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Geschichte
B. Uehleke, W. CaesarVinzenz Prießnitz – Zum
Es begann mit einer Selbstheilung
In seinem Heimatdorf, dem kleinen Gebirgsort Gräfenberg bei Freiwaldau in Österreichisch-Schlesien (heute Jeseník in Tschechien [2]), beginnt der Bauernsohn Vinzenz Prießnitz schon in seiner Jugend, Leute aus seiner Nachbarschaft mit kalten Waschungen und Umschlägen zu heilen, nachdem er sich nach zwei Unfällen erfolgreich selbst behandelt hatte [3]. Um sich gegen Verdächtigungen, Anklagen und Verurteilungen wegen Pfuscherei zu schützen, lässt er sich zwischen 1822 und 1832 von seinen Patienten Zeugnisse ausstellen. Dennoch wird ihm 1829 gerichtlich untersagt, Schwämme zum Waschen zu verwenden, da sie von abergläubischen Patienten als Zaubermittel angesehen wurden. In jenem Jahr behandelt er etwa 50 Personen.
Aufnahme des Kurbetriebs
Am 10. April 1830 stellt Prießnitz den förmlichen Antrag auf Errichtung einer Badeanstalt mit zwei Wannen, wobei er vorsichtshalber nicht andeutet, dass es sich um eine Kuranstalt handelt. Die offizielle Erlaubnis zum Betreiben einer Badeanstalt erhält er am 21. Januar 1831 unter der Auflage, dass sie nur zum Zwecke der körperlichen Reinigung und zur Aufnahme einheimischer Gäste dient und von zwei Wundärzten überwacht wird [4].
Tatsächlich beginnt jedoch nun ein geregelter Kurbetrieb. Während anfangs vor allem einfache Leute aus der Umgebung in Gräfenberg Heilung suchen, stellen schon bald von weither angereiste Personen aus dem Adel, dem Offizierskorps, der Beamtenschaft und dem wohlhabenden Mittelstand die Mehrzahl der Kurgäste. 1839 weist die Kurliste 1532 Patienten auf [1].
Im Jahr 1833 wird noch einmal eine Anklage gegen Prießnitz erhoben, jedoch 1837 nach dem positiven Bericht einer regierungsamtlichen Spezialkommission unter dem Medizinervon Türkheim fallen gelassen [4]. Zur wohlwollenden Beurteilung hat wohl auch beigetragen, dass Prießnitz selbst beim österreichischen Kaiserhaus Anerkennung findet. Bereits am 4. Oktober 1826 wurde er zu Erzherzog Anton nach Wien gerufen, und am 25. Januar 1833 unternahm er eine zweite Reise zur Kaiserin-Mutter.
Tagesablauf der Kur
Prießnitz hat keine Werke hinterlassen - er konnte nicht einmal flüssig schreiben -, doch hat er seiner Tochter Sofie 1847 ein "Familien-Wasserbuch" in die Feder diktiert, von dem eine Kopie erhalten ist [1, 7]. Weitere Details zu seiner Heilweise finden wir in zahlreichen Berichten von Zeitgenossen (z.B. [6, 8]). In den 1840er-Jahren sah der typische Tagesablauf eines Kurgastes bei Prießnitz folgendermaßen aus [8]:
- Morgens wird mit Hilfe von wärmenden Bettdecken und reichlichem Wassertrinken ein ausgiebiges Schwitzen herbeigeführt, unmittelbar gefolgt von einem Halbbad, bei dem der Patient in einer großen Wanne mit fließendem kaltem Gebirgswasser 5 bis 10 Minuten bis zum 2. Frost sitzt und dabei zur Anregung der Hautdurchblutung kräftig von einem Badediener frottiert wird.
- Nach einem kräftigen Frühstück wandert der Patient den Berg hinauf und nimmt dort unter einer der angelegten "Douchen" ein "Fall-" oder "Sturzbad", bei dem aus bis zu 6 Metern Höhe ein bis zu armdicker Wasserstrahl auf den mit hochgehaltenem Arm geschützten Kopf stürzt.
- Nach dem ebenfalls sehr kräftigen Mittagessen folgt nochmals Bewegung in frischer Luft (Wanderung oder auch Sägen von Holz) und danach eine weitere Kaltwasseranwendung, je nach Verordnung Halbbad, Sitzbad, Fußbad, Regenduschen oder nasskalte Umschläge.
