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- DAZ 34/2006
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Arzneiporträt
J. KreskenFußpilz – bessere Compliance durch
Fußmykosen gehören zu den am weitesten verbreiteten dermatologischen Erkrankungen. Basierend auf den Ergebnissen einer großen europäischen Studie zur Verbreitung von Fußmykosen ist davon auszugehen, dass derzeit etwa ein Drittel aller Erwachsenen eine Pilzerkrankung an der freien Haut des Fußes und/oder an den Zehennägeln aufweist [1].
Pilzinfektionen an der freien Haut des Fußes äußern sich in Form von Rötungen, Schuppung, Krustenbildung und oft auch quälendem Juckreiz. Die verantwortlichen Erreger sind meist Dermatophyten, die besonders häufig zunächst den Zehenzwischenraum befallen. Diese Form der Fußmykose wird als Tinea pedis interdigitalis bezeichnet [2, 3].
Vom Zehenzwischenraum aus können sich die Dermatophyten sowohl auf angrenzende Bereiche der freien Haut des Fußes als auch auf die Zehennägel ausbreiten. Die Nagelpilzerkrankung (Onychomykose) ist deshalb eine typische Folgeerkrankung der Tinea pedis. Da Letztere mit einer Störung der epidermalen Barriere einhergeht, kann es in der Folge auch zu bakteriellen Superinfektionen kommen. Eine bakteriell bedingte, besonders schwerwiegende Folgeerkrankung von Fuß- und Nagelmykosen ist das Erysipel des Unterschenkels. Dieser Zusammenhang konnte in einer Fallkontrollstudie zweifelsfrei gezeigt werden [4].
Schlechte Compliance als Hauptproblem bei der Behandlung Zur Behandlung von Fußmykosen stehen zahlreiche hochwirksame topische Antimykotika insbesondere mit Wirkstoffen aus den Stoffklassen der Azole, der Allylamine und der Hydroxypyridone zur Verfügung. Die vorgeschriebene Therapiedauer bei Tinea pedis interdigitalis beträgt je nach Wirkstoff zwischen einer Woche (Terbinafin) und vier Wochen (Clotrimazol) und muss unbedingt eingehalten werden, um die Dermatophyten vollständig aus dem Infektionsgebiet zu eliminieren.
Viele Patienten brechen die Therapie allerdings vorzeitig ab, wenn nach den ersten Behandlungstagen die subjektiven Symptome anfangen abzuklingen [5]. Da die Erreger zu diesem Zeitpunkt jedoch noch nicht vollständig eliminiert sind, können unbefriedigende Therapieerfolge und Rezidive, die oft von den Patienten als Reinfektionen fehlgedeutet werden, die Folge sein. Die zu frühe Beendigung der Behandlung wird deshalb als Hauptursache für eine nicht erfolgreiche Therapie mit den derzeit verfügbaren Antimykotika angesehen [6].
Einmalanwendung zur Verbesserung der Compliance Das Problem der schlechten Compliance bei der Fußpilzbehandlung sollte sich durch Präparate lösen lassen, die nur kurzzeitig und nicht über das Abklingen der subjektiven Symptome hinaus angewendet werden müssen. Ideal erscheinen Antimykotika zur Einmalanwendung, so wie sie auch zur Behandlung von Vaginalmykosen zur Verfügung stehen. Ein solches Präparat wird schon seit einiger Zeit in England und der Schweiz vermarktet. In Kürze wird es unter dem Namen Lamisil® Once auch in Deutschland eingeführt.
Bei diesem Präparat, das beim Kongress der European Academy of Dermatology and Venerology (EADV) im Oktober 2005 in London vorgestellt wurde, handelt es sich um eine einprozentige, Film bildende Lösung mit dem auch in anderen Darreichungsformen zur Verfügung stehenden Wirkstoff Terbinafin. Grundlage der Einmalanwendung bei Tinea pedis interdigitalis ist neben der hohen fungiziden Wirkung von Terbinafin eine neuartige Galenik auf der Basis eines speziellen Multipolymers.
