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Arzneimittel und Therapie
Akute Gichtarthritis: Etoricoxib genauso rasch und stark wirksam wie Indometacin
Gicht ist die häufigste entzündliche Gelenkerkrankung bei Männern über 40 Jahren. Durch Ablagerung von Natriumurat im Gelenk kommt es zum akuten Gichtanfall, einer plötzlich auftretenden, extrem schmerzhaften Gelenkentzündung. Beim akuten Gichtanfall behandelt man in erster Linie den Schmerz, aber auch die zugrunde liegende Entzündung. Zur Therapie des akuten Gichtanfalls kommen am häufigsten nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) zum Einsatz, Standard ist Indometacin (z. B. Amuno®).Problematisch sind seine Nebenwirkungen, vor allem gastrointestinale und zentralnervöse.
Selektive Hemmstoffe der Cyclooxygenase 2 (COX-2-Hemmer) haben sich in der Therapie der Arthrose, der chronischen Polyarthritis und akuter Schmerzen als ebenso wirksam erwiesen wie nichtsteroidale Antirheumatika. Bei akuten entzündlichen Erkrankungen, wie der Gicht, wurde ihre Wirksamkeit noch nicht geprüft.
Patienten mit akutem Gichtanfall
Die Teilnehmer der multizentrischen Studie waren mindestens 18 Jahre alt. Alle litten an einem akuten Gichtanfall, der innerhalb der letzten 48 Stunden begonnen hatte. Die Erstuntersuchung ergab einen Gesamtpunktwert von mindestens 5 für Schmerzen (0 bis 4 Punkte), Druckschmerzhaftigkeit (0 bis 3 Punkte) und Schwellung (0 bis 3 Punkte). Bis zu vier Gelenke konnten von der akuten Gicht betroffen sein; nur eines wurde als Studiengelenk ausgewählt.
Randomisiert bekamen die Patienten ab sofort (= Tag 1) entweder einmal täglich 120 mg Etoricoxib oder dreimal täglich 50 mg Indometacin zur oralen Einnahme. Die Behandlung dauerte acht Tage. Zum Zwecke der Verblindung nahmen alle Patienten zusätzlich Plazebo ein. Die Patienten durften Allopurinol und täglich bis zu 1,2 mg Colchicin in konstanter Dosis weiter einnehmen. Nichtsteroidale Antirheumatika waren während der Studie nicht erlaubt, Acetylsalicylsäure nur niedrig dosiert (bis zu 325 mg täglich).
Patienten beurteilen Schmerzen im Studiengelenk
Primärer Endpunkt waren die Schmerzen im Studiengelenk an Tag 2 bis 5, wie sie der Patient selbst beurteilte. Die Schmerzen wurden auf einer Skala von 0 = keine Schmerzen bis 4 = extreme Schmerzen eingestuft. Zu den sekundären Endpunkten gehörten die Gesamtbeurteilung des Therapieansprechens einerseits durch den Arzt und andererseits durch den Patienten, die Druckschmerzhaftigkeit und die Schwellung des Studiengelenks.
Vergleichbare Wirksamkeit
150 Patienten nahmen teil, darunter acht Frauen. Jede Behandlungsgruppe umfasste 75 Patienten. Die Intention-to-treat-Analyse ergab: Die Schmerzen im Studiengelenk besserten sich in beiden Gruppen von Tag 2 bis 5 vergleichbar stark, ebenso von Tag 2 bis 8. Etoricoxib war auch in allen sekundären Endpunkten mit Indometacin vergleichbar. Bereits vier Stunden nach der ersten Einnahme von Etoricoxib oder Indometacin kam es zu einer signifikanten Schmerzlinderung: 32% der mit Etoricoxib und 23% der mit Indometacin Behandelten hatten keine oder nur noch leichte Schmerzen.
Nebenwirkungen mit klarem Zusammenhang zum Arzneimittel traten unter Etoricoxib seltener auf als unter Indometacin: 17 gegenüber 35 Patienten litten darunter. Die größten Unterschiede in der Nebenwirkungsrate betrafen Schwindel (4 gegenüber 15 Patienten), Kopfschmerzen (1 gegenüber 5 Patienten), Müdigkeit (1 gegenüber 4 Patienten), Störungen im Verdauungssystem (6 gegenüber 17 Patienten).
Der COX-2-Hemmer Etoricoxib scheint also beim akuten Gichtanfall ebenso wirksam zu sein wie das nichtsteroidale Antirheumatikum Indometacin. Die Wirkung tritt rasch ein. Die Verträglichkeit ist gut. Die Studie war allerdings nicht groß genug, um eine überlegene Verträglichkeit des COX-2-Hemmers belegen zu können.
Literatur Schumacher Jr., H. R., et al.: Randomised double blind trial of etoricoxib and indometacin in treatment of acute gouty arthritis. Br. Med. J. 324, 1488 - 1492 (2002).
Bislang werden zur Therapie des akuten Gichtanfalls am häufigsten nichtsteroidale Antirheumatika verschrieben, die allerdings aufgrund ihrer Nebenwirkungen problematisch sein können. Jetzt wurde in einer randomisierten Doppelblindstudie die Wirksamkeit des COX-2-Hemmers Etoricoxib mit einer Indometacin-Standardtherapie verglichen: Etoricoxib erwies sich bei der Behandlung der akuten Gichtarthritis als ebenso stark wirksam wie Indometacin.
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