- Nach dem gemeinsamen Abendessen geht man früh zu Bett und schläft in ungeheizten Räumen bei weit geöffnetem Fenster.
Den ganzen Tag über trinken die Patienten reichlich kaltes Wasser. Im Übrigen herrscht ein konsequent durchgesetztes Verbot von Wein, Bier, Kaffee und auch Arzneimitteln.
Gräfenberg übt seine große Anziehungskraft gerade auf solche Patienten aus, denen die Schulmedizin nicht geholfen hat. Das Spektrum ihrer Krankheiten ist sehr breit, umfasst also auch schwere chronische Leiden, inklusive Syphilis. Lediglich solche Patienten lehnt Prießnitz konsequent ab, die ihm für die Kur zu schwach und "elend" erscheinen. Die Kur dauert einige Wochen, in einigen Fällen auch Monate bis Jahre, was sich jedoch nur Begüterte leisten können, da die Kosten durchaus erheblich sind.
Begründung der Therapie
Viele Zeitgenossen - auch Ärzte, die Prießnitz gegenüber kritisch eingestellt waren - mussten anerkennen, dass dieser "eine nahezu instinktive Sicherheit bei der Wahl der individuell angezeigten Form und Dosierung der Wasseranwendungen bewies" [1]. Dies ist umso erstaunlicher, als er sich bei seiner diagnostischen Beurteilung auf die Reaktionsweise der Haut beschränkte.
Prießnitz erklärte die Wirkungsweise seiner Therapie schlicht vitalistisch: Das kalte Wasser stärke den Organismus und fördere dessen eigene Heilkraft (Selbstheilungskräfte). Das Wirkprinzip der Kälte bestehe darin, dass sie Wärme "erzeugt"; letztlich heile nicht die Kälte, sondern die Wärme. Das Gelingen der Kur zeige sich als Krise in Form etwa eines Hautausschlags oder einer Diarrhö. Durch Schwitzen und Trinken sollen die schlechten Stoffe, insbesondere auch Reste und Rückstände von "giftigen" Arzneien, aus dem Körper geleitet werden.
Ausbreitung und Weiterentwicklung der Hydrotherapie
Für die Ausbreitung der Heilweise von Prießnitz ist anfangs der Gymnasiallehrer Eucharius Ferdinand Christian Oertel (1765-1851) in Ansbach von größter Bedeutung [12]. Er gibt ältere Schriften und eine regelmäßige Quartalsschrift [13] heraus und ist Mitbegründer des Hydropathischen Hauptvereins (1832). Als nahezu fanatischer Anhänger der Kaltwassertherapie grenzt Oertel, der selbst vor keiner Behandlungsempfehlung zurückschreckt, diese dogmatisch von anderen Heilverfahren ab. Seitens der Medizin erfährt er verständlicherweise eine starke Ablehnung [14].
Oertel ist jedoch mehr als ein Propagandist von Prießnitz, er hat durchaus seine eigenen, abweichenden Anschauungen, wie schon 1835 festgestellt wurde [15]. Demnach ist bei Prießnitz die Nahrung deutlich kräftiger und "animalischer" als die mildnährende Pflanzenkost von Oertel. Und während Oertel eine mechanische Erwärmung als Vorbereitung auf die Kaltwasseranwendung vorsieht, erreicht Prießnitz die Erwärmung durch Schwitzen.
In den 1840er-Jahren werden weltweit nach dem Vorbild Gräfenbergs zahlreiche Kaltwasserheilanstalten gegründet - nicht nur in Europa einschließlich Frankreich und England, sondern auch an der Ostküste Nordamerikas. Die ärztlichen und nicht-ärztlichen Betreiber und Leiter solcher Wasseranstalten finden allesamt weniger Zulauf als Prießnitz, und sie verfolgen auch unterschiedliche Ziele.
Eigenständige dogmatische Konzepte entwickeln insbesondere J.H. Rausse (eigentlich Heinrich F. Franke, 1805-1848) und sein Neffe, der Apotheker Theodor Hahn (1824-1883), sowie der bayerische Arzt Dr. Lorenz Gleich (1798-1865) [16-18]. Letzterer empfängt entscheidende Anregungen von Johannes Schroth (1798-1856), einem Landsmann von Prießnitz [1].
