BPI-Unternehmertag: Industrie fordert bessere Bedingungen

BERLIN (ks). Der Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI) beklagt eine zunehmende Standardisierung in der Arzneimittelbewertung in Deutschland. Dabei zeige die Forschung längst, dass Arzneimittel umso besser wirken, je individueller sie auf den Patienten angepasst sind, sagte der BPI-Vorsitzende Bernd Wegener anlässlich des 5. BPI-Unternehmertages am 20. April in Berlin. Zugleich forderte er von der Bundesregierung eine konsistentere Forschungspolitik.

Um den Wirtschafts- und Forschungsstandort Deutschland zu fördern, müssen die Innovationsmöglichkeiten für pharmazeutische Unternehmen verbessert werden, erklärte Wegener. Doch der patientenorientierten Forschung werden auf dem Weg zur Markreife immer wieder Steine in den Weg gelegt: Obwohl die Forschung zeige, dass die Heilungschancen steigen, wenn individuelle Arzneimittel zum Einsatz kommen, verstärke sich der Trend zur Standardisierung in der Arzneimittelbewertung. Auch Anwendungsverbesserungen an bereits bekannten Stoffen finden nur schwer ihre angemessene Berücksichtigung und werden schnell als "Scheininnovationen" abgetan.

"Ideologiefreiheit" gefordert

Wegener forderte daher einen ideologiefreien Blick auf den Nutzen pharmakologischer Forschung. Nicht der Preis, sondern der Wert eines Medikaments müsse in den Fokus der Diskussion gerückt werden. Dabei dürfe die Deutungshoheit über den gesellschaftlichen Nutzen von Arzneimitteln nicht der Politik und den Krankenkassen überlassen bleiben. "Auch Ärzte, Patienten und die Industrie selbst müssen sich an der Nutzenbestimmung beteiligen können", so Wegener. Er forderte den Gemeinsamen Bundesausschuss auf, bei der Beurteilung von Arzneimitteln neben den klinischen die Anwendungsstudien stärker zu berücksichtigen.

Wegener monierte zudem eine unzureichende Forschungsförderung: Noch nehme Deutschland in der biotechnologischen Forschung einen Spitzenplatz ein. Den Unternehmen werde es aber zusehends schwer gemacht, diese Forschungsergebnisse auch in marktfähige Produkte zu überführen: Aus "Furcht vor dem Markt" zöge sich die Forschungsförderung lange vor der Marktreife zurück. "Das bedeutet: Deutschland zahlt große Teile der Forschungsleistungen, aber ausländische Investoren schöpfen dann die Gewinne ab", so Wegener.

Auch für die Entwicklung von Arzneimitteln gegen seltene Erkrankungen wünscht sich der BPI mehr Förderung: Die EU habe den Mitgliedstaaten in der Orphan-Drug-Verordnung nahe gelegt, in diesem Bereich engagierte Unternehmen zu fördern. Doch Deutschland setze bislang keine spezifischen Anreize, sagte Wegener. Trotz aller Kritik bekennen sich die BPI-Mitgliedsunternehmen zum Standort Deutschland. Sie müssen dafür aber ein Umfeld vorfinden, das ein solches Engagement ermöglicht, betonte der BPI-Vorsitzende.

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