Der Film trocknet nach dem Auftragen schnell ab und setzt den Wirkstoff über einen Zeitraum von drei Tagen kontinuierlich frei. Während dieser Zeit kommt es aufgrund der Lipophilie von Terbinafin zu einer Anreicherung des Wirkstoffs (Depoteffekt) im Stratum corneum. Dort ist Terbinafin noch zwei Wochen nach der Einmalanwendung in fungiziden Konzentrationen nachweisbar ([7], siehe Abbildung). Um das Risiko einer Pilzübertragung von einem Fuß auf den anderen zu vermeiden, wird das Präparat auf beiden Füßen aufgetragen, auch wenn nur ein Fuß befallen ist.
Wirksamkeit und Verträglichkeit in Studien bestätigt Die Wirksamkeit und Verträglichkeit der neuen Zubereitung wurden in groß angelegten kontrollierten klinischen Studien bestätigt. In einer fünfarmigen multizentrischen Dosis-Findungsstudie, in die 536 Patienten mit klinisch und mykologisch gesicherter Tinea pedis einbezogen wurden, konnte gezeigt werden, dass die einprozentige Wirkstoffkonzentration, so wie sie auch in anderen topischen Terbinafin-Zubereitungen vorliegt, für die Einmaltherapie ausreicht [8].
Die einprozentige Film-bildende Lösung war in dieser Studie genauso wirksam wie die gleiche Formulierung mit fünf und mit zehn Prozent Wirkstoff. Alle drei Formulierungen führten nach Einmalanwendung zu Heilungsraten, die der von Placebo signifikant überlegen und mit der einer einprozentigen, über eine Woche angewendeten Terbinafin-Creme vergleichbar waren. Die mykologische Heilungsrate der einprozentigen Lösung lag sechs Wochen nach der Einmalanwendung bei 84 Prozent und die kombinierte mykologisch-klinische Heilungsrate bei 66 Prozent im Vergleich zu 27 bzw. 18 Prozent beim korrespondierenden Placebo.
In einer weiteren Placebo-kontrollierten Doppelblindstudie, an der 324 Patienten aus 54 Prüfzentren in Deutschland und in Frankreich teilnahmen, wurden neben der Wirksamkeit und Verträglichkeit auch die Rezidivrate der einprozentigen Film bildenden Lösung untersucht [9]. Die mykologische und die kombinierte mykologisch-klinische Heilungsrate waren auch in dieser Studie mehr als dreimal so hoch wie die des Placebos (72 gegenüber 21 bzw. 63 gegenüber 17 Prozent).
Bei 12,5 Prozent der Patienten, die sechs Wochen nach der Einmalbehandlung klinisch und mykologisch geheilt waren, wurden bei einer Folgeuntersuchung nach weiteren sechs Wochen Rezidive festgestellt. Verglichen mit Literaturdaten lag die Rezidivrate damit auf dem gleichen Niveau wie die von einprozentiger Terbinafin-Creme nach einwöchiger Anwendung und deutlich unter der von Clotrimazol-Creme nach vierwöchiger Therapie [10].
Bereicherung für die Selbstmedikation Die neue Terbinafin-haltige Formulierung zur Einmalanwendung stellt aufgrund ihrer einfachen Handhabung und der im Vergleich zu anderen Antimykotika zu erwartenden besseren Compliance eine Bereicherung in der Therapie von Fußmykosen dar. Das Präparat bietet gute Voraussetzungen für die Selbstmedikation der Tinea pedis interdigitalis, die nach Auffassung der Gesellschaft für Dermopharmazie nur dann zu empfehlen ist, wenn hochwirksame und einfach zu handhabende Präparate eingesetzt werden, die bei der überwiegenden Mehrzahl der Patienten auf Anhieb eine Heilung erwarten lassen [11]. Da diese Voraussetzungen von der neuen Terbinafin-Formulierung erfüllt werden, wird ihre Markteinführung in Deutschland mit Spannung erwartet.
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