Prießnitz im Urteil von Medizinern
Medizinhistoriker erklären die große Akzeptanz, die Prießnitz mit seinen Kaltwasserkuren findet, gern mit dem "romantischen" Zeitgeist (z.B. [9]). Stellvertretend sei hier die Meinung eines Zeitgenossen wiedergegeben:
Der Dresdner homöopathische Arzt Bernhard Hirschel (1815-1874) wirft bereits 1840 die Frage auf, warum die Begründung der Hydrotherapie vornehmlich von Laien ausging [10]. Er findet gleichermaßen die Sehnsucht nach einem "naturgemäßen Leben", die Achtung vor der Natur, das Aufheben des medizinischen Zunftzwanges und die Neigung des Volkes zum Selbstkurieren, dazu die mangelnde therapeutische Kompetenz der Ärzte, die durch dogmatische Streitereien untereinander noch verschlimmert werde.
Andererseits meint Hirschel, die Verbreitung der Wasserheilkunde werde durch Übertreibungen und Eigennutz von Kaltwasseranstaltsbesitzern behindert. Wasser könne auch krank machen. Die Vielfalt der Anwendungsformen erkläre die "mannigfachen Wirkungen". Wasser sei kein spezifisches Mittel, sondern sei ähnlich wie die herkömmlichen umstimmenden Badekuren einzuordnen. Wie die Homöopathie profitiere die Hydropathie von dem Wiederaufkommen der Humoralpathologie.
Zu Ärzten hat Prießnitz nach mehreren schlechten Erfahrungen ein gespaltenes Verhältnis. Er hält sie durch das Studium für verdorben und gibt sich dementsprechend kaum Mühe, bei ihnen Verständnis für seine Ideen zu wecken. Dennoch bezeichnen sich etliche akademische Ärzte als seine Schüler, so Dr. Josef Schindler, der nach dem plötzlichen Tod von Prießnitz (1851) den Kurbetrieb in Gräfenberg fortsetzt, und Wilhelm Winternitz (1835-1917), der 1861 bei Schindler die Prießnitzsche Kur kennen lernt. Später habilitiert sich Winternitz und erhält in Wien die erste Lehrkanzel für Hydrotherapie [11].
Von der Hydrotherapie zur Naturheilkunde
Nachdem der Wiener Arzt Sigmund Michael Granichstädten schon 1837 das Heilverfahren von Prießnitz als "naturgemäß" charakterisiert hatte [19], erscheint 1839 zum erstenmal in der Literatur der Begriff "Naturheilkunde", und zwar in einer anonymen Schrift des österreichischen Regierungsrates Johann Baptist Gross [20]. 1848 verwendet Gross als erster den Ausdruck "Naturheilverfahren" [18]. Es ist bemerkenswert, dass diese und ähnliche Bezeichnungen den Begriff "Hydropathie" im Zusammenhang mit den Bemühungen, die Prießnitzsche Wasserkur weiterzuentwickeln, allmählich ablösen [1].
In den 1880er- und 90er-Jahren führt Pfarrer Sebastian Kneipp (1821-1897) in Wörishofen die Hydrotherapie zu neuer, seit den Tagen von Prießnitz nicht gekannter Blüte [21]. Kneipp hätte wohl kaum die überwältigende Akzeptanz gefunden, wenn die Anschauungen von Prießnitz nicht in so starkem Maße im Bewusstsein der breiten Bevölkerung verankert gewesen wären. Andererseits wäre der Kneippkur wohl der nachhaltige Erfolg versagt geblieben, wenn Kneipp nicht eine vergleichsweise milde Form der Hydrotherapie vertreten hätte und diese mit weiteren Behandlungskonzepten, insbesondere der Phytotherapie, bereichert hätte.
Heute sind die Kneipp zugeschriebenen fünf Säulen (Wasser, Kräuter, Bewegung, Ernährung und Ordnung) die wesentlichen Elemente einer rationalen Naturheilkunde, die sich nicht total von der "wissenschaftlichen Medizin" abgrenzt, sondern wie diese in klinischen Studien mit reproduzierbaren Ergebnissen ihre Wirksamkeit nachweist und darüber hinaus die Wirkungsmechanismen erforscht.
