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- DAZ 40/2004
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Arzneimittel und Therapie
Erkältungszeit: Ambroxol wirkt gegen Husten und Halsschmerzen
Husten ist die Folge der Reizung von Hustenrezeptoren, die in verschiedenen Bereichen der Atemwege völlig unterschiedlich vorkommen. Während am Übergangspunkt zwischen oberen (Mund und Nase) und unteren Atemwegen (Luftröhre und Bronchien) die Rezeptoren für chemische Reize die höchste Bedeutung haben, dominieren in den Bronchien die Rezeptoren für mechanische Reize.
Husten hilft bei der Reinigung der Atemwege, sobald deren Selbstreinigungsmechanismus überfordert ist, das ununterbrochen arbeitende Flimmerepithel mit seinem Oberflächen-Schleimfilm. Dies ist spätestens dann der Fall, wenn sich ein verschluckter Fremdkörper in Richtung Lunge bewegt oder wenn eine Ansammlung von zähem Sekret in den Atemwegen liegen bleibt. Wir husten auch, wenn Viren die Schleimhäute der Atemwege befallen haben, denn die geschädigten Zellen lösen als Abwehrreaktion eine Entzündung aus.
Ambroxol verflüssigt das Sekret und wirkt lokalanästhetisch
Ambroxol wirkt über zwei Mechanismen: Zum einen normalisiert der Wirkstoff das Sekret, er verflüssigt es und fördert seine Ausscheidung. Außerdem dämpft Ambroxol die Nervenfasern, die den Hustenreiz registrieren und an das Gehirn weiterleiten und wirkt damit lokalanästhetisch und peripher hustenstillend. Die lokalanästhetische Wirkung wird auch in den Lutschpastillen zur Behandlung von Halsschmerzen ausgenutzt.
Lebenswichtig: der Schutzstoff Surfactant
Möglicherweise kommt noch ein weiterer Wirkungsmechanismus ins Spiel: Ambroxol kann die körpereigene Produktion des Schutzstoffes Surfactant in den Bronchien aktivieren. Surfactant unterstützt die Selbstreinigung der Atemwege, indem es eingedrungene Erkältungsviren und -bakterien umhüllt und ihnen so das Anheften an die Schleimhaut der Atemwege erschwert. Ist dieser Schutzstoff nicht in ausreichender Menge vorhanden, bleiben Viren und Bakterien mit dem zähen Schleim leichter in den Bronchien stecken und können sich dann hier ungehindert vermehren.
Heilpflanze aus der Ayurveda-Medizin
Dem Wirkstoff Ambroxol liegt ein pflanzliches "Vorbild" zu Grunde: Die als Ayurveda-Tee verwendeten getrockneten Blätter des Adhadota-vasica-Strauchs enthalten den Wirkstoff Vasicin. Dieser Naturstoff ist in therapeutisch wirksamer Dosierung allerdings sehr toxisch. Durch umfangreiche Molekülveränderungen entstand aus Vasicin der moderne Wirkstoff Ambroxol mit deutlich besserer Wirkung und Verträglichkeit.
Surfactant ist für Frühgeborene lebensnotwendig
Seine wichtigste Funktion hat Surfactant auf dem Weg ins Leben: Neugeborene benötigen diesen Stoff, damit sich die Lunge nach der Geburt entfalten kann. Im Mutterleib ist die Lunge mit Flüssigkeit gefüllt, die nach der Geburt durch Luft ersetzt werden muss. Surfactant reduziert die Oberflächenspannung des Wassers in den Alveolen. Dadurch ermöglicht es beim ersten Schrei des Neugeborenen das Ein- und Ausströmen von Luft während der Atmung und verhindert, dass die Alveolen am Ende der Ausatmungsphase zusammenfallen. Surfactant wird von der Geburt an zeitlebens gebildet.
Wenn ein Kind zu früh geboren wird, kann es diese lebenswichtige Substanz oft noch nicht in ausreichendem Maß selbst herstellen. Bei einer Frühgeburt droht daher ein lebensgefährliches Atemnotsyndrom mit Tod durch Ersticken. Um dem vorzubeugen, wird bei einer drohenden Frühgeburt die Surfactant-Bildung stimuliert. Dazu erhält die Mutter zum Beispiel Ambroxol fünf Tage lang hochdosiert intravenös. Der Wirkstoff gelangt bis in den Blutkreislauf des Kindes und regt bei diesem die Bildung von Surfactant an. Die Hochdosistherapie entspricht der 16-fachen Tagesdosierung bei Erkältungshusten.
Ebenso kann es beim Erwachsenen zu einem Mangel an Surfactant kommen, zum Beispiel durch schwerste Lungenentzündungen sowie chirurgische Eingriffe, bei denen die Herz-Lungen-Maschine eingesetzt werden muss. Auch hier kann Ambroxol die Surfactant-Bildung unterstützen.
Quelle
Prof. Dr. med. Jürgen Fischer, Norderney; Dr. med. Richard Kitz, Frankfurt/ M.; Heiko Leuschner, Oberhaching; Pressegespräch „Verträglichkeit von Hustenmitteln in der Selbstmedikation“, Reykjavik/Island, 3. September 2004, veranstaltet von Boehringer Ingelheim, Ingelheim.
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