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75 Jahre Bayerische Apothekerversorgung: Ein "Schmuckstück" für den Berufsstan
Beckstein würdigte das Engagement der Gründerväter der Bayerischen Apothekerversorgung, die im Jahr 1925 die Bayerische Apothekerversorgung ins Leben riefen. Damals hätten sich die angesehensten Männer des Berufsstands der Apotheker - neben Apotheker Dölger und Pharmazierat Lessmüller vor allem die Apotheker, Dr. König, Dischinger, Burkart und Duschl - für die Schaffung der Bayerischen Apothekerversorgung eingesetzt. Zusammen mit der kurz zuvor gegründeten Bayerischen Ärzteversorgung bestanden die beiden Versorgungswerke ihre Bewährungsproben in den beiden Weltkriegen und während der Inflation, insbesonere als die Umstellung von der Reichsmark auf die DM möglich war und zwar im Verhältnis 1:1und nicht 10:1. In einem Kraftakt sei es den Ende der 50er-Jahre für die Bayerische Apothekerversorgung Verantwortlichen gelungen, auch den angestellt tätigen Mitgliedern berufsständischer Versorgungswerke die Befreiung von der Versicherungspflicht in der gesetzlichen Rentenversicherung zugunsten ihres Versorgungswerks zu ermöglichen. Damit konnte die Apothekerversorgung eine vollwertige Ersatzeinrichtung für die gesetzliche Rentenversicherung werden, sie erhielt sogar Vorrang vor dieser. Allerdings, so erwähnte Beckstein, habe es auch immer wieder Versuche gegeben, diese Vorrangstellung zu ändern. Mittlerweile habe sich die Bayerische Apothekerversorgung zu einem stattlichen Versorgungswerk entwickelt, von anfänglich 1340 Mitgliedern zu einer heutigen Mitgliederzahl von 25000.
Anschluss weiterer Länder
Dem Bayerischen Apothekerversorgungswerk haben sich mittlerweile durch Staatsvertrag die Länder Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Saarland angeschlossen. Die wirtschaftliche Situation des Bayerischen Versorgungswerkes könne sich sehen lassen, so Beckstein: Die Kapitalanlagen zur Sicherung der Rentenanwartschaft betrügen derzeit rund 7 Mrd. DM, was bei einer Durchschnittsrendite von etwa 6,4 % jährlich Erträge von 450 Mio. abwerfe. Ein Betrag, der über den Beitragseinnahmen liege.
Unter dem Dach der Bayerischen Versorgungskammer
Beckstein lobte auch die Bayerische Versorgungskammer, der die Bayerische Apothekerversorgung zusammen mit elf weiteren Versorgungswerken verkammerter Berufe angehöre, als wichtigen Wirtschaftsfaktor für München und für Bayern insgesamt. Als größte öffentlich-rechtliche Versorgungsgruppe in Deutschland sei die Bayerische Versorgungskammer Dienstleistungs- und Kompetenzzentrum für die berufsständische und kommunale Altersversorgung. Die zwölf selbstverwalteten Versorgungseinrichtungen nutzen die Bayerische Versorgungskammer als Geschäftsführungs- und Vertretungsorgan und profitieren so von den Synergieeffekten einer gemeinsamen Verwaltung. Die Bayerische Versorgungskammer selbst ist eine Behörde des Freistaats Bayern und ging im Jahre 1995 als "Bayerische Versicherungskammer-Versorgung" aus der Bayerischen Versicherungskammer hervor. Geleitet wird die Bayerische Versorgungskammer von einem Vorstand. Als Normsetzungs- und Kontrollorgan fungiert für jedes einzelne Versorgungswerk ein aus dem jeweiligen Mitglieder- und Versichertenkreis gebildeter Verwaltungsrat (Landesausschuss, Vertreterversammlung), dessen Mitglieder ehrenamtlich tätig sind. Der Verwaltungsrat, so erklärte es Beckstein, beschließt unter anderem die Richtlinien der Versorgungspolitik, die Satzung und die Entlastung der Geschäftsführung. In gemeinsamen Geschäftsführungsangelegenheiten der Versorgungseinrichtungen wirkt der Kammerrat mit. Dieser Beirat besteht aus insgesamt 17 ehrenamtlich tätigen Vertreterinnen und Vertretern aller von der Bayerischen Versorgungskammer verwalteten Versorgungseinrichtungen.
Beckstein legte Wert auf die Feststellung, dass die Versorgungskammer eine solidarische Altersversorgung sei und keine private Lebensversicherung. Aufgrund der Struktur aus Selbstverwaltung und Behörde blieben öffentlich- rechtliche Kontrollmechanismen erhalten. Er unterstrich auch den Vorteil des Verbundes der zwölf selbstverwalteten Versorgungseinrichtungen: dadurch könnten sich diese Einrichtungen Systeme leisten, beispielsweise hinsichtlich Bankenmanagement, Verwaltung der Immobilienbestände, der Finanzmathematik und des Controllings, die sie sich einzeln nicht leisten könnten.
