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Arzneimittel und Therapie
Rheumatoide Arthritis: Kombination ist Monotherapie überlegen
Durch eine Kombination von Methotrexat mit TNF-alpha-Antagonisten erhofft man sich eine noch effektivere Behandlung der rheumatoiden Arthritis. In der dreiarmigen, doppelblinden Tempo-Studie (Trial of Etanercept and Methotrexate with Radiographic Patient Outcomes) wurde daher untersucht, ob eine Kombination aus Methotrexat und Etanercept der jeweiligen Monotherapie überlegen ist.
682 Patienten mit aktivierter rheumatoider Arthritis, die auf mindestens ein Basistherapeutikum – ausgenommen Methotrexat – nur ungenügend angesprochen hatten, wurden jeweils einer von drei Behandlungsgruppen zugeordnet: 228 Patienten erhielten Methotrexat (einmal wöchentlich bis zu 20 mg oral), 223 Patienten Etanercept (zweimal wöchentlich 25 mg subkutan), 231 Patienten eine Kombination aus beiden Therapien.
Die Patienten wurden für die Dauer eines Jahres einer röntgenologischen Analyse unterzogen, um Gelenkveränderungen und die Progression der Gelenkzerstörung zu beobachten. Diese Veränderungen wurden mithilfe des modifizierten Sharp-Scores beurteilt. Das klinische Ansprechen auf die Therapie wurde nach den Kriterien des American College of Rheumatology (ACR) und mithilfe des Disease Activity Scores (DAS) bewertet.
Mithilfe der ACR-Kriterien wird die Besserung von Symptomen der rheumatoiden Arthritis (z. B. Schmerzen, Schwellung und Empfindlichkeit der Gelenke, Funktionseinschränkungen, Gesamteinschätzung durch Arzt und Patient, Blutsenkungsgeschwindigkeit [BSG] als Entzündungsmarker) beurteilt. Der DAS misst unter anderem Gelenkschmerzen und Schwellungen und den allgemeinen Gesundheitszustand. Eine klinische Remission – das Hauptziel bei der Behandlung der rheumatoiden Arthritis – ist mit einem DAS unter 1,6 definiert.
Ergebnisse der Studie
Das Ansprechen auf die Therapie, beurteilt nach ACR20, ACR50 bzw. ACR70 (20, 50 bzw. 70%ige Responder-Rate) war jeweils in der mit der Kombination behandelten Patientengruppe signifikant höher als bei den Monotherapien. So erreichten beispielsweise nach einem Jahr 85% der mit Etanercept plus Methotrexat behandelten Patienten eine 20%ige Responderrate (ACR20), dagegen nur 75% der mit Methotrexat und 76% der mit Etanercept behandelten Patienten.
Eine klinische Remission der Erkrankung (DAS < 1,6) wurde bei 35% der kombiniert behandelten Patienten, jedoch nur bei 16% der mit Etanercept und nur bei 13% der mit Methotrexat behandelten Patienten erzielt. Bezüglich der röntgenologisch nachweisbaren Gelenkzerstörung zeigten sich nach einem Jahr unter der Kombinationstherapie bei 80% der Patienten keine nachweisbaren Progressionszeichen, unter den Monotherapien dagegen nur bei 57% (Methotrexat ) bzw. 68% (Etanercept).
Zur Einschätzung der Gelenkfunktion wurde zusätzlich ein Fragebogen (Health Assessment Questionnaire, HAQ) eingesetzt. In der Auswertung zeigte sich dabei eine signifikant verbesserte Gelenkfunktion bei den Patienten unter der kombinierten Etanercept/Methotrexat-Behandlung im Vergleich zu den beiden Monotherapie-Gruppen. Die Zahl der Patienten mit Infektionen oder anderen unerwünschten Nebenwirkungen war in allen drei Behandlungsarmen gleich groß.
Die TEMPO-Studie hat gezeigt, dass eine Kombinationstherapie mit Etanercept und Methotrexat der jeweiligen Monotherapie signifikant überlegen ist.
Der Progression der rheumatoiden Arthritis kann vor allem durch eine konsequent und frühzeitig durchgeführte Basistherapie begegnet werden. Mittel der ersten Wahl unter den Basistherapeutika ist Methotrexat. Auch die neuartigen Immunbiologika Etanercept, Infliximab und Adalimumab, die gegen den Tumornekrosefaktor alpha gerichtet sind, werden erfolgreich in der Therapie der rheumatoiden Arthritis eingesetzt. Die TEMPO-Studie hat gezeigt, dass eine Kombinationstherapie mit Etanercept und Methotrexat der jeweiligen Monotherapie signifikant überlegen ist.
"RABBIT": Das deutsche Biologika-Register
Die Substanzklasse der Immunbiologika wird erst seit einigen Jahren in der Therapie der rheumatoiden Arthritis eingesetzt, Langzeiterfahrungen fehlen daher. Vor diesem Hintergrund wird seit Mai 2001 unter der Schirmherrschaft der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie und des Kompetenznetzes Rheuma eine Langzeitbeobachtung der Therapie der rheumatoiden Arthritis mit Biologika (RABBIT; Rheumatoide Arthritis: Beobachtung der Biologika-Therapie) durchgeführt.
Es wird angestrebt, je 1000 Patienten mit einer Neuverordnung von Etanercept, Infliximab, Anakinra oder Adalimumab sowie 2000 Patienten mit konventioneller Basistherapie (= Kontrollgruppe) über fünf Jahre zu beobachten. Ziel ist es, Kenntnisse über die langfristige Sicherheit und Wirksamkeit der Immunbiologika zu gewinnen.
Rheumatoide Arthritis
Bei der rheumatoiden Arthritis handelt es sich um eine chronisch entzündliche, progredient verlaufende Erkrankung des rheumatischen Formenkreises. Sie führt zu Behinderungen, sodass einfachste Alltagsverrichtungen wie Ankleiden oder Zubereiten einer Mahlzeit zunehmend beeinträchtigt sind. Die Hauptziele der Therapie bestehen darin, die Entzündungsaktivität zu vermindern und das Fortschreiten der Gelenkdestruktion zu verhindern. ((Kasten))
Die Kombinationspartner
Der Folsäureantagonist Methotrexat wurde eigentlich ursprünglich für die Tumortherapie entwickelt. Er kommt heute jedoch auch bei anderen Erkrankungen, z. B. bei der Psoriasis oder der rheumatoiden Arthritis zum Einsatz, da als relativ gesichert gilt, dass es sich dabei um Autoimmunerkrankungen handelt. Methotrexat hemmt unter anderem die Proliferation von Lymphozyten und die Synthese von Zytokinen.
Etanercept ist ein dimeres Fusionsprotein aus zwei rekombinanten, löslichen TNF-alpha-Rezeptor(p75)-Molekülen und dem Fc-Teil von humanem IgG1. Es bindet spezifisch an TNF-alpha und verhindert dadurch dessen Bindung an seine membranständigen Rezeptoren.
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