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- DAZ 40/2004
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Die Seite 3
Das, was wirklich wichtig ist ...
Deutscher Apothekertag 2004 – den ersten Apothekertag nach In-Kraft-Treten des GKV-Modernisierungsgesetzes erwarten sicher nicht nur wir mit großer Spannung. Erhofft man sich davon doch eine kompetente Einschätzung der Lage für die deutsche Apotheke unter den neuen Bedingungen. Nicht nur wir Apothekerinnen und Apotheker als "insider" wollen wissen, wie sich Mehrbesitz, Versandhandel, die neue Arzneimittelpreisverordnung, die Freigabe der OTC-Preise und all die anderen Neuerungen, die das GMG in das Gesundheitswesen einführte, auf unsere Branche auswirken, welche Trends und Tendenzen vorliegen. Auch die Öffentlichkeit, die Politik ist interessiert zu erfahren, wie die Apotheker die Auswirkungen der Gesundheitsreform beurteilen, wie sie damit umgehen, welche Strategien die Apotheker einschlagen und ob sie die von allen Seiten eingeforderte Beratungsleistung noch mehr als bisher deutlich machen.
Das Programm des Apothekertags 2004 liest sich dagegen wie das Programm eines Apothekertags, der genauso gut im Jahr 2000 oder 1996 hätte stattfinden können: "Allgemeine Zukunftschancen der Apotheker", "Die Apotheke im neuen Europa" und "Sichere Arzneimittelversorgung". Hoffen wir, dass sich hinter diesen Überschriften die brennenden Themen verbergen, dass Anträge und Diskussionen neue Impulse geben, und dass Strategien entwickelt werden, wie die Apotheke überlebt und wo sie ihren neuen Platz in der Gesellschaft findet, sodass jedermann sagen kann: Ohne Apotheke fehlt uns was, wir brauchen den Fachmann Apotheker.
Politik und Medien schauen derzeit nur auf eines: den Arzneimittelpreis. Vor allem den Preis von OTC-Arzneimitteln. Die Fragen, die "draußen" diskutiert werden: Wo bekomme ich mein Arzneimittel günstiger, wo bekomme ich überhaupt die günstigsten Arzneimittel, wo kann ich am Arzneimittel sparen? Zahlreiche Internetprogramme führen auf Mausklick Arzneimittelpreisvergleiche durch, Internetapotheken werben mit Preisnachlässen und Sonderangeboten, Zeitschriften wie "test" von Stiftung Warentest oder "BILD Gesundheit", geben Tipps, wo und wie man am meisten beim Arzneimittelpreis spart.
Auch die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung (FAS) mischte auf dieser Welle in ihrer Ausgabe vom 26. September mit und befragte "Apotheker-Präsident" Hermann Keller, warum die Apotheker bei Arzneimitteln ihre Preise nicht senken und warum sie keine Sonderangebote bei Arzneimitteln machen. Die Antwort, die die FAS aus dem Interview mit Keller zog: "Sinkende Preise für Tabletten schaden dem Patienten." Das mag in unseren Augen richtig sein, aber versteht das der unbedarfte Leser?
Die DAZ hatte die Gelegenheit, in der letzten Woche mit Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt ein Interview zu führen. Auf die Frage, ob sie denn damit zufrieden sei, wie Apotheker mit den neuen Bestimmungen der Gesundheitsreform umgingen und sie umsetzten, zeigte sie sich enttäuscht darüber, dass in Apotheken noch kein Preiswettbewerb tobt. Die Präsenzapotheken sollten ihre Preise senken, damit sie auf Dauer konkurrenzfähig gegenüber Versandapotheken blieben und es den Patienten erleichtert würde, die OTC-Präparate aus eigener Tasche zu zahlen. Dass Sonderangebote und Billigarzneimittel einen eher sorglosen Umgang mit Arzneimitteln provozieren könnten oder dass viele Apotheken überhaupt keinen finanziellen Spielraum für große Preissenkungen haben – solchen Argumenten gegenüber zeigte sie sich nicht aufgeschlossen.
Früher galt: Leistung hat ihren Preis. Wird dies heute nicht mehr so gesehen? Zählt unsere Leistung nicht mehr, wird sie nicht mehr anerkannt oder wird unsere Leistung nicht mehr gesehen? Stellen wir unsere Leistung nicht deutlich genug dar? Wie können wir das, was unsere Leistung als Apotheker ausmacht und seinen Preis wert ist, besser nach außen bringen? Der eindringliche Appell der Ministerin: Die Apotheker sollen soziale Drehscheibe und Berater sein – genau diesen Platz sollen die Apotheker besetzen, dann haben sie ihre Position im Gesundheitswesen, die ihnen niemand streitig machen kann. Richtig, Frau Ministerin! Vielleicht ist dies letztendlich doch das, was zählt, was wirklich wichtig ist – und nicht allein der günstigste Preis ...
Peter Ditzel
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