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Arzneimittel und Therapie
Fußmykosen: Terbinafin lässt Fußpilz keine Chance
In Deutschland leidet fast jeder Dritte unter Fußpilz. Zwar liegen wir derzeit weit hinter dem fragwürdigen europäischen Spitzenreiter Russland mit fast 83% Betroffenen. Dennoch ist auch die hohe Prävalenz in Deutschland inakzeptabel, denn Fußpilz ist nicht nur unästhetisch und manchmal schmerzhaft, sondern macht den Fuß auch angreifbar für schwere Folgeerkrankungen. Dabei stehen mit Fungistatika und Fungiziden wirkungsvolle Medikationen zur Verfügung.
Bei Fungistatika können Rezidive auftreten
Zur Behandlung von Pilzerkrankungen steht mittlerweile eine Fülle wirksamer Substanzen zur Verfügung. Nachteil der Fungistatika, zu der die Substanzklasse der Azole zählt, ist insbesondere die Notwendigkeit einer langwierigen Behandlung. Azolderivate sind als Breitspektrum-Antimykotika bei den meisten Pilzerkrankungen wirksam. Ihre Wirkung beruht auf einer Hemmung der Cytochrom P-450-abhängigen Lanosterol-C-14-Demethylase.
Dieses Enzym metabolisiert Lanosterol zu Ergosterol, einem essenzieller Bestandteil der Zellmembran von Pilzen. Durch eine Hemmung der Funktion der membranständigen Enzyme wird die normale Membranfunktion gestört, Zellwachstum und -teilung werden behindert. Die Azole wirken somit fungistatisch. Die Betroffenen sind zwar schon nach kurzer Anwendungszeit symptomfrei, müssen die Therapie aber fortführen, da die Mykosen nur in ihrem Wachstum gehemmt, nicht aber eradiziert werden. Dies führt bei etwa einem Viertel der Patienten zu einem verfrühten Abbruch der Behandlung. Ein Erfolg ist in diesem Fall nicht sicher, häufig treten Rezidive auf.
Fungizide bevorzugen
Daher sind bei der Therapiewahl Fungizide zu bevorzugen, denn Allylamine, wie zum Beispiel Terbinafin, töten die Mykosen ab. Die Allylamine hemmen ebenfalls den Aufbau der zytoplasmatischen Membran. Sie blockieren die Squalenepoxidase, welche Squalen in Squalenepoxid überführt. Durch die daraus folgende Anreicherung von Squalen in der Pilzzelle kommt es zu einer Intoxikation, aus der sich ein fungizider Wirkungsmodus ergibt.
Der Behandlungserfolg mit einer Eradikation stellt sich unmittelbar ein. Ferner kommt es zu einer Anreicherung des lipophilen Wirkstoffes im Stratum corneum. Der Fuß des Patienten profitiert von dieser Depotwirkung, die ihn für etwa drei Monate vor einer erneuten Infektion schützt.
Schnelle Wirkung und langer Erfolg mit Terbinafin
Studien haben gezeigt, dass die einmal tägliche Anwendung von Terbinafin über einen Zeitraum von einer Woche bereits wirksam ist. Nach einer mehrwöchigen Beobachtung waren jeweils zwischen 85% und 94% der Befunde mykologisch negativ. Wurden Patienten in einer Vergleichsgruppe mit Clotrimazol behandelt, so lag die Heilungsrate jeweils niedriger als bei einer Behandlung mit Terbinafin.
In einer Studie wurde einprozentige Terbinafin-Creme (2 x täglich über einen Zeitraum von sieben Tagen) mit einprozentiger Clotrimazol-Creme (2 x täglich über einen Zeitraum von 28 Tagen) verglichen. Obwohl Terbinafin deutlich kürzer angewendet wurde, war es Clotrimazol überlegen. Um die Compliance zu steigern, wurde mittlerweile eine einmal täglich anzuwendende Terbinafin-Zubereitung entwickelt. Diese war in Studien vergleichbar mit der zweimal täglich aufzutragenden Creme. Zur Verfügung steht auch ein anwenderfreundliches Pumpspray, mit dem auch die Zehenzwischenräume einfach und zuverlässig zu erreichen sind.
Bei einigen Hefen unwirksam
Terbinafin ist zur Zeit auch für die Behandlung von schweren therapieresistenten Pilzinfektionen der Füße (Tinea pedis) und des Körpers (Tinea corporis und Tinea cruris), die durch Dermatophyten verursacht werden und durch eine äußerliche Therapie nicht ausreichend behandelbar sind, zugelassen. Das Wirkungsspektrum umfasst Dermatophyten wie Trichophyton mentagrophytes, T. rubrum, Microsporum canis, M. gypseum und M. persicolor. Auch gegen viele Aspergillus-Arten zeigt Terbinafin eine hohe Aktivität.
Die Wirksamkeit gegen Hefen ist unterschiedlich, so gibt es empfindliche Stämme von Cryptococcus neoformans und Candida parapsilosis, jedoch sind Candida albicans, C. glabrata und C. tropicalis resistent. Die pharmakokinetischen Eigenschaften von Terbinafin ermöglichen eine orale Anwendung der Substanz: etwa 70 bis 80% einer Dosis werden aus dem Gastrointestinaltrakt resorbiert. Bei einer systemischen Therapie treten allerdings mehr und schwerwiegendere Nebenwirkungen auf.
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