zwangsläufig auf die antibiotischen Eigenschaften der Substanz zurückzuführen ist. Möglicherweise beruht die Wirkung auf den immunmodulatorischen Eigenschaften des Antibiotikums oder auf weiteren, bislang nicht genau bekannten Mechanismen. Diese Vermutung wird auch von einem Kommentator der Studie unterstützt, der allerdings der Gabe von Telithromycin bei einer Asthmaexazerbation noch zurückhaltend gegenüber steht. Vor einem breiteren Einsatz seien Fragen zur Wirkweise des Antibiotikums und zu seinem Sicherheitsprofil zu klären, da vor kurzem mehrere Fälle einer schweren Leberschädigung unter der Therapie mit Telithromycin bekannt geworden sind.
QuelleJohnston S., et al.: The effect of Telithromycin in acute exacerbations of asthma. N. Engl. J. Med. 354, 1589-1600 (2007).
Little F.: Treating acute asthma with antibiotics – not quite yet. N. Engl. J. Med 354, 1632-1634 (2007).
Apothekerin Dr. Petra Jungmayr
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