Während die allgemeine Rentenversicherung aufgrund des demografischen Problems (Geburtenrückgang, immer mehr Rentner) vor großen Problemen stehe, und eine zusätzliche private Altersvorsorge in Erwägung gezogen werden müsse, da die gesetzliche Rente nicht mehr ausreiche, hätten die berufsständischen Versorgungswerke das Problem dadurch gelöst, dass sie vollständig auf Kapitaldeckung umgestellt hätten. Die Altersvorsorge sei für alle, die in berufsständische Versorgungseinrichtungen versichert seien, gesichert. Gerade die Bayerische Apothekerversorgung sei ein Schmuckstück für den Berufsstand. Sie sei unabhängig von demografischen Problemen, "solide, seriös und zukunftssicher", so der bayerische Staatsminister des Innern. Er werde sich gegen Versuche der Politik einsetzen, die die Angehörigen der Versorgungswerke zurück in die Rentenversicherung holen wollten.
Grußworte
Der Präsident der Bayerischen Landesapothekerkammer, Johannes Metzger, freute sich darüber, dass so viele Ehrengäste der Einladung zur Jubiläumsfeier gefolgt seien.
Dr. Hartmut Schmall, Präsident der Bundesapothekerkammer, lobte in seinem Grußwort die gute Zusammenarbeit der Länder Bayern, Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Saarland im Rahmen der Bayerischen Apothekerversorgung. Dadurch entstünden Synergieeffekte, die sich für alle Beteiligten positiv auswirkten.
Grüße der Apothekerversorgung von Thüringen und Sachsen überbrachte Hans Knoll, Präsident der Sächsischen Apothekerkammer. Er sprach seinen Dank aus für die Hilfe zur Selbsthilfe bei der Etablierung der Apothekerkammern in den neuen Bundesländern und der Versorgungswerke.
Deutlich machte Prof. Dr. Rolf Bialas, Vorsitzender des Vorstands der Arbeitsgemeinschaft berufsständischer Versorgungseinrichtungen (ABV), in seinen Grußworten darauf aufmerksam, dass die verkammerten Berufe bei der ersten Rentenreform 1957 nicht aus der Solidargemeinschaft geflohen seien, man habe sie vielmehr "hinausgeschmissen", da man damals davon ausging, dass sie ein erhöhtes Risiko darstellten. Der von Seiten mancher Politiker immer wieder vorgebrachte Vorwurf, man sei nicht solidarisch gewesen, entpuppe sich somit als Lüge. Vor diesem Hintergrund sei es auch erfreulich, dass der vor kurzem von der SPD gestellte Antrag, alle bei Versorgungswerken versicherten Angestellte in die gesetzliche Rentenversicherung zurückzuholen, abgeschmettert werden konnte. Hierfür habe man gute Argumente anführen können. So sei es ein Irrsinn zu glauben, durch die Einbeziehung dieser Angestellten die gesetzliche Rentenversicherung sanieren zu wollen. Hilfe sei auch von einem Gutachten gekommen, das darauf hinwies, dass Versorgungswerke vom Grundgesetz gedeckt seien. Dennoch gelte es, wachsam zu bleiben. Die Arbeitsgemeinschaft berufsständischer Versorgungseinrichtungen werde sich weiter bemühen, ein Schild zu sein gegen Angriffe, die Versorgungswerke kaputt machen wollten.
Zu den tragenden Prinzipien der Bayerischen Versorgungswerke gehörten Eigenverantwortung, Selbstverantwortung und Selbstgestaltung - dies hob Gerhard Luther, Vorsitzender des Bayerischen Versorgungskammer, in seinen Grußworten hervor. Voll und ganz stehe er hinter der Dualität der beiden Organe, die ein Versorgungswerk führten, nämlich dem Vorstand auf der einen Seite und dem Landesausschuss, der ehrenamtlich tätig ist, auf der anderen Seite. Die Bayerische Versorgungskammer ist dabei eine dem Bayerischen Staatsministerium des Innern nachgeordnete Staatsbehörde, die in ihrer Geschäftsführungstätigkeit jedoch keinen staatlichen Weisungen unterliegt. Das Zusammenwirken zwischen Verwaltung (Bayerische Versorgungskammer) und den Organen der berufsständischen Selbstverwaltung sei maßgeblich für den Erfolg der Versorgungswerke mit verantwortlich.
Am 24. Oktober lud die Bayerische Apothekerversorgung anlässlich ihres 75-jährigen Bestehens zu einer Jubiläumsfeier in den Festsaal des Münchner Künstlerhauses. In Anwesenheit zahlreicher Ehrengäste, Vorstände von Kammern und Verbänden lobte der bayerische Staatsminister des Innern, Dr. Günther Beckstein, in seiner Festrede die Entwicklung der Bayerischen Apothekerversorgung zu einem stattlichen Versorgungswerk und unterstrich angesichts der Probleme in der allgemeinen Rentenversicherung die Bedeutung der berufsständigen Altersversorgung.
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