Aus Kammern und Verbänden

50 Jahre APV: Dem Arzneimittel und der Arzneimittelsicherheit verpflichtet

diz | Die Arbeitsgemeinschaft für Pharmazeutische Verfahrenstechnik e.V. (APV) feierte am 23. September 2004 im Kurfürstlichen Schloss zu Mainz ihr 50-jähriges Bestehen. Gegründet als Verein von Arzneimittel herstellenden Offizinapothekern ist daraus eine internationale, unabhängige wissenschaftliche Fachgesellschaft mit hoher Reputation geworden, die sich in erster Linie technologischen Fragen bei der industriellen Arzneimittelherstellung widmet. Professor Dr. Peter Kleinebudde, Präsident der APV, konnte zahlreiche Gäste zur Veranstaltung begrüßen. Vertreter pharmazeutischer Organisationen überbrachten Grußworte. Der Pharmaziehistoriker Prof. Dr. Christoph Friedrich, Marburg, blickte in seinem Festvortrag auf 50 Jahre APV zurück.

In seiner Begrüßung machte er darauf aufmerksam, dass das APV-Jubiläum in zwei Teilen gefeiert wird: im März fand bereits ein Meeting on Pharmaceutics, Biopharmaceutics and Pharmaceutical Technology 2004 statt, jetzt am 23. September wolle man mit Freunden gemeinsam feiern. Der APV-Präsident konnte zwei Gründungsmitglieder der ersten Stunde begrüßen, Frau Dr. Ingeborg Aumüller, Regensburg, und Wilhelm Faustmann, Schweinfurt.

Kleinebudde hob hervor, was die APV heute ist und sein möchte: die Fachgesellschaft im deutschsprachigen und europäischen Raum für alle, die sich mit Arzneimitteln, deren Entwicklung, Herstellung und Qualität befassen. Die APV fördert die wissenschaftliche und technische Pharmazie sowie verwandte Disziplinen, vermittelt Erkenntnisse und vertritt die wissenschaftlichen Interessen auf diesen Gebieten in Hochschulen, Industrie und Behörden.

Außerdem fördert die APV Fort- und Weiterbildung durch Veranstaltungen, sie trägt zur Verbesserung von Karrierechancen und der persönlichen Entwicklung von Mitgliedern bei und sie beteiligt sich als Experte an der Meinungsbildung. Außerdem habe die APV entscheidend dazu beigetragen, dass sich das Fach pharmazeutische Technologie an Hochschulen etablieren konnte.

Wenn auch die APV des Jahres 2004 nicht mehr die APV des Jahres 1954 oder 1979 ist, ist sie jedoch im Kern gleich geblieben: die APV als eine internationale, unabhängige, wissenschaftliche Gesellschaft, die dem Arzneimittel und der Arzneimittelsicherheit verpflichtet ist. Mittlerweile arbeiten in der APV nicht nur Pharmazeuten zusammen, sondern auch Ingenieure, Chemiker, Biologen und Juristen. Dementsprechend bietet die APV nicht nur Veranstaltungen zu Fragen der pharmazeutischen Technologie und Qualität an, sondern auch Kurse zu rechtlichen Fragen, zur Betriebswirtschaft, zur kontinuierlichen Prozessverbesserung oder zu Arzneimittel bezogenen Informationstechniken.

Die APV kooperiert dabei mit internationalen Gesellschaften, z. B. mit der französischen Association de Pharmacie Galénique Industrielle (APGI), der italienischen Associazione Docenti e Ricercatori di Tecnica e Legislazione Farmaceutica (ADRITELF) und mit der Gesellschaft der schweizerischen Industrieapotheker. In Deutschland gibt es darüber hinaus Kontakte zur Gesellschaft für Verfahrenstechnik und Chemieingenieurwesen im VDI.

Als weitere Partner für die Umsetzung der Ziele der APV nannte der Präsident die Nürnbergmesse als Veranstalterin der Technopharm, den Verlag Elsevier, in dem die wissenschaftliche Zeitschrift der APV, das European Journal of Pharmaceutics and Biopharmaceutics erscheint, sowie den Verlag Editio Cantor, der die APV News herausbringt. Stolz blicke die APV auf ihre zwei Buchreihen, die APV Paperbacks mit 42 Bänden, die in der Wissenschaftlichen Verlagsgesellschaft Stuttgart erscheint, und die neue Reihe APV Pharma Reflexions vom Editio Cantor Verlag.

Die APV profitiert von der Zusammenarbeit von Apothekern und Ingenieuren. Hier erwartet Kleinebudde für die Zukunft eine noch engere Zusammenarbeit. Auch wenn einige anregten, die Eigenständigkeit und Unabhängigkeit der APV aufzugeben, sieht der derzeitige Vorstand keinen Grund hierzu. Die APV wolle sich auch in Zukunft auf hohem Niveau weiterentwickeln.

