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- DAZ 38/2005
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DAZ aktuell
Warten auf die Medizin
Wartezeiten sind im britischen Gesundheitswesen eher die Regel. Doch inzwischen müssen sich Patienten nicht nur gedulden, wenn sie sich einer Operation unterziehen wollen, auch die Versorgung mit Medikamenten verlangt ihnen immer häufiger Geduld ab. Nie zuvor in der Geschichte des britischen Apothekenwesens hat es eine solche Medikamentenknappheit gegeben, wie sie sich dieser Tage herausstellt. So genannte MCS-Clips (Manufacturer cannot supply-Clips oder "Hersteller-kann-nicht-liefern-Klammern"), mit denen offene Rezepte gesammelt werden, sind in den Apotheken keine Seltenheit mehr. Gründe für die häufigen Engpässe gibt es mehrere, darunter die bis auf ein Minimum reduzierten Lagerbestände. Heute werden die Lagerbestände ganz bewusst klein gehalten, um die Kosten auf ein Minimum zu reduzieren. Doch nicht selten führt die "Derzeit-nicht-auf-Lager-Situation" auch zum schmerzlichen Verlust von Kunden, was sich vor allem kleine Unternehmen in Zeiten verschärften Wettbewerbs kaum leisten können. Beträgt die Wartezeit auf Medikamentenlieferungen durch die Hersteller Wochen oder gar Monate, sind Umsatzeinbußen in den Apotheken vielfach unumgänglich.
Patienten wiederum scheinen inzwischen Medikamentenrationen von bis zu einem Monat zu lagern, so ein Apotheker aus Wales. Er selbst bezeichnet dieses Verhalten unter den gegebenen Umständen als eher umsichtig. Das Wort 'horten' sei fehl am Platz, so der Waliser. Die Kosten für große Lagerbestände seien auf diese Weise von den Herstellern, Großhändlern und Apothekern auf die Patienten und das nationale Gesundheitssystem abgewälzt worden. Letzteres trage aufgrund seiner Preis- und Erstattungspolitik allerdings eine nicht unerhebliche Mitverantwortung für das Schrumpfen der Lagerbestände, so der Apotheker. Beobachter des Marktes gehen indessen sogar davon aus, dass sich viele Patienten an Krankenhäuser wenden, um sich mit Medikamenten zu versorgen. Doch auch dort sind die Lagerbestände häufig erschöpft. Für viele Patienten ist der letzte Ausweg der erneute Gang zum Arzt, der ein Alternativprodukt verschreiben muss.
Doch nicht immer bedeutet dies das Ende einer zeitraubenden und nervenaufreibenden Odyssee. Häufig beklagen Patienten Unverträglichkeiten und Allergien, die eine erneute Umstellung der Medikation erforderlich machen. Mike Smith, Chairman von UniChem, fasste die Lage wie folgt zusammen: "Die derzei-tige Situation ist schlimmer als ich mich je erinnern kann in meinen 38 Jahren im Apothekenwesen."
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