Prisma

Otitis media: Infektiöser Rasen im Ohr

Rund zwei Prozent der Bevölkerung leiden unter chronischer Mittelohrentzündung, in erster Linie Kinder im Alter bis zu fünf Jahren. Die immer wiederkehrenden eitrigen Infekte werden offenbar durch kompakte Bakterienfilme im Ohr verursacht, stellten Wissenschaftler vom Forschungsinstitut Pittsburgh fest.

Pneumokokken, Streptokokken und Haemophilus influenzae sind die hauptsächlichen Erreger der Erkrankung und bewirken ein Anschwellen der Schleimhaut im Verbindungsgang zwischen Mittelohr und Rachen. Dort sammelt sich Flüssigkeit an und verursacht mitunter starke Schmerzen. Als chronisch gilt der Infekt, wenn die Symptome länger als zwei Wochen andauern oder in Abständen immer wieder auftreten. Weshalb der Einsatz von Antibiotika im chronischen Stadium nicht so erfolgreich ist, wie im akuten Fall, erklären amerikanische Forscher mit dem Auftreten eines kompakten Bakterienverbandes in den Ohren der dauerhaft Erkrankten. Bei der Untersuchung von 50 Kindern mit chronischer Mittelohrentzündung im Alter zwischen sechs Monaten und 14 Jahren ließ sich bei 46 kleinen Patienten auf den Schleimhäuten ein infektiöser Biofilm feststellen.

Durch den kompakten Aufbau der Bakterienkolonien ist ein Angriff mit Antibiotika kaum effektiv, so die Forscher, da die Wirkstoffe nicht in die unteren Schichten vordringen können. Alternativ wird über die Züchtung spezieller Bakterienstämme nachgedacht, die ähnlich den probiotischen Kulturen als gutartige Mikroorganismen die pathogenen Erreger verdrängen könnten. Bleibt eine chronische Mittelohrentzündung unbehandelt, droht die Zerstörung von Teilen der Gehörknöchelchen und es kommt zur Schwerhörigkeit. war

Quelle: JAMA 296, 202-211 (2006).

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