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- DAZ 14/2003
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Kongress
Pharmazeutische Horizonte
Die große Teilnehmerzahl beweist: Auch wenn die Stimmung in Apotheken derzeit auf einem Tiefpunkt angelangt ist, auch wenn Existenzängste umgehen und die Reformvorhaben der Bundesregierung auf Änderungen in unserem Apothekenwesen hinweisen – die Apothekerinnen und Apotheker resignieren nicht. Unsere Gesellschaft will und kann auf den Apotheker, auf die Apotheke nicht verzichten, das haben alle erkannt, die am Interpharm-Kongress teilnahmen. Sie wissen: auch in Zukunft ist Fortbildung angesagt, im Gegenteil, sie ist wichtiger denn je.
Der traditionelle "grüne" Freitag warf in diesem Jahr einen Blick auf die evidenz-basierte Phytotherapie. Unter der Moderation von Professor Dingermann hinterfragten die Referenten pflanzliche Extrakte auf ihre belegte Wirksamkeit: Artischocke, Crataegus, Phytoestrogene, pflanzliche Venentherapeutika, pflanzliche Immunstimulanzien, Ginkgo und Johanniskraut. Die Teilnehmer erfuhren, welche Studien dazu vorliegen und ob sie aussagekräftig sind.
Im DAZ-Forum "Revolution oder Evolution?" am zweiten Fortbildungstag lernten die Teilnehmer neue Auffassungen über den richtigen Weg bei bestimmten Therapieformen kennen. Unter der Moderation von Professor Mutschler befassten sich die Referenten mit neuen Therapiemöglichkeiten zur erfolgreichen Reinfarktprophylaxe, zur Behandlung der Herzinsuffizienz, zur postmenopausalen Hormonsubstitution und zur Kontrazeption, zur Tumortherapie, zur Therapie peptischer Ulcera und zur Behandlung chronisch-obstruktiver Lungenerkrankungen (Asthma und COPD).
Das Forum der Medizinischen Monatsschrift für Pharmazeuten widmete sich am dritten Fortbildungstag den Autoaggressionskrankheiten. Die Referenten stellten an ausgewählten Beispielen dar, was passiert, wenn der Körper sich selbst angreift. Sie erklärten dies beispielhaft bei Erkrankungen am Bewegungsapparat (Rheumatoide Arthritis), am Darm (Colitis ulcerosa und Morbus Crohn), am Nervensystem (Multiple Sklerose) und am endokrinen System (Diabetes mellitus Typ I). Die Grundlage zu diesem Forum legte ein Vortrag, der sich mit den molekularen Mechanismen der Pharmakotherapie von Autoimmunerkrankungen beschäftigte.
Pharmazeutischen Horizonten konnten sich die Teilnehmer nähern beim Themenblock, in dem es um die "Schönheit" ging. Hier berichteten die Referenten, welche Chancen und Gefahren es gibt, wenn Menschen Medizin und Pharmazie zu Hilfe nehmen, um schön zu bleiben oder schön zu werden. Die Vorträge zeigten, was heute machbar ist, beispielsweise mit Laser und IPL gegen Pigmente in der Haut, was die Liposkulptur leistet und welche Stoffe und Präparate helfen und wie sie helfen.
Neben diesen Fachvorträgen sind besonders zwei Festvorträge zu erwähnen. Prof. Dr. Henning Hopf, Braunschweig, befasste sich mit dem Thema "Chemie – ein gelungenes Experiment". Anlass dieses Vortrages war das 50. Jubiläum des "Beyer/Walter", dem Lehrbuch der Organischen Chemie, das im Hirzel-Verlag, Stuttgart, erscheint. Was heißt eigentlich "statistisch signifikant"? Diese Frage beantwortete Prof. Dr. Hans-Peter Beck-Bornholdt im zweiten Festvortrag auf der Interpharm. Auf unterhaltsame und fast spielerische Art und Weise führte er den Zuhörern vor Augen, wie trügerisch manche Angaben, die mit statistischer Signifikanz werben, sein können. Jeder, der diesen Vortrag gehört hat, wird Studien und Statistiken mit anderen Augen lesen.
