Arzneimittel und Therapie

Neue Indikation: Memantine zur Behandlung der mittelschweren bis schweren Alzhei

Zum 1. August 2002 hat das Unternehmen Lundbeck nach eigenen Angaben Memantine (Ebixa®) zur Behandlung der mittelschweren bis schweren Demenz vom Alzheimer-Typ in Deutschland eingeführt. Der Wirkstoff Memantine hat weltweit als erster und bis heute einziger eine Zulassung zur Behandlung dieser fortgeschrittenen Formen der Alzheimer-Demenz. Die Zulassung wurde am 20. Februar 2002 im Rahmen eines europäischen Zulassungsverfahrens erteilt.

Damit steht erstmals eine Therapieoption für Patienten zur Verfügung, deren Selbstständigkeit durch die Erkrankung bereits erheblich beeinträchtigt ist. Gerade die in den Studien nachgewiesene Verbesserung der kognitiven Leistungsfähigkeit, der Alltagskompetenz und des klinischen Gesamteindrucks kann Patienten und Angehörige erheblich entlasten. Ebixa® ist als 10-mg-Filmtablette sowie in Form von Tropfen in einer Dosierung von 10 mg/g erhältlich. Für den Vertrieb in Deutschland liegt eine Co-Marketing-Vereinbarung mit dem Unternehmen Merz vor.

Patienten nicht ausreichend therapiert

Nach dem aktuellen 4. Altenbericht der Bundesregierung vom Februar 2002 werden nur 10% der Patienten mit Alzheimer-Demenzen ausreichend therapiert. Weniger als die Hälfte der Patienten, die unter Alzheimer-Symptomen leiden, werden dabei überhaupt richtig diagnostiziert. Mindestens eine Million Menschen leiden zur Zeit in Deutschland an dieser Erkrankung, pro Jahr kommen um die 200 000 dazu.

NMDA-Rezeptor-Antagonist

Memantine gehört zur Substanzgruppe der N-Methyl-D-Aspartat (NMDA)-Rezeptor-Antagonisten und wirkt der gestörten Signalübertragung bei der Alzheimer-Demenz entgegen. Diese wird durch eine erhöhte Konzentration von Glutamat verursacht. Eine erhöhte Glutamat-Konzentration führt zu Veränderungen des NMDA-Rezeptors und zu vermehrtem Calcium-Einstrom in die Nervenzelle. Calcium hat in erhöhter Konzentration eine zellschädigende Wirkung und vermindert weiterhin die präzise Signalübertragung. Als nicht kompetitiver NMDA-Rezeptor-Antagonist blockiert Memantine den vermehrten Calcium-Einstrom und verhindert damit die schädigende Wirkung. Die neuroprotektive Wirkung von Memantine konnte in Tiermodellen direkt nachgewiesen werden.

Mit zwei plazebokontrollierten Doppelblindstudien konnte die Wirksamkeit von Memantine bei Patienten mit mittelschwerer bis schwerer Alzheimer-Demenz nachgewiesen werden. Es ist gut verträglich, gut kombinierbar und einfach und sicher in der Anwendung. Es verbessert die Fähigkeit der Patienten, den Alltag zu meistern und steigert die kognitiven Leistungen. Weiterhin konnte gezeigt werden, dass Heimeinweisungen durch die Substanz verzögert werden können. hel

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