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Schwerpunkt Darmkrebs
Capecitabin als Alternative zum Mayo-Regime
Weltweit erkranken rund eine Million Patienten jährlich an einem Kolonkarzinom, bei knapp einem Viertel von ihnen wird nach der Operation eine adjuvante Chemotherapie durchgeführt. Durch die zytostatische Therapie wird das Rückfallrisiko verringert und das Überleben verlängert. Eine Standardtherapie, für die ein klarer Nutzen nachgewiesen wurde, ist das Mayo-Regime, bei dem Leucovorin und 5-Fluoruracil als Bolus in mehreren Zyklen i. v. gegeben werden.
Gravierende Nebenwirkungen dieser Therapie sind Stomatiden und Neutropenien. Neben diesen unerwünschten Begleiterscheinungen, unter denen vor allem ältere Patienten leiden, bedeutet der häufige Arztbesuch eine zusätzliche Belastung für den Kranken. Eine Therapie mit einem oralen Zytostatika könnte die Behandlung erleichtern, vorausgesetzt, sie führt zu gleich guten Resultaten wie die intravenöse Therapie. Mit diesem Thema beschäftigte sich die amerikanische X-ACT-Studie (Xeloda in Adjuvant Colon Cancer Therapy).
Multizentrische Phase-III-Studie
An der Studie nahmen weltweit an 164 Zentren 1987 Patienten im Alter von 18 bis 75 Jahren teil, denen kurz zuvor ein Kolonkarzinom im Stadium III in kurativer Absicht chirurgisch entfernt worden war. 1004 Probanden erhielten eine orale Zytostatikatherapie mit Capecitabin (Xeloda®), 983 Patienten eine i. v. applizierte Chemotherapie mit 5-Fluorouracil und Leucovorin. Die Behandlung dauerte 24 Wochen. Die ersten zwei Jahre wurden die Patienten alle sechs Monate, später in jährlichen Abständen untersucht. Die mediane Beobachtungszeit betrug 3,8 Jahre.
Im Hinblick auf die Wirksamkeit der Therapie war als primärer Studienendpunkt die Gleichwertigkeit des krankheitsfreien Überlebens definiert worden; im Hinblick auf die Sicherheit der Therapie die Inzidenz toxischer Effekte vom Schweregrad drei oder vier. Weitere Studienendpunkte waren das rückfallfreie Überleben und das Gesamtüberleben.
Capecitabin ist ebenbürtig oder besser
Im Hinblick auf das krankheitsfreie, das rückfallfreie und das Gesamtüberleben war Capecitabin dem Mayo-Regime ebenbürtig oder zeigte eine Tendenz zur Überlegenheit (s. Tabelle). So konnte durch das Capecitabin-Regime das krankheitsfreie Überleben auf 64,2% (vs. 60,6% beim Mayo-Regime) gesteigert werden. Gravierende Nebenwirkungen der Therapie waren in der Capecitabin-Gruppe insgesamt weniger häufig als in der Mayo-Gruppe. Dies traf vor allem auf Stomatiden und ausgeprägte Neutropenien, aber auch auf Diarrhöen, Übelkeit, Erbrechen und Haarausfall zu. Allerdings traten in der Capecitabin-Gruppe wesentlich häufiger Hand-Fuß-Sydrome (17% vs. <1%) und Hyperbilirubinämien (20% vs. 6%) auf als in der Mayo-Gruppe. Eine Subgruppen-Analyse zeigte, dass der Benefit einer Therapie mit Capecitabin für alle Untergruppen besteht, also auch für ältere Patienten.
Weitere Entwicklungen
Wie Kommentatoren dieser Studie anmerken, hat die Entwicklung der adjuvanten Chemotherapie des Kolonkarzinoms zwischenzeitlich Fortschritte gemacht. Durch ein Vorgehen nach dem Regime der MOSAIC-Studie kann ein deutlicher Benefit gegenüber dem früheren Mayo-Regime erzielt werden. Dies ist umso bemerkenswerter, da erstmals seit rund 15 Jahren eine weit reichende Verbesserung in der adjuvanten Situation erzielt wurde. Durch den Zusatz von Oxaliplatin zu Leucovorin und 5-Fluorouracil konnte das krankheitsfreie Überleben nach drei Jahren bei Patienten mit Kolonkarzinomen im Stadium III von 65,3% auf 72,2% verlängert werden. Die Kombination aus 5-Fluorouracil, Leucovorin und Oxaliplatin gilt für viele Onkologen zur Zeit als das beste Regime bei einem Kolonkarzinom im Stadium III. Ob eine Kombination von Capecitabin und Oxaliplatin gleichwertig oder besser ist, wird derzeit geprüft.
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