Arzneimittel und Therapie

Cortison-Freigabe

Leichtes Kontaktekzem Hydrocortison gilt bei kurzzeitiger Behandlung von entzündlichen oder allergischen Hauterkrankungen, die mit Rötungen, Schuppungen oder Juckreiz verbunden sind, als sicher und nebenwirkungsfrei. Eine Creme mit 0,5% Hydrocortison steht jetzt rezeptfrei zur Selbstmedikation zur Verfügung.

Foto: R. Niedner, Y. Adler: Hautkrankheiten im Blick für die Kitteltasche. Wissenschaftliche Verlags­gesellschaft Stuttgart (2004).

0,5%-ige Hydrocortisoncreme aus der Rezeptpflicht entlassen

Seit dem 1. April 2007 stehen 0,5%-ige Hydrocortisoncremes ohne Rezept zur Verfügung. Sie können bei mäßig ausgeprägten entzündlichen, allergischen oder juckenden Hauterkrankungen in der Selbstmedikation eingesetzt werden.

Hydrocortison und sein Acetat sind nun in Konzentrationen bis 0,5% in Packungsgrößen bis zu 30 g zur kurzzeitigen, das heißt maximal zwei Wochen dauernden, äußerlichen Anwendung von der Verschreibungspflicht ausgenommen. Diese Präparate dürfen bei Erwachsenen und Kindern ab dem vollendeten 6. Lebensjahr angewendet werden.

Ein Viertel der Bevölkerung leidet unter Hauterkrankungen, und zwar hauptsächlich unter trockener bis sehr trockener Haut, entzündeter Haut, Hautekzemen, Neurodermitis und Kontaktallergien. Die lokale Behandlung mit Glucocorticoiden ist heute Mittel der ersten Wahl bei Ekzemen. Die örtliche Applikation dieser Substanzen gilt in der Regel bei bestimmungsgemäßem Gebrauch als sicher. Insbesondere Glucocorticoide der Wirkstoffklasse I wie das Hydrocortison werden als sehr sichere Wirkstoffe angesehen, da nicht mit den für Cortisone typischen Nebenwirkungen zu rechnen ist. Bei einer 0,5%-igen Hydrocortison-Zubereitung wird weder eine systemische Wirkung noch eine Verdünnung der Haut bei einer gleichzeitigen guten antiphlogistischen Wirksamkeit erwartet.

Eindeutige Diagnose ist Voraussetzung

Bevor eine Hauterkrankung behandelt wird, muss eine eindeutige Diagnose erfolgen. Ist die Ursache unklar, dann sollten keine Glucocorticoide verwendet werden. Insbesondere Infektionen wie Mykosen dürfen nicht mit diesen Wirkstoffen therapiert werden, da sich der Pilz durch die ausgelöste Immunsuppression ausbreiten würde. Hauptindikation für die Behandlung mit einem Cortison sind Ekzeme. Die für die Selbstmedikation in Frage kommenden Anwendungsgebiete sind mäßig ausgeprägte entzündliche, allergische oder juckende Hauterkrankungen. Dazu zählen für den Laien erkennbare Dermatosen wie beispielsweise Rötungen durch Sonnenbrand, Insektenstiche oder ein vorübergehendes, leichtes Ekzem bei einer bekannten Neurodermitis. Eine Anwendung im Gesicht sollte nur nach strenger Indikationsstellung erfolgen.

Schwere Erkrankungen wie beispielsweise eine Schuppenflechte oder ein stark ausgeprägtes Ekzem können nicht mit einem Glucocorticoid der Wirkstoffklasse I behandelt werden. Sollte also nach zwei Wochen keine Besserung der Hautentzündung eintreten, muss der Betroffene an den Arzt weitergeleitet werden, damit dieser ein stärker wirksames Glucocorticoid oder ein anderes adäquates Therapeutikum verschreibt.

Gute Wirksamkeit der 0,5%-Hydrocortison-Zubereitung

Hydrocortison und sein Acetat sind schon seit 1996 zum äußeren Gebrauch in Konzentrationen bis zu 0,25% und in Packungsgrößen bis 50,0 g von der Verschreibungspflicht ausgenommen. Kritiker weisen darauf hin, dass diese bisher niedrig dosierten Hydrocortison-Cremes bei akuten Hautentzündungen sich oft als nicht ausreichend wirksam erwiesen haben. Das jetzt freiverkäufliche höher dosierte Präparat Linola® Akut mit 0,5% Hydrocortison zeigt hingegen in einer Untersuchung, dass es bei Hautirritationen gut wirksam ist. Es wirkt Herstellerangaben zufolge vorrangig durch den erhöhten Hydrocortison-Gehalt. Der Hersteller Dr. Wolff Arzneimittel weist aber auch auf die von der Creme-Grundlage ausgehenden positiven Effekte hin. Die Öl-in-Wasser-Emulsion sorgt zum einen für eine effektive Freisetzung des Cortisons. Andererseits ist sie selbst auch antientzündlich wirksam. Hinzu kommt der kühlende Effekt durch den hohen Wassergehalt von 76%.

Quelle

Prof. Dr. Peter Elsner, Jena; Priv.-Doz. Dr. Christoph Abels, Bielefeld; Eduard R. Dörrenberg, Bielefeld: "Kortison-Freigabe bewegt die Gemüter", Hamburg, 28. März 2007, veranstaltet von Dr. August Wolff GmbH & Co. KG Arzneimittel, Bielefeld.

Apothekerin Gode Meyer-Chlond

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