Schwerpunkt Darmkrebs

Krebsvorsorge: Stuhltests zur Früherkennung?

Neoplastische Erkrankungen des Dickdarmes werden bevorzugt durch eine Darmspiegelung verifiziert. Auf Grund der niedrigen Akzeptanz der Koloskopie wird häufiger als Alternative ein fäkaler Stuhltest auf okkultes Blut eingesetzt. In einer Studie am Universitätsklinikum Düsseldorf wurde die Spezifität und Sensitivität verschiedener Stuhltests untersucht. Am Besten schnitt die immunologische Prüfung auf okkultes Blut im Stuhl ab, allerdings mit sehr geringer Sensitivität für Polypen.

Insgesamt 138 Patienten nahmen an der Untersuchung teil, bei 22 von ihnen war ein Kolonkarzinom diagnostiziert, 116 stellten sich zur Koloskopie vor. Voraussetzungen für die Aufnahme in die Studie waren eine feste Konsistenz der Stuhlproben, die Teilnahme an allen drei Tests und eine vollständige Koloskopie. Die Patienten nahmen vor der Stuhlprobenabgabe keine spezielle Diät zu sich. Mit Ausnahme der 22 zu Studienbeginn bereits bekannten Karzinompatienten erfolgte die Untersuchung der Stuhlproben verblindet.

Drei Testmethoden untersucht

Der als Kassenleistung anerkannte Guajak-Test prüft biochemisch auf okkultes Blut im Stuhl, da kolorektale Karzinome häufiger bluten als die normale Darmmukosa. Hier wird die Aktivität der Peroxidase gemessen. Der verwendete hemoCARE-Test arbeitet nach dem Drei-Loch-Verfahren zur statistischen Erhöhung richtig-positiver Ergebnisse durch höhere Probenanzahl. Grenzen des Tests sind vor allen Dingen durch das Prinzip der Methode bedingt. So kann unter anderem der Verzehr von rohem Fleisch und peroxidasehaltigem Gemüse falsch-positive Ergebnisse liefern. Größere Mengen von Antioxidanzien, wie Ascorbinsäure, können ein positives Ergebnis verhindern.

Das immunologische Verfahren immoCARE-C detektiert auch Blut im Stuhl, allerdings mit Hilfe von Antikörpern auf humanes Hämoglobin. Auch hier können positive Ergebnisse durch Blutungen im Gastrointestinaltrakt hervorgerufen werden, die andere Ursachen haben.

Ebenfalls auf dem Markt ist ein Stuhltest mit dem Namen Tumor-M2-PKTM. Er enthält Antikörper auf dimere Pyruvatkinase M2. Diese kommt nach bisherigen Erkenntnissen nur in Tumorzellen vor, in proliferierenden Zellen findet man Tetramere, die nicht erfasst werden sollen.

Immunologischer Nachweis von okkultem Blut von Vorteil

Bei 64 von 138 untersuchten Patienten ergab die Koloskopie keinen pathologischen Befund. In dieser Gruppe waren sieben Guajak-Tests, vier immoCARE-Tests und 18 M2-PK-Proben positiv. Daraus ergibt sich eine Karzinom-Spezifität von 89% für den biochemischen Nachweis und 94% für immoCARE. Der Test auf dimere Pyruvatkinase M2 erreichte nur eine Spezifität von 72%. Polypen werden von allen drei Stuhltests nur in unzureichendem Maße erkannt. Bei 21 Patienten wurden ein oder mehrere Polypen diagnostiziert. HemoCARE fiel bei zwei Patienten (9%) positiv aus, auch immoCARE schnitt hier schlecht ab: Vier positive Ergebnisse ergeben eine Sensitivität von 19%, bezogen auf Polypen. Einzig der M2-PK-Test lieferte mit zehn positiven Detektionen (48%) ein akzeptables Resultat.

Einen Dickdarmkrebs, der bei 22 Patienten bestand, zeigte der Guajak-Test in nur sechs Fällen (27%) richtig an, immoCARE fiel bei 20 Patienten dieser Gruppe (91%) positiv aus. Das zweite immunologische Verfahren M2-PK lieferte 17 (77%) richtige Ergebnisse. Hinzuweisen ist auf die zu Gunsten der Patientencompliance nicht eingehaltenen Bedingungen des Guajak-Tests: Der Hersteller empfiehlt den Verzicht auf rohe und halbrohe Fleischware. Die Methode erreicht in anderen Veröffentlichungen, in denen der Test nach Vorschrift durchgeführt wurde, hinsichtlich ihrer Sensitivität die Ergebnisse des Antikörper-Hämoglobin-Tests.

Koloskopie weiterhin Mittel der Wahl

Mit diesen Tests werden zwar viele Tumore entdeckt, bis zu 70% der Karzinome bleibt aber unentdeckt! Die Bestimmung von Surrogatmarkern in Stuhluntersuchungen können erste Hinweise auf neoplastische Veränderungen im Darm geben, sie haben jedoch gegenüber der Darmspiegelung deutliche Nachteile im Hinblick auf ihren definitiven Aussagewert. Des Weiteren ist nur bei einer Koloskopie die Entfernung von Polypen, aus denen sich ein Kolonkarzinom entwickeln kann, schon während des diagnostischen Eingriffes möglich.

Empfehlung

Mit der Darmkrebsvorsorge für die asymptomatische Bevölkerung sollte ab dem Alter von 50 Jahren begonnen werden. Eine obere Altersbegrenzung für das Screening kann bei steigender Lebenserwartung nicht gegeben werden. Hier ist eine individuelle Entscheidung unter Berücksichtigung der Begleiterkrankungen angezeigt.

Indirekter Tumornachweis

Keiner der Tests kann kolorektale Neoplasien direkt nachweisen - als Indikator wird jeweils ein Surrogatmarker benötigt: Hämoglobin bzw. Tumor-M2-Pyruvatkinase. Beim hemoCare-Test wird die Peroxidase-Aktivität biochemisch bestimmt, die anderen Tests verwenden monoklonale Antikörper gegen humanes Hämoglobin bzw. gegen die dimere Pyruvatkinase M2.

Das könnte Sie auch interessieren

In der GKV kommt das Ende des Guajak-basierten Stuhltests auf okkultes Blut

Darmkrebs-Screening – was ändert sich?

Die Annehmlichkeiten der modernen Darmspiegelung

Auf dem Schirm, ohne Scham und mit Zitrone

Gutartige Vorstufen früh erkennen und entfernen – der beste Schutz vor Darmkrebs

Vorsorge kann Leben retten

Krebsvorsorge Kolorektalkarzinom

Darmkrebs-Screening besser schon mit 45?

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.