Berichte

AK Schleswig-Holstein: Perspektiven der Arzneimittelversorgung

Bei der Sitzung der schleswig-holsteinischen Kammerversammlung am 28. August in Kiel standen bundespolitisch relevante Themen im Vordergrund. Es ging insbesondere um die Zukunft der Arzneimittelversorgung und das Verhältnis zur Ärzteschaft. Bei der Arbeit auf Landesebene waren die Änderungen in der QMS-Satzung und in der Weiterbildungsordnung besonders hervorzuheben.

Zu Beginn der Versammlung appellierte Kammerpräsident Volker Articus, den betroffenen Apotheken in den Überschwemmungsgebieten zu helfen. In Sachsen seien etwa 50 Apotheken stark beschädigt, bis zum Totalverlust. Die Kammerversammlung beschloss, das Sitzungsgeld dieses Tages den betroffenen Kollegen und ihren Mitarbeitern zu spenden.

Bericht des Präsidenten

In seinem Bericht ging Articus insbesondere auf den derzeitigen Stand der öffentlichen Diskussion zur Reform der Arzneimittelversorgung ein. Während die Gewerkschaften einerseits die "Ökonomisierung" im Gesundheitswesen kritisieren, würden sie diese im Arzneimittelbereich unterstützen. Doch würde der Versandhandel die Kosten eher erhöhen, wie ein Vergleich mit den USA zeige.

Die Bundesgesundheitsministerin erweise sich als "beratungsresistent", doch habe die Bevölkerung die Problematik wohl eher begriffen. Dies habe die Unterschriftenaktion der ABDA gezeigt und sei durch die jüngste Studie von Prof. Gerhard Riegl bestätigt worden. Da in vielen Medien nicht über die Apotheken berichtet werde, müssten die Apotheker die verbliebenen Wege nutzen, um sich zu präsentieren, insbesondere über die Apotheken, die Kundenzeitschriften und die Verbandspolitik.

Im Bundestagswahlkampf finde das wichtige Thema Gesundheitspolitik nur wenig Raum, da die Materie zu komplex sei. Es werde versucht, das herrschende "Verbändekartell" durch die Nachfragemacht der Kassen zu ersetzen. Doch sei zu bezweifeln, ob dies den Interessen der Patienten diene. Die wiederholten Versuche, die Leistungserbringer gegeneinander auszuspielen und unter Druck zu setzen, würden gerade nicht zu einer integrierten Versorgung führen, sondern das System spalten.

Zudem beklagte Articus die Entwicklung der Aut-idem-Regelung, die die Lagerhaltung in den Apotheken vergrößere. Außerdem müssten zunehmend mehr verschiedene Importarzneimittel vorrätig gehalten werden, weil die ärztliche Software von einigen Importeuren in dieser Weise gesteuert wird. Delegierte berichteten, dass manche Ärzte für gesponserte Software-Updates nur minimale Preise zahlen; diese Software lasse sich aber kaum steuern, sodass beispielsweise das Aut-idem-Kreuz nicht entfernt werden könne.

Ärzte gegen analytische Dienstleitungen der Apotheken

In einem Schreiben der Ärztekammer Schleswig-Holstein an die Apothekerkammer wurden einige Aktivitäten von Apotheken im Bereich analytischer Dienstleitungen scharf kritisiert. Problematisch sei insbesondere die Knochendichtemessung, da hier keine Korrelation zwischen den Messwerten und der behandlungsbedürftigen Osteoporose oder dem Frakturrisiko herzustellen sei. Daher könne eine solche Maßnahme die Patienten nur verunsichern und das Vertrauensverhältnis stören. "Nahezu skandalös" sei es, wenn aufgrund einer solchen Messung ein Calciumpräparat empfohlen werde, so die Ärztekammer.

Delegierte der Kammerversammlung betrachteten diese Position als Zeichen der Konkurrenz aufgrund höherer Preise solcher Dienstleistungen bei den Ärzten. Maßgeblich sei die Entscheidung der mündigen Patienten; die Ärzte könnten nicht die Demokratie aushebeln. Außerdem seien die Ärzte selbst für diese Entwicklung verantwortlich, da die Praxisöffnungszeiten immer kürzer würden und die Ärzte immer schlechter zu erreichen seien.

