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Berichte
LAV Sachsen-Anhalt: 350 000 Unterschriften
In seinem Lagebericht hob Vocke die zentrale Rolle der Gesundheitspolitik im Bundestagswahlkampf hervor. Der "Runde Tisch" habe nur hinsichtlich der Prävention einen Konsens geschaffen und sei ansonsten eine Kulisse geblieben, die Gesundheitspolitik sei mit einem Scherbenhaufen zu vergleichen.
Dem steht der Erfolg der "Initiative pro Apotheke" gegenüber. Wie erst kurz vor der Veranstaltung ermittelt wurde, haben 506 Apotheken (von 584) in Sachsen-Anhalt 305 235 Unterschriften gesammelt, d. h. durchschnittlich über 600 Unterschriften pro Apotheke. Im ganzen Land mit etwa 2,59 Mio. Einwohnern kamen etwa 350 000 Unterschriften zusammen, d. h., etwa 13% der Bevölkerung haben unterschrieben.
Gesundheitspolitik und ihre Folgen
Als positive Entwicklung im Gesundheitswesen beschrieb Vocke den jüngsten Konsens zum elektronischen Rezept bzw. zur elektronischen Gesundheitskarte, der im Laufe der nächsten Jahren mit Leben gefüllt werden müsse und den Apotheken als Grundlage für die Pharmazeutische Betreuung dienen werde. Modellversuche seien hierzu bereits kurzfristig zu erwarten. Ein Beispiel bildet das Konsensmodell für Salzgitter von KV, BKK und LAV Niedersachsen.
Die Aut-idem-Regelung bringt nach Auffassung von Vocke bei derzeitigen Preisen keine bedeutenden Einspareffekte. In Sachsen-Anhalt würden etwa 4,9% des Arzneimittelumsatzes auf die derzeit zu substituierenden Wirkstoffe entfallen, nur etwa 2,8% seien substituierbare Arzneimittel in den beiden oberen Preisdritteln. Die Abstände zur Preisgrenze seien dabei oft nur gering. Viel stärkere Effekte sind dagegen zu erwarten, wenn die erwartete Abwärtsspirale der Preise einsetzt. Wegen der absehbaren Preisänderungen würden künftig immer wieder andere Arzneimittel abzugeben sein – mit entsprechenden Folgen für die Compliance.
Andererseits sollten sich Apotheker nicht durch Schreiben von der Pharmaindustrie verunsichern lassen, dass bestimmte Arzneimittel nicht substituiert werden dürften. Stattdessen sollten sich Ärzte und Apotheker auf den gemeinsamen Informationsveranstaltungen der KV und des LAV Sachsen-Anhalt informieren. Apotheker sollten Ärzte in der Nachbarschaft auf diese Veranstaltungen hinweisen. Die Ärzte würden bei diesem Thema zunehmend nachdenklich, da ihnen ein Aut-idem-Ausschluss angelastet würde, wenn sie die Richtgrößen überschreiten.
An der Reimportquote kritisierte Vocke insbesondere den unangemessenen Verwaltungsaufwand, der die gewünschte Ersparnis übertreffe. Sachsen-Anhalt erfülle im Durchschnitt bereits die 7%-Quote, die erst für 2003 vorgesehen ist, einige andere Länder lägen schon jetzt darüber.
Politische Arbeit im Land
Bei der Verbandsarbeit auf Landesebene sei das Bündnis für Gesundheit hervorzuheben. Hier würden die Gesundheitsberufe ihre Gemeinsamkeiten betonen. Dies habe im Landtagswahlkampf zu guten Kontakten, insbesondere zum neuen Ministerpräsidenten, geführt.
Beim Runden Tisch für Sachsen-Anhalt sei es mit den aussagekräftigen Daten des Norddeutschen Apothekenrechenzentrums (NARZ) gelungen, die Front der Krankenkassen aufzubrechen, was auch zu einer guten gemeinsamen Basis mit der KV geführt habe. Die allgemein als glaubwürdig geltenden Zahlen des NARZ seien sogar in den Schiedsspruch für die Festlegung der Richtgrößen eingegangen.
Modellprojekt als Einstieg ins Disease Management
Sehr positiv ist das Diabetes-Modellprojekt verlaufen. Im Jahr 2001 haben 101 Apotheken 12 920 Belege über Leistungen an das NARZ geliefert, um diese dort erfassen zu lassen.
Blutdruck und Blutzucker wurden jeweils mehr als 5000-mal gemessen (Mehrfachnennungen auf einem Beleg sind möglich). Zu den weiteren erfassten Leistungen gehören z. B. Zuweisungen zum Arzt, Umgang mit arzneimittelbezogenen Problemen, Hilfsmitteleinweisungen, Ernährungsberatungen und Ermittlung des Body-Mass-Index. Die 688 Zuweisungen zum Arzt bedeuten, dass so viele Personen auffällig waren, aber andernorts nicht erfasst wurden.
Vocke betonte, dass diese Leistungen sicher auch in anderen Apotheken erbracht würden, doch hier könne es nun belegt werden. Das Projekt habe mittlerweile zu einem Vertragsangebot an die AOK Sachsen-Anhalt geführt, die ein Jahr lang exklusiver Vertragspartner sein wolle. Die Versicherten würden dann Gutscheine für Screeninguntersuchungen erhalten, die die Apotheken bei der AOK im Rahmen eines Modellversuches abrechnen könnten. Als Honorar seien 3 Euro für eine Blutzuckermessung, 1 Euro für eine Blutdruckmessung und 5 Euro pro Quartal für das Medikationsprofil angedacht.
Das Projekt, das im Zusammenhang mit der Pharmazeutischen Betreuung begonnen wurde, könne möglicherweise in ein Disease Management Programm für Diabetes münden, vorzugsweise als Modul für die Identifikation von Diabetikern. Der Vorteil der Apotheken bei solchen Screeningmaßnahmen liege in der flächendeckenden Umsetzung und in der niedrigen Hemmschwelle im Vergleich zu Arztbesuchen. Über die Aktivitäten des LAV Sachsen-Anhalt wird auch bei den Wirtschaftstagen berichtet, die am 18. und 19. Oktober in Halle stattfinden.
Neuer LAV-Vorstand
Im Rahmen der Mitgliederversammlung trat auch der neugewählte erweiterte Vorstand mit den Vertretern aus 23 Kreisen zusammen, um den neuen LAV-Vorstand zu wählen.
Als Vorsitzender wurde Knut Vocke, Tangerhütte, wiedergewählt. Erster und zweiter stellvertretender Vorsitzender sind Mathias Arnold und OPhR Konrad Riedel. Als weitere Vorstandsmitglieder wurden Dr. Uta Ader und Hartmut Valdiek bestätigt und als neues Vorstandsmitglied Gert Fiedler gewählt.
Ersatzmitglieder des Vorstands sind Konstanze Friedrich und Dr. Jens Prantz. Die bisherigen Vorstandsmitglieder Dr. Bärbel Pfeiffer und Margit Wurlitzer hatten nicht wieder kandidiert. Vocke bedankte sich bei den ausscheidenden Mitgliedern des Vorstandes und des erweiterten Vorstandes für die geleistete Arbeit.
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