Der "Wickel" blieb
Prießnitz war ein sehr erfolgreicher Therapeut und hatte eine außerordentlich große Anzahl von Patienten, Anhängern und Schülern. Neben der Betreuung der Kurgäste hat er insgesamt rund 30000 schriftliche Anweisungen an auswärtige Ratsuchende diktiert [4]. In der Gegenwart fühlt sich seinem Erbe insbesondere der Deutsche Naturheilbund verpflichtet, der aus den hydropathischen Vereinen bzw. Naturheilvereinen hervorgegangen ist und in Klammern die Bezeichnung "Prießnitz-Bund" führt.
Obwohl Prießnitz der große Wegbereiter der Naturheilkunde war, steht er heute im Schatten von Persönlichkeiten, die nach ihm kamen. Dies mag auch daran liegen, dass sein therapeutisches Konzept recht einseitig war. An den "Wasserarzt" und unerbittlichen Feind von Arzneimitteln erinnert noch heute im täglichen Leben der "Prießnitz-Wickel", ein probates Hausmittel insbesondere zur Vorbeugung von bakteriellen Infekten des Halses (Angina und Tonsillitis) und der Brust (Bronchitis).
Kastentext: Schrothkur
Johannes Schroth, ein ehemaliger Schulkamerad von Prießnitz, entwickelte eine Naturheilweise, die der Prießnitzschen Wasserkur in vielem geradezu entgegengesetzt war (z.B. Dursttage). Er baute in Nieder-Lindewiese (Lipová lázn) in der Nachbarschaft von Gräfenberg einen eigenen, 1840 offiziell genehmigten Kurbetrieb auf. Mit seiner Kur fand er zwar erst spät, dafür aber umso dauerhafter Anerkennung.
Zitate
Prießnitz schuf erstmals einen Kurort, in dem der Gast nicht halb als Kranker, halb als Vergnügungssuchender, sondern ganz seiner Gesundheit lebte. Dies hatte trotz aller Vorschläge vor ihm noch keiner erreicht. Alfred Martin [22]
Zur Kur gehört Charakter. Vinzenz Prießnitz (zit. nach [8])
Dieser Mann, ein ungeschulter Bauer, wurde durch seine natürliche und scharfe Beobachtungsgabe, durch die von Wissen und Theorien ungehemmte Energie und einen seltenen Scharfsinn für die Technik schöpferisch, für die Therapie zum großen und glücklichen Empiriker. Wilhelm Winternitz über Prießnitz [11]
Ich unterstütze nur die Natur. Diese heilt dann die Krankheit von selbst. Vinzenz Prießnitz (zit. nach [23])
Das hier angegebene Heilverfahren (von Prießnitz) nenne ich ein naturgemäßes, im Gegensatz zum künstlichen, weil es die Heilung einzig durch natürliche, einfache, dem menschlichen Organismus nicht nur zuträgliche, sondern zum Leben unentbehrliche Potenzen, durch Wasser, Luft, Bewegung und Nahrung bewirket. S. M. Granichstädten [19]
Literatur und Anmerkungen
[1] Hentschel, Hans-Dieter: Von der Kaltwasser-Behandlung zum Naturheilverfahren. Physikal. Therapie 18, 604-613 und 673-680 (1997). [2] Fitz, Rudolf: Freiwaldau-Gräfenberg [...] ein Heimatbuch. Kirchheim u.T. 1987. [3] Inwieweit er durch volksmedizinische Traditionen im schlesischen Raum beeinflusst wurde, beispielsweise indirekt oder direkt durch die Schrift des Arztes Johann Siegmund Hahn (1696-1773) "Unterricht von Krafft und Würckung des frischen Wassers", Breslau 1738, ist nicht geklärt. [4] Philo vom Walde: Vincenz Prießnitz. Sein Leben und Wirken. Zur Gedenkfeier seines hundertsten Geburtstages. Berlin 1898.- Philo vom Walde (eigentlich J. Reinelt) war Geschäftsführer des Prießnitz-Bundes. [5] Das im Auftrag der k.k. österreichischen Staatsbehörde erstattete Gutachten des Dr. v. Türkheim aus dem Jahre 1837 findet sich abgedruckt im "Wasserfreund" von 1843, S. 186-191. [6] Held-Ritt, Ernst v.: Prissnitz [sic] auf Gräfenberg oder treue Darstellung seines Heilverfahrens mit kaltem Wasser. Wien 1837. Neu herausgegeben von Christian Andree. Würzburg 1988. [7] Brauchle, Alfred: Naturheilkunde in Lebensbildern. Leipzig 1937. 