Berichte

AK Bremen: Vorstand wird jünger und weiblicher

Zur Kammerversammlung in Bremen mit Neuwahl des Vorstandes und verschiedener Ausschüsse fanden sich am 18. März 2002 rund 80 Apothekerinnen und Apotheker ein. Als besonderer Gast des Abends war Johannes Metzger, Präsident der Bayerischen Apothekerkammer und BAK-Präsident, eingeladen worden, der die Gelegenheit nutzte, die derzeitige Situation der Institution Apotheke darzustellen, und der den Kolleginnen und Kollegen Mut für die Zukunft machte.

Bericht zur Lage

Zu Beginn ging Dr. Klämbt, bisheriger und auch zukünftiger Präsident der Bremer Apothekerkammer, in seinem Bericht zur Lage insbesondere auf die Bremer Situation ein, was die illegalen Versandhandelspraktiken einiger Krankenkasse betrifft. In diesem Zusammenhang stellte er kurz die ABDA-Kampagne gegen den Versandhandel vor. Zweites Hauptthema seines Berichtes war die Öffentlichkeitsarbeit der Kammer, die im vergangenen Jahr einen Ausschuss für PR gegründet hat.

Homepage und QM-System

Anschließend stellte Dr. Michael Cramer, Geschäftsführer der Apothekerkammer Bremen, den neuen Internetauftritt der Apothekerkammer vor und rief die Kolleginnen und Kollegen auf, vom passwortgeschützten Bereich der Homepage intensiveren Gebrauch zu machen. Außerdem berichtete er vom Stand der Dinge bei der Umsetzung des Qualitäts-managementsystems, das in Form eines kammereigenen Zertifikates auf der Basis von DIN EN ISO 9001:2000 konzipiert ist.

Hier finden am 13. und 14. April die Auftaktveranstaltungen statt, zu denen der Apothekenleiter sowie der QM-Beauftragte der Apotheke eingeladen sind. Nach dieser Auftaktveranstaltung finden vier Qualitätszirkel (davon drei obligatorisch) statt, die der Schulung und dem Erfahrungsaustausch dienen sollen. 18 Monate nach der Auftaktveranstaltung soll das Handbuch eingereicht werden; die Frist wurde deshalb gewählt, um den Prozess konzentriert zu halten und ein Versanden zu verhindern. Das Zertifikat gilt drei Jahre, die Gesamtkosten des QM-Paketes betragen 2250 EURO.

Viele Wahlen

Nach weiteren Berichten zur Fortbildung für Apothekerinnen und Apotheker sowie für PTA und PKA, bei denen auch die Frage nach der Zertifizierung von Fortbildung kurz gestreift wurde, fand die Wahl zum Kammervorstand statt. Gewählt wurden als neuer "alter" Präsident Dr. Richard Klämbt, seine Stellvertreterin wird zukünftig Christa Kenyeressy sein. Weitere Vorstandsmitglieder sind: Ulrike Stutz, Dr. Jürgen Graumann, Gerd Welge (Bremerhaven), Doris Gresselmeyer, Insa Heyde, Rainer Dubbels (KH-Apotheker aus Bremerhaven), Ute van Hove (Bremerhaven) und Antje Eicker. Außerdem wurden die Mitglieder von Verwaltungsausschuss, Schlichtungs- und Wahlausschuss neu gewählt.

Freier Heilberuf in Frage

Vor Bekanntgabe des Wahlergebnisses ging Johannes Metzger auf "Die Position des Apothekers im Gesundheitswesen" ein. Er machte den Kolleginnen und Kollegen Mut, alles zu tun, nur nicht aufzugeben. Mit in Bremen leicht ungewohntem süddeutschem Akzent und sehr eloquent beleuchtete er die Frage der Freiberuflichkeit, die derzeit allenthalben angekratzt wird, aber einer Bürgergesellschaft gut zu Gesicht steht. Den Apotheker wird es weiterhin geben, so prognostizierte er, aber ob in Form eines freien, selbst verwalteten Freiberuflers, das ist heute in Frage gestellt.

Kapital statt Gemeinwohl

Eigenverantwortlich tätige, freie Apotheker halten jedoch den Verbraucherschutz aufrecht und stellen ihre persönlichen Interessen zum Wohle der Bevölkerung zurück. Die von der Regierung, aber auch von Teilen der Opposition gewünschte Marktveränderung in Richtung freier Wettbewerb von Kapitalgesellschaften stellt jedoch nicht das Gemeinwohl an erste Stelle, sondern die Rentierlichkeit des eingesetzten Kapitals. Metzger zeigte auf, wer von den Beteiligten für und wer gegen eine solcher Marktveränderung ist. So sehen z. B. auch die Verbraucherschutzverbände ausschließlich den Preis als einziges Kriterium, Qualität spielt offenbar keine Rolle mehr.

Folgen des Versandhandels

Immerhin hat das Versteckspiel nun ein Ende: Ulla Schmidt hat sich deutlich für die Aufhebung des Versandhandelsverbotes ausgesprochen und damit gleichzeitig das gesamte Gefüge der Arzneimittelpreisfindung zur Disposition gestellt. Die ABDA wird weiterhin am Runden Tisch teilnehmen und dort ihre Position gegen Versandhandel vertreten. Noch gibt es keinen Gesetzentwurf, sondern nur eine Absichtserklärung, und die ABDA setzt alles daran, den Versandhandel, der die Arzneimittelversorgung strukturell und qualitativ verändern würde, zu verhindern.

In dessen Folge würde nämlich der Verbraucherschutz in Frage gestellt werden, es droht der Verlust von Arbeitsplätzen, die Freiberuflichkeit wäre bedroht, und es würden Anbieteroligopole mit der Folge von Preissteigerungen entstehen. Außerdem gäbe es keinen Kontrahierungszwang mehr, keinen Notdienst und keine Individualrezepturen. Die Arzneimittelsicherheit mit ihrem System aus Stufenplanverfahren, Chargenrückrufen und Gefährdungshaftung wäre bedroht.

Aktion der ABDA gegen Versandhandel

Metzger rief die Kolleginnen und Kollegen auf, die täglich mehr als 3,5 Mio. Kundenkontakte in Apotheken zu nutzen und sich bei der Unterschriftenaktion der ABDA zu beteiligen. Jede Apotheke müsste dem Patienten klar machen, dass ihm etwas weggenommen wird, nämlich das bewährte System der Arzneimittelversorgung. Bisher wird dem Patienten nur suggeriert, dass er etwas bekommt (Geld). Außerdem sollte jede Apothekerin und jeder Apotheker mit den Politikern vor Ort sprechen und ihnen die Folgen klar machen, denn die Opfer werden Patienten sein, die keine Wahl haben, ob sie krank sind oder nicht.

Metzger rief den Berufsstand zu Geschlossenheit auf, denn irgendwann sind alle Argumente ausgetauscht, und nach Berlin marschieren könne man schließlich auch nicht beliebig oft. Nur bei innerer Einigkeit haben die Apotheker die nötige Durchschlagskraft. Der ABDA mangele es nicht an Kampfgeist, und es bestehen nach wie vor gute Chancen, den Kampf um die Zukunft zu gewinnen.

Zum Schluss

Nach dieser teils optimistischen, teils auch wenig erfreulichen Positionsbestimmung blieb der Kammerversammlung nichts weiter zu tun außer einigen Formalien und der Wahl der Rechnungsprüfer und einer Delegierten zum deutschen Apothekertag in Berlin.

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