Feuilleton

Jahrhundertwenden (Ausstellung)

Das Badische Landesmuseum in Karlsruhe zeigt bis zum 7. Mai 2000 die Ausstellung "Jahrhundertwenden 1000Ų2000 Ų Rückblicke in die Zukunft". Dokumente und Kunstwerke erinnern an die Hoffnungen, Befürchtungen und Prophezeiungen anlässlich der letzten zehn Jahrhundertwenden. Eine künstlerische Installation leitet den Besucher ins 21. Jahrhundert.

Finstres Mittelalter

Ob die Menschen vor 1000 Jahren davor gezittert haben, dass die Welt untergeht, oder ob sie die erste Jahrtausendwende der christlichen Zeitrechnung eher ignoriert haben, ist auf Grund der schlechten Quellenlage umstritten. Auch über die Begleitumstände der folgenden Jahrhundertwenden wissen wir vergleichsweise wenig, doch lassen sich immerhin bestimmte Tendenzen und Akzente erkennen.

Neuzeit

Anders stellt sich die Zeit ab 1500 dar, was wesentlich auf der Erfindung des Buchdrucks beruht. Es war die Zeit der Entdeckungen in Übersee, der Wiederentdeckung der Antike, kurz: des Aufbruchs in die Neuzeit. Es bildete sich allmählich ein Bewusstsein für Geschichte aus und für das Jahrhundert als einen markanten Zeitabschnitt. Folglich war die nächste Jahrhundertwende um 1600 die erste, die als bedeutende Zäsur aufgefasst und als besonderes Ereignis empfunden wurde. Im Jahr 1701 krönte sich der Kurfürst von Brandenburg zum König in Preußen und gründete die Berliner Akademie der Wissenschaften. Da man nach mathematisch korrekter Weise damals der Ansicht war, dass das Jahrhundert mit dem Jahr ...01 beginnt, hatte man diese wichtigen Ereignisse entsprechend terminiert. Das Jahr zuvor war übrigens in den protestantischen Ländern besonders kurz gewesen: Bei der Umstellung vom julianischen auf den gregorianischen Kalender waren im Februar 1700 zehn Tage ausgefallen.

Das 19. Jahrhundert sollte eigentlich vom Geiste der Aufklärung und der Vernunft geprägt sein, aber es begann mit den Kriegen, die nach den revolutionären Umwälzungen in Frankreich ausbrachen. In Frankreich fand die Jahrhundertwende übrigens nicht statt, da man dort nach dem Republikanischen Kalender um 1800 das Jahr VIII zählte. Um 1900 gab es einerseits die pessimistische Stimmung des "Fin de Siècle", andererseits feierte man den Fortschritt der Naturwissenschaften und der Technik und sah optimistisch in die Zukunft. Die Frauen emanzipierten sich, und mit dem Jugendstil entstand ein neues Kunstempfinden.

Keine "Wenden"

Bei der Rückschau auf die Jahrhundertwenden begreift man schnell, dass die wesentlichen Ereignisse gerade nicht in den Jahren mit ...00 oder ...01 stattfanden. Der Fluss der Geschichte "dazwischen" ist auch im Katalog mit wichtigen Daten wiedergegeben. Im Katalog sind alle 350 Exponate beschrieben und größtenteils farbig abgebildet.

Ausstellungsdaten

Ort: Badisches Landesmuseum, Schloss, 76131 Karlsruhe, Tel. (0721) 9266599, Fax 9266537, E-Mail: jahrhundertwenden@landesmuseum.de, www.landesmuseum.de Geöffnet: Bis 7. Mai 2000 Dienstag bis Sonntag 10 bis 18 Uhr. Katalog: 364 Seiten, 39 DM (nur im Museumsshop; Bestellung über Fax oder E-Mail, s.o.).

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.