Vizepräsident Holger Iven forderte, das Kurierverbot in der bisherigen Form aufzuheben, da jede alltägliche Beratung bei der Auswahl eines Arzneimittels letztlich immer eine Gratwanderung darstelle. Articus mahnte, speziell bei den analytischen Dienstleistungen stets sorgfältig die Grenze zur ärztlichen Diagnosetätigkeit zu beachten.

Komplette wohnortnahe Versorgung anbieten

Vor dem Hintergrund der derzeitigen politischen Diskussion und insbesondere unter dem Eindruck eines Beitrages in der FAZ vom 23. August (siehe DAZ Nr. 35, S. 23) wurde aus dem Kreis der Delegierten angeregt, ob sich die Apothekerschaft möglicherweise doch einem Gespräch über Konzepte für den Versandhandel öffnen sollte. Denn es gehe nicht um den Versand an sich, sondern um fairen Wettbewerb, und gerade dieses Argument müsse viel besser in die Öffentlichkeit transportiert werden. Dagegen warnte Iven vor einer solchen Diskussion. Das Beispiel Aut idem habe gezeigt, wie leicht ein ganz anderes Ergebnis entstehen könne, als zuvor erwartet wurde.

Für Dr. Peter Froese, Vorsitzender des Apothekerverbandes Schleswig-Holstein, stellt sich die Frage nicht. Denn das Konzept für die komplette wohnortnahe Versorgung liege als Alternativangebot der Apothekerschaft bereits auf dem Tisch. Dies werde in Schleswig-Holstein in konstruktiver Weise mit der IKK verhandelt und schließe auch die Zustellung an die Patienten ein. Der Verband sei guter Hoffnung, mit einem solchen Vertrag die Position der Apotheken zu stärken.

Geänderte QMS-Satzung

Der weitere Verlauf der Kammerversammlung war von Regularien und landesspezifischen Themen bestimmt. Die Satzung für die Zertifizierung von Qualitätsmanagementsystemen (QMS) wurde geändert und bezieht sich nun auf das neu gefasste Heilberufegesetz. Dieses sieht - im Gegensatz zu den Gesetzen anderer Bundesländer - ausdrückliche Anforderungen an die QMS-Satzung der Kammer vor und stärkt damit diese Aufgabe der Kammer. Als wesentliche inhaltliche Neuerung der QMS-Satzung hob Justitiar Dr. Karl Stefan Zerres hervor, dass die Handbücher nun unmittelbar vom zuständigen Auditor bearbeitet werden und dieser erst nach dem Audit die Zertifizierungskommission mit einem Bericht informiert.

Weiterbildung für Selbstständige

Da das neue Heilberufegesetz nun auch eine Weiterbildung von Selbstständigen zulässt, wurde die Weiterbildungsordnung ebenfalls in dieser Weise geändert. Ein Selbstständiger kann sich nun beispielsweise auch vom Leiter oder von einem Mitarbeiter einer anderen Apotheke weiterbilden lassen. In diesem Fall müssen beide Apotheken als Weiterbildungsstätten anerkannt sein.

Versorgungswerk

Zerres berichtete auch über den Jahresabschluss des Versorgungswerkes. Durch das Engagement in Aktien sei im Jahr 2001 eine Wertberichtigung nötig gewesen und ein vergleichsweise schlechtes Ergebnis mit einer Gesamtkapitalrendite von nur 1,23% erzielt worden. Dem standen allerdings in früheren Jahren bemerkenswert gute Erträge gegenüber. Die Kammerversammlung beschloss, die Renten um 1% zu erhöhen. Die Rentenbemessungsgrundlage blieb angesichts der Kapitalmarktentwicklung unverändert.

Zukunft für PKAs

Schließlich berichtete Klaus Christiansen, der langjährige Vorsitzende des PKA-Prüfungsausschusses, über dessen Arbeit. Es sei sehr erfreulich, dass weiterhin an sieben Berufsschulen des Landes PKA-Klassen eingerichtet werden können. Im Rahmen der Diskussion ergab sich ein erstaunliches Ungleichgewicht hinsichtlich des Stellenmarktes für PKA. Während sich in Lübeck viele PKAs erfolglos um Arbeit bemühen, werden beispielsweise im Raum Flensburg PKAs gesucht. Die Apotheker sollten die Betroffenen stärker auf diese Situation aufmerksam machen und für Mobilität werben.

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