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- DAZ 18/2003
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Die Seite 3
Ist die Apotheke ihr Geld wert? Sehen die Gesundheitspolitiker eigentlich die Leistung der deutschen Apotheke? Was weiß die Öffentlichkeit über die Leistung der Apotheke? Wenn man die Vorschläge von Rürup, Schmidt und Co. zur Veränderung unseres Apothekenwesens hört, um hier und dort einige Millionen Euro einzusparen, kann man nur zu der Überzeugung gelangen, dass den Politikern und Ökonomen überhaupt nicht klar und bewusst ist, was eine Apotheke für die Arzneimittelsicherheit und damit letztlich für die Volksgesundheit leistet.
Es drängt sich der Verdacht auf, dass selbst solche "Experten", die Vorschläge über eine neue Ausrichtung des Apothekenwesens ausarbeiten (Stichworte Versandhandel, Mehrbesitz), nicht wissen, wo der Nutzen der heutigen Struktur des Apothekenwesens für unser System liegt. Sonst würden sie nicht auf der Einführung des Versandhandels und einer Abschaffung des Fremd- und Mehrbesitzverbotes beharren.
In Statements zur Bedeutung der Apotheke wird zwar gerne auch die Aufgabe der Apotheke bei der Arzneimittelsicherheit hervorgehoben – vermutlich verstehen die meisten Politiker gar nicht, was sich hinter diesem Begriff alles verbirgt. Da scheint es Wissensdefizite zu geben.
Aber, vielleicht müssen wir uns fragen, ob wir unsere Leistung auch ausreichend kommuniziert haben? Und letztendlich auch dokumentiert haben? Um die Leistung der Apotheke im Rahmen der Arzneimittelsicherheit transparenter zu machen, hatten der Apothekerverband Nordrhein und die Deutsche Apotheker Zeitung vor drei Jahren dazu aufgerufen, zu dokumentieren, wie die Apotheke für eine sichere Anwendung von Arzneimitteln gerade bei Problemfällen sorgt.
Unter der Projektbezeichnung "Beratung durch die Apotheke – ökonomisch und gesundheitspolitisch unverzichtbar" sammelte der Apothekerverband Nordrhein Probleme bei der Arzneimittelversorgung, die von Apotheken schriftlich festgehalten und dokumentiert worden waren. Der Rücklauf zeigte, wo Probleme liegen, angefangen bei Irrtümern der Verordnung, Unklarheiten mit dem Rezept, sprachliche Verwechslungen und Kommunikationsfehler in der Arztpraxis, Verordnung falscher galenischer Formen.
Die dokumentierten Fälle zeigten, dass erst der persönliche Kontakt in der Apotheke zwischen Patient und Apotheker bzw. Apothekenmitarbeiter die Irrtümer aufdeckte und für Abhilfe schaffen konnte. Die Distribution von Arzneimitteln bedeutet eben viel mehr als nur eine Packung aus der Schublade nehmen – oder im Fall von Versandapotheken für den Versand zu verpacken. Selbst wenn hier standardisierte Routinechecks vorgeschaltet sein sollten: der persönliche Kontakt wird dadurch nicht ersetzt. Dies muss nach meiner Ansicht draußen, in der Bevölkerung und bei Politikern, viel stärker publik gemacht werden. Unsere neue Serie in der DAZ zum Thema "Arzneimittelsicherheit im Alltag" will Öffentlichkeit und Forschung auf dieses Thema aufmerksam machen und damit zeigen: die Apotheke ist ihr Geld wert!
Apropos Geld wert: Mit der angekündigten Gesundheitsreform ist auch die Arzneimittelpreisverordnung ins Gespräch gekommen. Noch liegen aus dem Ministerium keine konkreten Vorstellungen für eine Änderung des Preisbildungssystems bzw. der Honorierung apothekerlicher Tätigkeit vor. Die ABDA stellte auf dem Außerordentlichen Apothekertag ein Zwei-Komponenten-Modell zur zukünftigen Vergütung der Apotheken vor, das auf einer außerordentlichen Sitzung der Mitglieder des ABDA-Gesamtvorstands Ende April diskutiert und angenommen wurde.
So soll es in Zukunft eine unterschiedliche Preisbildung für verschreibungspflichtige und nicht-verschreibungspflichtige Arzneimittel geben. Während für letztere die AMpreisV in der heutigen Form weiter gelten soll, diskutiert man bei den verschreibungspflichtigen Arzneimitteln über einen Festzuschlag zuzüglich eines preisabhängigen prozentualen Festzuschlages des Großhandelshöchstabgabepreises nach § 2 AMpreisV. Wert gelegt wird darauf, dass die preisunabhängige Festzuschlagskomponente eine jährliche Dynamisierung erfährt. Außerdem beinhaltet das ABDA-Modell eine Verdreifachung der Rezepturarbeitspreise gegenüber heute und eine deutliche Erhöhung der Nachtdienstgebühr auf 5 bzw. 10 Euro. Ob ein solches Modell Gefallen bei den Politikern findet? Es wird auch davon abhängen, ob sie überzeugt sind, dass die Apotheke ihr Geld wert ist. Siehe oben.
Sicher ein Weg in die richtige Richtung stellt das Hausapotheken-Modell dar, das nach Niedersachsen nun auch in Schleswig-Holstein eingeführt werden soll. Die IKK und der Apothekerverband Schleswig-Holstein haben einen Vertrag zur Einführung eines Hausapothekenmodells geschlossen. Eine "IKK-Serviceapotheke" bietet umfangreiche Beratungs- und Betreuungsleistungen für die Versicherten.
Mein Fazit: die deutsche Apotheke leistet enorm viel für die Arzneimittelsicherheit, jeden Tag – nur: das sollte in der Öffentlichkeit deutlicher werden.
Peter Ditzel
Starke Leistung – aber keiner sieht sie?
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