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Aus Kammern und Verbänden
Volker Articus wird Ehrenvorsitzender des Verbandes
Mit der Festveranstaltung sollte das berufspolitische Lebenswerk von Articus gewürdigt werden, erklärte sein Nachfolger als Kammerpräsident Holger Iven. Das berufspolitische Selbstverständnis von Articus habe sich ganz besonders gezeigt, als bei den Kammerwahlen 2000 kein geeigneter Kandidat für das Amt des Kammerpräsidenten zu finden war. Damals gab Articus den Verbandsvorsitz vor dem regulären Ende der Amtszeit auf und wurde für eine Legislaturperiode Präsident der Apothekerkammer Schleswig-Holstein.
Sein Nachfolger als Verbandsvorsitzender Dr. Peter Froese betonte, wie stark Articus die Apothekerschaft des nördlichsten Bundeslandes geprägt habe. In seiner Arbeit habe er sich stets an den menschlichen Aspekten orientiert, was auch seinen Erfolg und seine Beliebtheit begründen dürfte. Um ihn angemessen zu ehren, habe der Verband ein neues Amt "aus dem Boden gestampft" und ihn zum Ehrenvorsitzenden ernannt.
Die Kraft für seine zahllosen Ämter schöpft Articus aus seiner Familie und aus seinem Hobby, der Zauberei. Articus erinnerte daran, wie er schon vor Jahrzehnten die Kollegen bei einer bundesweiten Apothekerveranstaltung erfolgreich aufmuntern konnte, als die Stimmung durch eine Gesundheitsreform sehr gedrückt war. So verzauberte Articus auch bei seiner Verabschiedung die Festversammlung mit verblüffenden Tricks.
Wettbewerb im Arzneimittelmarkt
In seinem Festvortrag analysierte ABDA-Präsident Heinz-Günter Wolf, welche vielfältigen Formen des Wettbewerbs im Arzneimittelmarkt wirken. Damit trat er den vielfach von Politikern und Krankenkassenvertretern geäußerten Forderungen nach einer Intensivierung des angeblich zu geringen Wettbewerbs entgegen. Seit Inkrafttreten des GMG seien die Krankenkassen untereinander in einem stärkeren Wettbewerb. Dies gelte auch innerhalb der Kassenarten, wie die grundsätzlichen Unterschiede in den Positionen der Barmer und der DAK zu neuen Vertragsformen zeigten. Angesichts der vielen neuen vertraglichen Gestaltungsmöglichkeiten seien die Krankenkassen als Sieger des GMG zu betrachten.
Die Arzneimittelhersteller stehen über die freie Preisbildung, soweit diese nicht durch Festbeträge beeinflusst wird, seit jeher im Wettbewerb. Inzwischen können sie zusätzlich Rabatte mit den Krankenkassen aushandeln. Die Apotheker seien bereit, diesen Rabattwettbewerb durch korrespondierende Verträge zu unterstützen. Auch die Großhändler stünden schon lange in einem starken Wettbewerb, insbesondere angesichts der sehr unterschiedlichen Interessen global orientierter, genossenschaftlicher und mittelständischer Unternehmen. Der Wettbewerb der Großhändler ziele auf die Kundenbindung gegenüber den Apotheken, die letztlich zu einer "McDonaldisierung", zu Formen des Franchise führen könne. Das kürzlich von der Firma Pfizer vorgeschlagene Belieferungskonzept eröffne einen weiteren Wettbewerbsschauplatz und verdeutliche zugleich, dass Deutschland kein Hochpreisland für Arzneimittel mehr ist, denn Produktknappheit ist ein klassisches Merkmal eines Niedrigpreislandes.
Kammern würden vielfach als nicht mehr zeitgemäß dargestellt, doch sei die Pflichtmitgliedschaft ein ideales Instrument, um im Wettbewerb die nötige Qualität durchzusetzen. Die Verbände würden nun im Vertragswettbewerb eine neue wichtige Aufgabe wahrnehmen. Dabei müssten Vertragsformen entwickelt werden, die die flächendeckende Versorgung mit den geforderten Ausschreibungen verbinden, wie der Kollektivvertrag mit festgelegten Beitrittsbedingungen beim Barmer-Hausapothekenmodell.
Qualitätswettbewerb in Apotheken
Die Apotheken stehen schon immer im Qualitäts- und Leistungswettbewerb um die Patienten. Auch die OTC-Preise seien ein Ergebnis des Wettbewerbs. Dass diese Preise nach der Preisfreigabe nicht gesunken sind, sei durch die knappe Kalkulation der bisherigen Preisverordnung zu erklären. Bezüglich des verschreibungspflichtigen Marktes erklärte Wolf, er finde die Behauptungen mittlerweile unerträglich, die Apotheker würden teuer substituieren. Da solche Substitutionen nicht erstattet werden, würden die so argumentierenden Krankenkassen zeigen, dass ihre Rechnungsprüfung nicht funktioniert.
Insgesamt biete die Arzneimittelversorgung vielfachen Wettbewerb. Im Interesse der Patienten sei ein gesunder Wettbewerb, um die Leistungen zu unterstützen. Doch machte Wolf auch auf mögliche künftige Bedrohungen aufmerksam. Er warnte eindringlich vor einer Öffnung des Marktes, die den Weg für die international sehr verbreiteten Arzneimittelfälschungen frei machen könnte. Außerdem sollten Medizinische Versorgungszentren sorgfältig betrachtet werden. Denn das Engagement von Klinikbetreibern im ambulanten Bereich könne zu einem kostentreibenden Drehtüreffekt zwischen stationärem und ambulantem Sektor führen.
Thomas Müller-Bohn
Volker Articus
Volker Articus wurde 1972 als Mitarbeitervertreter erstmals in die Kammerversammlung gewählt, nach Übernahme der Schwan-Apotheke in Husum engagierte er sich zunehmend beim Apothekerverband. Von 1984 bis 2000 war er Vorsitzender des Apothekerverbandes Schleswig-Holstein und anschließend bis Anfang 2005 Kammerpräsident. Zur Kammerwahl im Jahr 2005 trat er nicht mehr an, er ist jedoch weiterhin in Ausschüssen der Kammer vertreten. Auf Bundesebene war Articus in den Vorständen von ABDA und DAV, im Norddeutschen Apothekenrechenzentrum, in der Berufsgenossenschaft und diversen Gremien engagiert. Er ist weiterhin Mitglied im PR-Ausschuss der ABDA und im Stiftungsrat des Deutschen Apothekenmuseums. Kurz vor seinem Abschied als Kammerpräsident wurde er zum Präsidenten der Gesellschaft Deutsches Apothekenmuseum gewählt. Außerdem ist Articus in diversen Organisationen in seiner Heimatstadt Husum tätig und hat dort etliche Projekte maßgeblich geprägt und gefördert.
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