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Aus Kammern und Verbänden
Ernsthafte Wissenschaft am närrischen Rhein
Neun Vorsymposien, acht Plenarvorträge, knapp sechzig Kurzvorträge und ein Nachmittag der Offizinpharmazie zum Thema "Demenzerkrankungen und In-vivo-ZNS-Diagnostik", so die stattliche Bilanz dieses erneuten wissenschaftlichen "Mammut"-Ereignisses. Erstmals waren die 300 wissenschaftlichen Beiträge und Poster nicht nach den Fachdisziplinen gegliedert, sondern inhaltlich und thematisch einander zugeordnet, um die Interdisziplinarität zu fördern. Wie Tagungspräsident Dannhardt in seiner Begrüßung betonte, sei diese für ihn eines der Hauptelemente zur Sicherung der Pharmazie und damit auch des Pharma-Standorts Deutschland für die Zukunft. Schon heute, so beklagte er, investieren die Pharma-Firmen zu mehr als 50% in den USA, wo es weniger Restriktionen gebe und die Ausgaben für die Forschung und Entwicklung gemessen am Bruttoinlandsprodukt verglichen mit Europa erheblich höher seien. Dem gelte es wirksam entgegenzutreten.
Rheinland-Pfalz setzt auf die Wissenschaft
Dass die Mainzer Pharmazeuten mit ihrem Ansatz auf dem richtigen Weg sind, bestätigte auch Dr. Richard Auernheimer, Staatssekretär im Ministerium für Arbeit, Soziales, Familie und Gesundheit, in Vertretung von Prof. Dr. E.J. Zöllner, Minister für Wissenschaft, Weiterbildung, Forschung und Kultur in Rheinland-Pfalz. Er lobte die Pharmazie in Mainz als eine ausgesprochen profilierte Einrichtung, die sich besonders durch die hohe Drittmitteleinwerbung, die Betonung der Interdisziplinarität und die Internationalität einen Namen gemacht habe. Ihre wie auch die Arbeitsergebnisse der drei anderen rheinland-pfälzischen Hochschulen, sieben Fachhochschulen, zweier Max-Planck-Institute und weiterer Forschungseinrichtungen seien auch für die Wirtschaft in Rheinland Pfalz von entscheidender Bedeutung. Auernheimer erwähnte in diesem Zusammenhang das Landeshochschulprogramm "Wissen schafft Zukunft", mit dem zwischen 2005 und 2009 insgesamt 125 Mio. Euro zusätzlich in die Hochschulen fließen sollen.
Mainzer Pharmazie genießt hohes Ansehen
Wie breit die Pharmazie interdisziplinär aufgestellt ist, lasse sich auch an dem Tagungsprogramm gut ablesen, ergänzte der Präsident der Johannes Gutenberg-Universität Prof. Dr. Jörg Michaelis und hob außerdem den Tag der Offizinpharmazie als wichtige Schnittstelle zur Praxis hervor. Michaelis zeigte sich im Übrigen erfreut darüber, dass die Berührungsängste mit der pharmazeutischen Industrie offenbar nach und nach abgebaut werden, wobei er sich langfristig einen noch stärkeren personellen Austausch zwischen Hochschule und Industrie wünscht. Der Dekan des Fachbereichs 09, Chemie, Pharmazie und Geowissenschaften Prof. Dr. Peter Langguth charakterisierte die Pharmazie als "einzigartiges Bindeglied zwischen den Basiswissenschaften und der Medizin", die in letzter Zeit auch durch interessante neue Wege, so zum Beispiel einen interdisziplinären Diplomstudiengang, Aufsehen erregt habe.
Die DPhG wächst weiter
DPhG-Präsidentin Prof. Dr. Ulrike Holzgrabe, Würzburg, zeigte sich erfreut über den Aufwind, in dem sich die Fachgesellschaft befindet. Es gebe nicht nur jedes Mal mehr Teilnehmer an der DPhG-Tagung, die zunehmende Attraktivität der DPhG mache sich vielmehr auch in dem kontinuierlichen Mitgliederzuwachs bemerkbar. So habe die DPhG im September 2005 ihr 8000. Mitglied begrüßen können. Dennoch forderte sie die Kollegen auf, in ihren Bemühungen um weiteren Zuwachs nicht nachzulassen, wobei die neuen Werbeposter (siehe Foto), die Altpräsident Prof. Dr. Theo Dingermann entworfen habe, sicher ein wertvolle Hilfe seien. Darüber hinaus liegt Holzgrabe eine noch breitere Außenwirkung der DPhG am Herzen, wobei die Website eine wichtige Mediatorenrolle einnimmt. Außerdem wünscht sie sich eine noch stärkere Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses.
Über das wissenschaftliche Programm der DPhG-Jahrestagung 2005 berichtet die DAZ in ihrer nächsten Ausgabe.
Aus der Hauptversammlung der DPhG
DPhG-Präsidentin Prof. Dr. Ulrike Holzgrabe schilderte auf der Hauptversammlung die Aktivitäten der Gesellschaft im Berichtszeitraum. Unter anderem hat die DPhG an zahlreichen Fachtagungen teilgenommen, darunter auch an der Interpharm 2005 in Hamburg, und sich in die arzneimittelpolitische Diskussion eingemischt, so zum Beispiel durch einen Besuch bei dem Leiter des Instituts für Wirtschaftlichkeit und Qualität im Gesundheitswesen (IQWiG) Prof. Dr. Peter Sawicki, um dort die wissenschaftlichen Positionen der DPhG in der Arzneimittelbewertung zu vertreten.
