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VFA-Branchendaten 2002: Steigende Umsätze in der forschenden Pharmaindustrie
Yzer stellte die neuesten Branchen-Daten der Mitgliedsunternehmen für 2002 am 28. April in Berlin der Öffentlichkeit vor. Zwar sei für 2002 eine "stabile Bilanz" zu erkennen – vor dem Hintergrund der Reformpläne der Gesundheitsministerin stünden die forschenden Arzneimittelhersteller in Deutschland aber vor einer unsicheren Zukunft, so Yzer.
Dennoch: Die Hersteller haben im vergangenen Jahr "noch einmal ihr Innovations- und Arbeitsmarktpotenzial aufgezeigt", erklärte die VFA-Chefin. Mit einer Steigerung um 7,9 Prozent auf 1,33 Mrd. Euro wuchsen die Gesamtinvestitionen zum dritten Mal in Folge stärker als der Umsatz. Für Forschung und Entwicklung wurden mit fast 3,6 Mrd. Euro 6,9 Prozent mehr ausgegeben als im Vorjahr – nach Berechungen des VFA fast zehn Mio. Euro am Tag.
All diese Anstrengungen haben sich Yzer zufolge vor allem für die Patienten ausgezahlt: 27 Arzneimittelinnovationen sind im Jahr 2002 auf dem deutschen Arzneimittelmarkt zugelassen worden. Schwerpunkte der Entwicklungsaktivitäten bildeten Krebstherapeutika und neue Wirkstoffe gegen Viruserkrankungen.
Gedämpfte Erwartungen für 2003
Dennoch sind die Erwartungen der VFA-Mitgliedsunternehmen für das laufende Jahr gedämpft: Der zu Beginn des Jahres eingeführte Zwangsrabatt und der damit verbundene Preisstopp sowie die angekündigten weiteren Kostendämpfungsmaßnahmen belasten einseitig Innovationen, erklärte Yzer. Daher erwarte der überwiegende Teil der Unternehmen, dass die Umsätze 2003 in Deutschland stagnieren oder zurückgehen.
Zum ersten Mal seit 1996 plane zudem eine deutliche Mehrheit, Arbeitsplätze abzubauen. Weiterhin beabsichtige fast die Hälfte der Firmen, ihre Aufwendungen für Forschung und Entwicklung zurückzufahren. Ein weiteres Viertel wolle diese einfrieren, so Yzer.
"Der Wettbewerb der Forschungsstandorte wird sich weiter zu ungunsten Deutschlands verschieben", prognostizierte die VFA-Hauptgeschäftsführerin. Schon jetzt stammen nur noch sechs Prozent Weltpharmaproduktion aus Deutschland – 1990 waren es noch neun Prozent. Im selben Zeitraum konnten die USA ihren Anteil von 32 auf 40 Prozent ausbauen.
Die Mär von der Kostenexplosion bei Arzneimitteln
Yzer verwies darauf, dass sich die Preise für Arzneimittel seit 1988 kaum verändert haben. Im vergangenen Jahr seien sie gar um 0,4 Prozent zurück gegangen. Dagegen seien die Preise für die allgemeine Lebenshaltung in den letzten 15 Jahren um fast 40 Prozent gestiegen. Von einer "Kostenexplosion" im Gesundheitswesen, insbesondere im Arzneimittelsektor, könne daher nicht gesprochen werden.
Die auf Kosten der Arzneimittelhersteller gesetzten Finanzspritzen für das System sind nach Ansicht des VFA "kurzsichtig und kontraproduktiv". Nur eine Reform aus einem Guss, die Einnahmen- wie Ausgabenseite gleichermaßen im Blick habe, könne das Gesundheitswesen noch retten, so die VFA-Chefin.
Wichtig sei vor allem, die Kassenmonopole ohne Preis-Leistungs-Wettbewerb zu beenden, Versicherten mehr Wahlfreiheiten bei der Zusammenstellung ihres Versicherungspakets zu überlassen und den sozialen Ausgleich künftig über Steuern zu finanzieren. Statt dessen stünden aber "Kostendämpfung und zentralistische Regulierungen" auf dem Plan der Regierung, z. B. Positivliste und vierte Hürde.
Rürup-Kommission: akzeptable Einzelvorschläge
Auch den Ideen der Rürup-Kommission zur Reform des Gesundheitswesens steht der VFA grundsätzlich kritisch gegenüber: Ihr Sparpaket reihe sich in die "Riege langjähriger erfolgloser Politikversuche" ein, monierte Yzer. Überfällige strukturelle Veränderungen würden immer wieder mit kostendämpfenden Maßnahmen hinausgeschoben.
Die Vorschläge der Kommission zum Arzneimittelbereich fallen beim VFA allerdings nicht rundweg durch: So sei etwa die Idee, nicht-verschreibungspflichtige Arzneimittel aus der Erstattungspflicht der gesetzlichen Kassen herauszunehmen, eine bekannte Forderung des VFA.
Auch die Aufhebung der Preisbindung für Generika sei in Ordnung, nur dürfe dieser Schritt in Richtung Marktpreisbildung nicht auf halber Strecke stecken bleiben: Der Weg müsse für alle Marktsegmente gelten, so Yzer.
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