2. Aufl. Stuttgart 1951. [8] Selinger, Joseph Engelbert Maximilian: Gräfenberg - Einladungen, Mittheilungen, Betrachtungen. Wien 1841. Neuauflage unter dem Titel: Vincenz Prießnitz - eine Lebensbeschreibung. Wien 1852. - Selinger wirkte in Wien als Direktor der kaiserlichen orientalischen Akademie. [9] Reis, V. van der: Die Geschichte der Hydrotherapie von Hahn bis Prießnitz. Berlin 1914. [10] Hirschel, Bernhard: Hydriatica oder Begründung der Wasserheilkunde. Leipzig 1840. [11] Winternitz, Wilhelm: Die Hydrotherapie auf physiologischer und klinischer Grundlage. 2 Bde., Wien/Leipzig 1877/80. 2. Aufl. 1890. [12] Jütte, Robert: Geschichte der Alternativen Medizin. München 1996. - Für Jütte, S. 116, ist Oertel "ein bienenfleißiger, propagandistisch erfolgreicher Epigone und Vermittler, dem die spätere Naturheilkunde-Bewegung viel zu verdanken hat". [13] Die allerneuesten Wasserkuren - ein Heilschriftchen für Jedermann. 18 Hefte. Nürnberg, 1829-1837. Fortsetzung unter dem Titel: Prof. Oertel's hydropathische Quartalschrift, welche das Neueste aus der Wasserheilkunde enthält, 1837-1841. [14] Baumgarten, Alfred: Ein Fortschritt des Wasserheilverfahrens - Untersuchung und Kritik der Systeme Prießnitz und Kneipp. Wörishofen 1901, S. 25: "Oertel war nämlich ein geradezu ausschweifend polemischer Charakter und verdarb durch seine leidenschaftlichen Angriffe auf alle gesetzmäßigen ärztlichen Verhältnisse und durch seine ekstatisch übertriebenen Anpreisungen des unmäßigen Wassertrinkens bei kritischen Leuten den Eindruck, den er sonst mit manchen seiner recht fleißigen, wissenschaftlichen Erhebungen über das kalte Wasser und dessen Gebrauch zu allen Zeiten immerhin wohl hätte machen können." [15] Kurtz, Th. E.: Über den Werth der Heilmethode mit kaltem Wasser nebst Vergleichung der Verfahrensart des Professors Oertel mit der des Vinzenz Prießnitz. Leipzig 1835. [16] Rausse, J. H.: Anleitung zur Ausübung der Wasserheilkunde. Hrsg. Th. Hahn. Leipzig 1850. [17] Hahn, Theodor: Praktisches Handbuch der naturgemäßen Heilweise. Leipzig 1865. [18] Gleich, Lorenz: Über die Nothwendigkeit einer gänzlichen Umgestaltung der sogenannten Heilwissenschaft unserer Tage. Augsburg 1848. [19] Granichstädten, Sigmund Michael: Handbuch der Wasserheillehre, Hydriasiologie oder des naturgemäßen geregelten Heilverfahrens mit kaltem Wasser. Wien 1837. [20] Ein Menschenfreund (J. B. Gross): Das kalte Wasser als vorzügliches Beförderungsmittel der Gesundheit und ausgezeichnetes Heilmittel in Krankheiten. Wien 1837. - In der 3. Aufl., 1839, erscheint der Begriff "Naturheilkunde". [21] Caesar, Wolfgang: Sebastian Kneipp †1897 - zum 100. Todestag eines "Helfers der Menschheit". Dtsch. Apoth. Ztg. 137, 2368-2372 (1997). [22] Martin, Alfred: Deutsches Badewesen in vergangenen Tagen. Jena 1906. [23] Colomb, M. v.: Vinzenz Prießnitz und dessen Wasserheilmethode zu Gräfenberg. Breslau 1850.
In diesem Jahr jährte sich zum 200. Mal der Geburtstag von Vinzenz Prießnitz. Er heilte mit kaltem Wasser in Form von Bädern, Umschlägen ("Wickeln") und Güssen und lehnte die Therapie mit jeglichen Arzneimitteln vehement ab. Aber er war zugleich der wichtigste Wegbereiter der Naturheilkunde, in derem Schoß sich im späten 19. Jahrhundert auch die Phytotherapie etablierte.
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