Darüber hinaus hat die DPhG durch weitere wissenschaftliche Verlautbarungen Beiträge zu Fachdiskussionen über verschiedene Themen geleistet. Die Verlautbarungen, mittlerweile 16 an der Zahl, sind vollständig auf der Website der DPhG abrufbar. Besonders hob Holzgrabe die Verlautbarung "Kriterien für die Beurteilung von Arzneimittelinnovationen" hervor (siehe DAZ 2005, S. 1513 - 1525), die in der Zwischenzeit ins Englische übersetzt worden ist und auf diese Weise auch im Ausland Verbreitung gefunden hat.
Die Website der DPhG hat sich zu einem wichtigen Kommunikationsmedium für die Mitglieder und auch nach außen entwickelt. Unter anderem sind dort die Forschungsaktivitäten der einzelnen Universitäten eingestellt. Holzgrabe bat die Kollegen, sich hieran aktiv zu beteiligen und dem Betreuer dieser Rubrik, Prof. Dr. Theo Dingermann, möglichst regelmäßig aktuelle Informationen hierzu zu liefern.
Nachdrücklich ersuchte Holzgrabe die Anwesenden, sich weiterhin für die Werbung neuer Mitglieder einzusetzen. Die DPhG stellt zu diesem Zweck ein neu entworfenes Plakat sowie einen neuen Flyer zur Verfügung. Beides sollte nun möglichst breit verteilt werden.
Bei der Hauptversammlung wurden zwei aus steuerlichen Gründen erforderliche, der Klarstellung dienende Satzungsänderungen ohne Gegenstimme angenommen. Als Nachfolger für den aus gesundheitlichen Gründen aus seinen Ämtern scheidenden Dr. Gert Auterhoff wurden Dr. Franz-Josef Schulte-Löbbert zum Kassenprüfer und Dr. Klaus G. Brauer zum neuen Mitglied des Wahlausschusses für die Wahl des/der nächsten DPhG-Präsidenten/in, die in zwei Jahren ansteht, gewählt.
Aktivitäten der EUFEPS
Prof. Dr. Theo Dingermann berichtete über die Lage der European Federation of Pharmaceutical Sciences (EUFEPS), in deren Vorstand er für den Bereich "Membership and Publicity" zuständig ist. Die EUFEPS besteht aus 25 nationalen Fachgesellschaften, darunter der DPhG, sowie weiteren rund 500 persönlichen Mitgliedern. Wie Dingermann sagte, hat die mittlerweile 15 Jahre alte Dachorganisation im Frühjahr 2005 nach einem finanziell desaströsen Jahreskongress und dem Rückzug des schwedischen Hauptsponsors schwierige Zeiten durchgemacht, blickt aber nun offenbar mit neuen Konzepten wieder optimistischer in die Zukunft. Es wurde beschlossen, in naher Zukunft keine Kongresse mehr durchzuführen und nur noch Fachtagungen abzuhalten, da diese bislang stets gut angenommen wurden.
Geplant sind außerdem die Gründung einer Wissenschaftsakademie sowie die Aufgliederung der Aktivitäten in weitere Bereiche zur Förderung des wissenschaftlichen Fortschritts insgesamt sowie individueller Wissenschaftskarrieren, zur Verbesserung der politischen Einflussnahme und zur Sicherung der wirtschaftlichen Grundlage der EUFEPS.
Trotz des schweren Rückschlags kann die EUFEPS auf europäischer Ebene große Erfolge vorweisen. So ist es ihr gelungen, die Pharmazie möglicherweise im 6., sicher aber im 7. Rahmenprogramm für Forschung und technologische Entwicklung in Europa zu platzieren. Dies bedeutet eine Mittelbereitstellung in Höhe von 150 Mio. Euro pro Jahr zwischen 2007 und 2013.
Helga Blasius
Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses
Im Jahr 1992 errichtete die Deutsche Pharmazeutische Gesellschaft die DPhG-Stiftung zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses. Das Kuratorium der Stiftung, das sich aus Mitgliedern des Vorstands der DPhG und einem Vertreter der industriellen Arzneimittelforschung zusammen- setzt, schreibt einmal jährlich Stipendien aus und gewährt darüber hinaus Sachmittelzuschüsse. Ein Eintrag in die Liste der Zustifter der DPhG-Stif- tung ist ab 5000 € möglich.
Eine zusätzliche Initiative ist der gemeinnützige „Verein der Freunde der DPhG-Stiftung e.V.“. Dessen ausschließliches Ziel ist die ideelle Förderung der DPhG-Stiftung und die Verbreiterung ihrer materiellen Basis. Die Mit- glieder zahlen einen Jahresbeitrag von mindestens 60 €.
Anlässlich der Jahrestagung der DPhG stiftete Prof. Dr. H. J. Roth, der Moleküle nicht nur von der naturwissenschaftlichen, sondern auch von der ästhetischen Seite betrachtet, einige seiner Werke. Sie wurden im Tagungsbüro ausgestellt und zum Verkauf angeboten. Der Erlös kommt ausschließlich der DPhG-Stiftung zugute.
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