Grußworte

Grußworte des Ministeriums für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau Rheinland-Pfalz überbrachte dessen Staatssekretär Günter Eymael. Die Rahmenbedingungen für die pharmazeutische Industrie haben sich in den letzten Jahren nicht verbessert, das Gesundheitsreformgesetz bedrohe vor allem den Mittelstand. Deutschland war einst Apotheke der Welt, jetzt würden Chancen vertan. Der Anreiz neue Arzneimittel zu entwickeln, werde immer geringer. Er sehe es als positiv an, dass Apotheker trotzdem noch Engagement zeigten. Als Wirtschaftssekretär stehe er auf Seiten der APV.

Michael Ebling, Dezernent für Soziales, Jugend, Gesundheit und Wohnen, hob die Bedeutung der APV für den Wissenschaftsstandort Mainz hervor und dankte für die langjährige Verbundenheit. Dr. Susanne Keitel vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte wies in ihren Grußworten auf die zahlreichen Leitlinien hin, die von der APV veröffentlicht wurden und die viel zum fachlichen Gedankenaustausch beigetragen haben. Sie lobte die APV als Diskussionsplattform, außerdem erkenne sie die hochwertigen Veranstaltungen und fachlich aktuellen Stellungnahmen an.

Der Präsident der Landesapothekerkammer Rheinland-Pfalz, Dr. Hartmut Schmall, merkte in seinen Grußworten an, die Apotheker können stolz auf eine Fachgesellschaft wie der APV sein. Ihn persönlich verbinde mit der APV Erinnerungen an die botanischen Exkursionen der APV nach Damüls, aber auch Kurse, in denen es um Untersuchungen von Phytopharmaka ging, in denen das Vielstoffprinzip der Pflanzen diskutiert wurde, außerdem erkenne er die Bemühungen der APV an um die Verbreitung der Begriffe wie Biochemie, Bioverfügbarkeit und Bioäquivalenz.

Es sei ein Verdienst der APV, dass sich Apotheker vermehrt mit diesen Themen beschäftigt haben. Leider sei es bisher nicht vollständig gelungen, den Apotheker als ökonomisch kompetenten Heilberufler in der Praxis zu verankern. Sollte dies in Zukunft nicht gelingen, werde der Apotheker seinen Status als Heilberufler verlieren, so Schmall. Grüße von der italienischen pharmazeutischen Arbeitsgemeinschaft überbrachte Professor Dr. Andrea Gazzaniga.

Prof. Dr. Ulrike Holzgrabe, Präsidentin der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft (DPhG), stellte in ihrem Grußwort die Frage, warum es mehrere pharmazeutische Gesellschaften geben müsse. Prinzipiell sind die Ziele der APV und der DPhG sehr ähnlich. Während die APV lediglich eine "technologische Brille" aufhat", befasst sich die DPhG mehr mit chemischen und pharmakologischen Fragen. Heute seien jedoch Offizinapotheker als Mitglieder der APV eher selten, geprägt werde sie von Industrieapothekern.

In der DPhG dagegen finden sich heute mehr denn je Offizinapotheker. Nach Auffassung von Holzgrabe spiegelt sich in der Vielfalt der Gesellschaften die Vielfalt der pharmazeutischen Disziplinen wider. Dieser Pluralismus, die Vielfalt der Berufsfelder sei notwendig. Der Wunsch der DPhG sei es, eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen den Gesellschaften zu erreichen. Gemeinsame Arbeitsfelder könnten zum Beispiel Arzneimittelsicherheit und Arzneimittelinnovationen sein.

An die Gründungszeit der APV erinnerte APV-Ehrenpräsident Dr. h.c. Reisen, der, wie er sagte, mit dem DAB 6 groß geworden sei. Er erinnerte an die früheren Jahre der APV, an die Zeit nach dem Krieg, an die damaligen Lehrgänge und Veranstaltungen. Gerade die Zeit nach dem Krieg war von der Apothekerkunst der Arzneimittelherstellung geprägt, Apotheken mussten sehr viele Produkte individuell zubereiten. Doch sehr bald erschlossen industriell hergestellte Produkte den Markt, ebenso neue Wirkstoffe. Ein Mangel an Fortbildungsmöglichkeiten, insbesondere auf dem galenischen Bereich, führte zur Gründung der APV.

Zur Geschichte der APV

Der Pharmaziehistoriker Prof. Dr. Christoph Friedrich blickte in seinem Festvortrag zurück auf 50 Jahren APV. Nach einem kleinen Exkurs in die Entstehung von Verbänden und Gesellschaften und zur Frage, warum sich Mitglieder eines Berufes überhaupt zu Berufsorganisationen zusammenschließen – es ist das Merkmal einer zunehmenden Professionalisierung –, gab er einen Abriss zur APV-Geschichte. 1954 schlossen sich engagierte Apothekerinnen und Apotheker zusammen, die sich davon Hilfe zur Selbsthilfe auf dem Gebiet der Arzneimittelherstellung versprachen.

