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Arzneimittel und Therapie
Insulin lispro plus Verzögerungsinsulin
Die kürzlich veröffentlichten Ergebnisse der UK-Prospektive-Diabetes-Study (UKPDS) bestätigten, was aufgrund epidemiologischer Daten längst bekannt war: Eine verbesserte Therapie des Typ-II-Diabetikers senkt die Folgeschäden, insbesondere Arteriosklerose und Herzinfarkt, drastisch. Zu einer optimalen Therapie gehören
- die Normalisierung von Blutdruck- und Lipidwerten,
- Abbau von Übergewicht und
- der Verzicht auf das Rauchen.
Im Mittelpunkt aber steht die optimale Einstellung des Blutzuckers mit dem Ziel, den HbA1c-Wert unter 7% zu halten. Für viele Typ-II-Diabetiker bedeutet dies, sich von der Tablette zu verabschieden und mit der Spritze anzufreunden. Gerade hohe postprandiale Blutzuckerspitzen lassen sich mit oralen Antidiabetika nur unzureichend einstellen. Und sie scheinen, so haben aktuelle Untersuchungen ergeben, das Risiko erhöhter HbA1c-Werte und damit auch kardiovaskulärer Folgeerkrankungen deutlich zu erhöhen. In einer Konsensus-Konferenz der European Diabetes Policy Group wurden deshalb postprandiale Blutzuckerwerte zwischen 136 und 160 mg/dl gefordert. Diese lassen sich häufig nur durch eine Insulintherapie erreichen.
Spritz-Ess-Abstand ade!
Typ-II-Diabetiker werden inzwischen meist mit fixen Kombinationen aus Normal- und Verzögerungsinsulin behandelt. Die Probleme dieser Mischinsuline liegen auf der Hand: Die Wirkung von Normalinsulin setzt etwa 30 Minuten nach der Injektion ein. Deshalb muss ein Spritz-Ess-Abstand von 30 bis 45 Minuten eingehalten werden. Außerdem überschneidet sich die Wirkung von Normal- und Verzögerungsinsulin. Die Gefahr von Hypoglykämien, insbesondere während der Nacht, steigt. Wird dagegen ein sehr kurz wirksames Insulin wie Insulin lispro mit einem Verzögerungsinsulin kombiniert, ist die Überlagerung der Insulinwirkung und damit das Hypoglykämierisiko deutlich geringer.
Ein weiterer Vorteil: Da Insulin lispro sofort wirkt, entfällt der Spritz-Ess-Abstand. Der Insulin-Mix kann deshalb unmittelbar vor den Mahlzeiten gegeben und damit der verzehrten Mahlzeit direkt angepaßt werden. Dies bringt vor allem Vorteile bei älteren Patienten, die sich nicht mehr selbst versorgen können.
Die neuen Insulin-Mischungen vereinfachen jedoch nicht nur die Therapie, sondern verbessern auch die Stoffwechselsituation. Verschiedene Studien zeigten, daß sich das Blutzucker-Tagesprofil unter den Humalog-Mischungen glättete. Insbesondere die postprandialen Blutzuckerwerte, die zwei Stunden nach dem Essen gemessen wurden, konnten deutlich gesenkt werden. Das Risiko einer Hypoglykämie, für Typ-II-Diabetiker oft ein Argument gegen die Insulintherapie, ging in einzelnen Patientengruppen zurück.
Ideal für pflegebedürftige Diabetiker
Wegen ihrer Vorteile gelten die neuen Insulin-Mischungen für folgende Typ-II-Diabetiker als besonders geeignet:
- jüngere Patienten mit einem geregelten Tagesablauf und bereits durchgeführter Mischinsulintherapie,
- ältere Patienten, die nicht mehr in der Lage sind, sich Insulin selbst zu spritzen,
- Patienten, die durch einen ambulanten Pflegedienst betreut werden und extern, beispielsweise über "Essen auf Rädern" mit Mahlzeiten versorgt werden,
- demente Patienten,
- Patienten, die Angst vor nächtlichen Hypoglykämien haben.
Quelle
Prof. Dr. Eberhard Standl, München, Dr. Michael E. Trautmann, Hamburg, Dr. Gerhard- W. Schmeisl, Bad Kissingen, Einführungspressekonferenz "Einfach, praktisch, gute Blutzuckerkontrolle: Humalog(r) Mischungen", München, 8. Dezember 1998, veranstaltet von Lilly Deutschland GmbH, Bad Homburg.
Dr. Beate Fessler, München
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