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Pharmagroßhandel: Kapitalerhöhung bei Gehe
Die Gehe AG wird mit diesem Schritt das Grundkapital um nominal 31,1 Millionen auf 217,7 Millionen Euro aufstocken. Der Bezugspreis der Aktien wird derzeit noch nicht genannt, soll jedoch nach Aussage des Vorstandsvorsitzenden "attraktiv" sein. Die Aktien werden in der Zeit vom 8. bis 22. April zur Zeichnung angeboten. "Nach sieben Jahren nehmen wir erstmals wieder eine Erhöhung des Eigenkapitals vor und sorgen damit dafür, dass wir die Aktionäre – anstelle der Banken – am Erfolg beteiligen", kommentierte Dr. Fritz Oesterle diesen Schritt. Das daraus gewonnene Kapital soll in weitere Expansionen sowohl im Einzelhandel als auch im Pharmagroßhandel fließen. So will man eine durchschnittliche Zahl von 250 Apotheken-Zukäufen pro Jahr erreichen.
Im Jahr 2001 hat der Konzern in Italien, Irland, Belgien, den Niederlanden und Norwegen insgesamt 318 Apotheken gekauft und seine Einzelhandelskette auf 1721 Filialen aufgestockt. In Norwegen erwarb die Gehe den dort größten Arzneimittelgroßhändler NMD. Trotz der insgesamt erfolgreichen wirtschaftlichen Zahlen musste Oesterle eingestehen, dass der Marktanteil des Konzerns in Deutschland von 19,2 auf 18,7 Prozent sank: "Den Rohertrag zu verbessern, heißt immer auch die Rabatte leicht abzubauen und damit einzelne Kunden unzufrieden zu machen. Aber das Austarieren zwischen diesen beiden Größen gehört zum normalen Geschäft und ist immer mit gewissen Schwierigkeiten verbunden."
Der Konzernumsatz ist im Jahre 2001 um 10,6 (im Vorjahr 10,2) Prozent auf fast 17 Milliarden Euro gestiegen. Im Pharmagroßhandel verbesserte sich das Ergebnis vor Steuern um 9,5 Prozent auf 240 Millionen Euro. Im Apothekengeschäft konnte ein Wachstum um fast 50 Prozent auf 56 Millionen Euro verbucht werden. Die gesamten Investitionen beliefen sich auf 530 Millionen Euro, wobei die Stuttgarter davon 360 Millionen auf Akquisitionen verwendeten.
Konzern von nationalen Entwicklungen unabhängig
Dr. Fritz Oesterle erläuterte die Gesamtstrategie des Konzerns mit folgenden Worten: "Mit den beiden Geschäftssäulen Großhandel und Apotheken sind wir von der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung relativ unabhängig. Der Bedarf an Arzneimitteln folgt eben keiner gesamtkonjunkturellen Logik. Im Gegensatz zur allgemeinen konjunkturellen Entwicklung, die in den Industrieländern regelmäßig nicht auf ein einzelnes Land begrenzt bleibt, entwickeln sich die Gesundheitsmärkte – auch in Europa – nach wie vor und in absehbarer Zukunft sehr unterschiedlich. Die Entwicklung eines nationalen Arzneimittelmarktes ist ohne Indikation für die Entwicklung der benachbarten Arzneimittelmärkte. Dadurch, dass wir mit unserem Großhandel und mit unserem Apothekengeschäft in einer Vielzahl von europäischen Ländern vertreten sind, sind wir gegen Entwicklungen in einzelnen, nationalen Arzneimittelmärkten relativ immun." Auch die veränderte Situation im Hinblick auf die Aut-idem-Regelung zeitige für Gehe "keinen Effekt".
In Bezug auf die Spar-Diskussion im Gesundheitswesen zeigte sich der Vorstand äußerst kritisch: "Mir scheint das Getöse, mit dem solche Maßnahmen diskutiert werden, häufig umgekehrt proportional zu den Effekten, die dann tatsächlich beim Kostenträger ankommen. Die Heftigkeit dieser Diskussion und ihr tatsächliches Ergebnis für die gesetzlichen Krankenkassen erinnern mich sehr stark an einen schwangeren Elefanten, der eine Maus gebiert. Dies ist umso ärgerlicher, als das Ergebnis solcher Diskussionen die einzelnen Marktbeteiligten belastet, aber – wenn überhaupt – zu einer in Summe allenfalls unwesentlichen Entlastung der gesetzlichen Krankenversicherung und der Beitragssätze führt. Dazu muss man sich nur einmal vor Augen führen, dass etwa eine Milliarde Euro an Einsparungen gerade mal einen Zehntel-Beitragspunkt ausmacht.
Ärgerlich sind solche Ergebnisse aber auch deshalb, weil sie nur flickschusterhaft an irgendwelchen Symptömchen herumkurieren, ohne wirklich etwas in Sachen GKV-Entlastung zu bewirken. Die gegenwärtige, flächendeckende, jederzeit und auf hohem Niveau stehende Versorgung mit Arzneimitteln durch Apotheken ist nicht aufrecht zu erhalten, wenn man rosinenpickende Geschäftemacherei zulässt."
Von der Diskussion um die Versandhandelsapotheke fühlt sich Dr. Oesterle regelrecht "genervt" und versprach, dass der Gehe-Konzern auch bei einer gesetzlichen Änderung sich nicht am Versandhandel beteiligen werde, zumal dies kein erfolgreiches Geschäftsfeld sei.
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