Neben den großen Themenblöcken konnten die Teilnehmer auch aus einer Vielzahl von kleineren Foren und Seminaren, die Spezialwissen vermittelten, auswählen, beispielsweise ein Forum zum Thema Datenbanken, ein Managementforum, Kurzvorträge für Apothekensoftware und ein Forum zum Thema Biopharmazie, das Hinweise und Tipps für die Beratung von Patienten in der Apotheke gab.
Für die PTA gab es wie in jedem Jahr auf der Interpharm ein Extra-Programm. So fand traditionell am Interpharm-Samstag ein Interpharm-Kosmetiktag statt, der diesmal unter der Ägide der Firma Beiersdorf stand. Den wissenschaftlichen Teil bestritt der PTAheute-Kongress am Sonntag, im Mittelpunkt stand die Osteoporose.
Äußerst gut besucht war in diesem Jahr auch die Studenten-Interpharm, die unter der Überschrift "Vom Studium zum Beruf" Fachapotheker aus verschiedenen Berufsfeldern zu Wort kommen ließ, ein Studium im Ausland vorstellte und hinterfragte, in wieweit der Apothekerberuf heute ein Frauenberuf geworden ist.
Auf überaus großes Interesse stießen eine berufspolitische Veranstaltung auf der Interpharm und zwei Seminare, die sich mit der Heimversorgung und dem Versandhandel befassten. Auf dem "Weißen Sofa" der Interpharm nahmen in diesem Jahr der CDU-Abgeordnete Andreas Storm und der FDP-Abgeordnete Dr. Dieter Thomae Platz. Thema der berufspolitischen Runde war die Strukturreform 2003/2004. Wir wollten wissen, was die Opposition von diesen Reformvorhaben passieren lässt und was sie selbst durchsetzen will. Die Oppositionspolitiker nahmen kein Blatt vor den Mund und bekannten sich zum Erhalt der heutigen Apotheken und zur Freiberuflichkeit.
Voll besetzt war das Seminar, das sich mit der Heimversorgung befasste. Bekanntlich muss ab 28. August dieses Jahres die Versorgung von Pflegeheimen auf vertragliche Füße gestellt werden. Wie ein solcher Vertrag aussehen kann und worauf zu achten ist, erklärten kompetente Diskussionsteilnehmer.
Ebenso brisant: das Seminar zum Thema Versandhandel, das der zuständige Beamte im Bundesministerium für Gesundheit und Soziale Sicherung, Ministerialrat Dr. Gerd Schorn, bestritt.
In dieser DAZ finden Sie einen Vorbericht zur Interpharm, der insbesondere die aktuellen berufspolitischen Themen aufarbeitet. In der nächsten DAZ berichten wir über die wissenschaftlichen Vorträge auf der Interpharm.
Den vollständigen Bericht von der Interpharm Hamburg finden Sie in unserem Kongressbereich eingestellt.
Drei Tage intensive Fortbildung in Vorträgen, Seminaren und Foren, über 3500 Apothekerinnen, Apotheker und PTA – die Interpharm Hamburg, die vom 28. bis 30. März im Kongresszentrum der Hansestadt stattfand, war wieder ein voller Erfolg. Mit den angebotenen Fortbildungsthemen konnte jeder Teilnehmer seinen pharmazeutischen Horizont erweitern. Auf einer pharmazeutischen Ausstellung mit rund 70 Ständen informierten pharmazeutische Hersteller und Firmen für pharmazeutischen Bedarf die Teilnehmer über die Produktpalette und aktuelle Entwicklungen. Die große Teilnehmerzahl beweist: Auch wenn die Stimmung in Apotheken derzeit auf einem Tiefpunkt angelangt ist, auch wenn Existenzängste umgehen und die Reformvorhaben der Bundesregierung auf Änderungen in unserem Apothekenwesen hinweisen – die Apothekerinnen und Apotheker resignieren nicht.
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