Gründungsväter der APV waren Erwin Schmidt, Dr. Max Scheel, Hans Müller, Hans Köhler und Oskar Schweizer. Aufgabe der zu gründenden Arbeitsgemeinschaft sollte die Einrichtung und Durchführung von Fortbildungskursen zu allen Gebieten der Arzneiformenlehre, die Auswertung von Rezepten und Vorschriften aus in- und ausländischen Zeitschriften sowie Pharmakopöen, die Diskussion von Verpackungs-, Kalkulations- und Organisationsfragen, die Pflege von Kontakten zu Instituten des In- und Auslandes, die Vorbereitung und Durchführung von Studienfahrten zu in- und ausländischen Instituten sowie die Unterhaltung einer Ausstellung mit Apothekengeräten, -apparaturen und -maschinen sein.

Am 19. Oktober 1954 fand die Gründung der Arbeitsgemeinschaft für Pharmazeutische Verfahrenstechnik statt. Zum 1.Vorsitzenden wurde Pharmazierat Erwin Schmidt aus Mainz-Gonsenheim gewählt, sein Stellvertreter wurde Dr. Max Scheel aus Flensburg und Schatzmeister Hans Müller aus Mainz. Nicht zuletzt trug die APV und das Bewusstsein um die pharmazeutische Herstellung von Arzneimitteln in der Apotheke dazu bei, dass auch die pharmazeutische Technologie Einzug in die Hochschulen hielt. Denn nach 1945 wurde an den Universitäten kaum ein galenischer Unterricht angeboten, lediglich die TH Braunschweig hatte seit 1937 ein Ordinariat für angewandte Pharmazie, an anderen Hochschulen fehlte eine solche Unterrichtseinheit. Erst seit 1950 etablierte sich die Galenik allmählich auch an den anderen Hochschulinstituten. Die APV trug maßgeblich zu dieser Entwicklung bei.

Wie kaum ein anderer Präsident der APV prägte Paul Reisen die Entwicklung dieser Organisation. Von 1966 bis 1986 stand er der APV als Präsident vor. Bereits 1978 trat Reisen für die Klinische Pharmazie ein. In Analogie zu den GMP-Regeln der Pharmaindustrie forderte er "Good Dispensing Practices" für Offizinapotheker. Er setzte sich für die Etablierung der pharmazeutischen Technologie an den Hochschulen ein. Unter seiner Führung entwickelte sich die APV zu einer Fachgesellschaften für das Wissenschaftsgebiet Pharmazeutische Technologie, das damals in der weit gehend durch die pharmazeutische Chemie bestimmten Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft nur ungenügend repräsentiert war.

Reisen nahm Kontakte zu zahlreichen Hochschulen im Ausland auf. Die APV verwandelte sich von einem "Do-it-yourself-Fortbildungsverein" zu einer internationalen wissenschaftlichen Gesellschaft. Nicht zuletzt war es Reisens erklärtes Ziel, Spannungen zwischen Industrie und Apothekern abzubauen. Insbesondere Kurse, die für Apotheker aus allen Tätigkeitsbereichen offen standen und eine Begegnung zwischen Industrie- und Offizinapothekern ermöglichten, trugen dazu bei.

Neben der Ausrichtung von Veranstaltungen und unzähligen Fortbildungskursen, insbesondere im Bereich der Pharmazeutischen Verfahrenstechnik und der Galenik sowie vieler botanischer Exkursionen ging aus der Arbeit der APV auch Grundlegendes für die Pharmazie hervor, so z. B.

  • 1977 Interaktionskarten als praktische Hilfe für die Beurteilung von Wechselwirkungen,
  • 1985 Richtlinien zur Prüfung von Fertigarzneimitteln in der Apotheke,
  • 1985 Richtlinien zur Haltbarkeit und Haltbarkeitsprüfung von Arzneimitteln,
  • 1986 Richtlinien zur Stabilität und Stabilitätsprüfungen von Medizinprodukten.

Zu internationalem Ansehen wuchs die Zeitschrift der APV heran. 1955 wurde sie als eigenes Informationsblatt gegründet, entwickelte sich dann zur Acta Pharmaceutica Technologica im Jahr 1975 und seit 1991 erscheint sie unter dem Namen European Journal of Pharmaceutics and Biopharmaceutics als international renommiertes Organ. 

Festschrift 50 Jahre APV – 50 Jahre Förderung der Arzneimittelsicherheit

Zum 50-jährigen Bestehen der Arbeitsgemeinschaft für Pharmazeutische Verfahrenstechnik (APV) verfasste der Pharmaziehistoriker Prof. Dr. Christoph Friedrich, Marburg, im Auftrag der APV eine Festschrift, die sich mit der Entstehung und Entwicklung der APV bis heute befasst.

Die Präsidenten der APV

1954 bis 1966 Erwin Schmidt 1966 bis 1986 Paul Reisen 1986 bis 1990 Professor Dr. Hans E. Junginger 1990 bis 1994 Walter H. Oeser 1994 bis 2002 Dr. Günter Hanke seit 2002 Professor Dr. Peter Kleinebudde

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