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Arzneimittel und Therapie
Menstruelle Migräne: Schwere Migräneattacken zu vorhersehbarem Zeitpunkt
Als menstruelle Migräne bezeichnet man eine Migräne mit oder ohne Aura, die im zeitlichen Zusammenhang mit der Menstruation steht. Am häufigsten beginnen die Attacken zwei Tage vor Einsetzen der Menstruation. Durchaus üblich ist ein diskontinuierlicher Verlauf, bei dem die Migräne zunächst abebbt, gegen Ende der Menstruation aber wieder auftritt. Menstruelle Migräneattacken sind häufig schwere, lang andauernde Attacken. Die Prävalenz der menstruellen Migräne (Häufigkeit zu einem gegebenen Zeitpunkt) liegt einer Untersuchung zufolge bei knapp 8 Prozent.
Auslassversuch bei Pilleneinnahme
Bei Frauen mit menstrueller Migräne, die eine Pille einnehmen, kann für drei bis sechs Monate ein Auslassversuch unternommen werden. Auch das Umstellen der hormonellen Kontrazeption (egal in welche Richtung; hier muss man individuell ausprobieren) ist einen Versuch wert. Migränepatientinnen, die eine Pille einnehmen, sollten unbedingt das Rauchen aufgeben: Das Schlaganfallrisiko ist insbesondere bei Migränepatientinnen mit Aura drastisch erhöht. In einem Punkt kann man Migränepatientinnen beruhigen: Kontrazeptiva beeinflussen die Akuttherapie und Prophylaxe der Migräne nicht.
Versuch mit Kurzzeitprophylaxe
Frauen mit menstrueller Migräne sind definitionsgemäß nicht prophylaxepflichtig, da sie ja meist nur eine Migräneattacke pro Monat haben. Dennoch kann eine Kurzzeitprophylaxe mit einem Analgetikum und/oder perkutanem Östrogen versucht werden: Zwei Tage vor dem zu erwartenden Kopfschmerz bis maximal zwei Tage nach Ende der Menstruation werden zweimal täglich 250 mg Naproxen (bei Nichtansprechen zweimal täglich 500 mg bzw. zweimal täglich 1 g) eingenommen. Bei Unwirksamkeit des Analgetikums kann auf perkutanes Estradiol (Estraderm TTS Pflaster) übergegangen bzw. damit kombiniert werden. Zwei Tage vor dem zu erwartenden Kopfschmerz wird ein Pflaster (75 oder besser 100 µg) auf den Oberarm geklebt und nach dreieinhalb Tagen gewechselt.
Akuttherapie zum Beispiel mit Triptanen
Viele Frauen benötigen zusätzlich eine Akuttherapie ihrer menstruellen Migräne. Üblicherweise eingesetzt werden nichtsteroidale Antirheumatika, Ergotamine und Triptane. Triptane empfehlen sich bei lang anhaltenden, intensiven Attacken. Im Gespräch mit der Patientin sollte der Arzt Höchstgrenzen pro Attacke und pro Monat festlegen. Eine schlechte Nachricht für viele menstruelle Migränepatientinnen: In der Postmenopause verschwindet die Migräne nicht unbedingt. Einer Untersuchung zufolge ist knapp die Hälfte der Frauen weiterhin von Migräne betroffen.
Kastentext: Die Hormone sind schuld
Die weiblichen Hormone sind ursächlich an der menstruellen Migräne beteiligt. Hierfür sprechen folgende Tatsachen:
- Migräne betrifft vor der Pubertät genauso viele Mädchen wie Jungen. Nach der Pubertät ist das Geschlechterverhältnis 3 zu 1.
- Kontrazeptiva beeinflussen den Verlauf der menstruellen Migräne; meist verschlechtern sie ihn.
- In der Schwangerschaft, speziell nach dem ersten Trimenon, sind Migränepatientinnen häufig weitgehend beschwerdefrei.
- Perkutan gegebene Östrogene wirken prophylaktisch bei menstrueller Migräne.
Quelle: Dr. Astrid Gendolla, Essen, Workshop "Moderne Konzepte der Migränetherapie", Frankfurt, 4. März 2000, veranstaltet von 3M Medica, Borken.
Viele Frauen mit menstrueller Migräne haben schwere und lang anhaltende Migräneattacken, die meist zwei Tage vor Einsetzen der Menstruation beginnen. Ihnen helfen Kurzzeitprophylaxe und Akuttherapie. Bei jeder zweiten Patientin besteht die Migräne auch über die Wechseljahre hinaus.
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